Sylt. Seit mehr als 20 Jahren ist Holger Bodendorf der Chef vom Landhaus Stricker. Dort hält er sich an einem Ort am liebsten auf.

Dieser Mann ist Hotelier, Gastgeber und Spitzenkoch in einer Person: Die Rede ist von Holger Bodendorf, der auf Sylt seit mehr als 20 Jahren das Landhaus Stricker in Tinnum führt. Und bereits seit 2002 ist sein Restaurant mit dem Namen Bodendorf‘s durchgehend mit dem begehrten Michelin-Stern ausgezeichnet.

Zudem wurde das Landhaus Stricker 2023 vom Schlummer Atlas zum „Hotel des Jahres“ gekürt und der Hausherr persönlich zum „Hotelier des Jahres“. Das sei der Ritterschlag gewesen, sagt Bodendorf beim Abendblatt-Gespräch und betont: „Ich sehe das aber nicht als Auszeichnung für mich persönlich an, sondern für all die Menschen, die hier arbeiten. Denn Gastronomie und Hotellerie funktionieren nur mit den Mitarbeitern.“

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Landhaus Stricker Sylt: Was dem Sternekoch in seinem Hotel ein Herzensanliegen ist

Das Team immer wieder aufs Neue zu motivieren, ist ihm ein Herzensanliegen. „Die Mitarbeiter sollen mit guter Laune zur Arbeit kommen und auch später wieder positiv gestimmt nach Hause gehen.“

Eine der Junior-Suiten im Landhaus Stricker in Tinnum auf Sylt.
Eine der Junior-Suiten im Landhaus Stricker in Tinnum auf Sylt. © Ydo Sol | Ydo Sol

Sein Reich besteht aus zwei Gebäuden. Den exklusiven Rundgang mit dem Abendblatt startet Bodendorf im Fünf-Sterne-Superior-Hotel. Im vergangenen Jahr wurden die 38 Zimmer und Suiten neu gestaltet. „Wir haben Wert auf edle, hochwertige Materialien gelegt, die aber auch unseren Ansprüchen der Nachhaltigkeit gerecht werden.“

Die Möbel wurden in Deutschland gefertigt, sind beispielsweise aus der Manufaktur JAB Anstoetz in Bielefeld. Der Hausherr mag es farbenfroh, die Sofas und Sessel sind mit Samt in einem frischen Rosa und leuchtenden Grün bezogen. Als Fußbodenbelag wurde edles Parkett gewählt, die Bäder wurden mit Natursteinen ausgestattet. Die Thermostate sind mit der Hotelsoftware gekoppelt. Bodendorf: „Die Heizung wird nur dann angeschaltet, wenn wir eine Anreise für das Zimmer oder die Suite erwarten.“

Ein Blick in die elegante Bibliothek vom Landhaus Stricker in Tinnum auf Sylt.
Ein Blick in die elegante Bibliothek vom Landhaus Stricker in Tinnum auf Sylt. © Ydo Sol | Ydo Sol

Holger Bodendorf machte Kochausbildung in Niendorf an der Ostsee

Für Holger Bodendorf, der in Heiligenhafen an der Ostsee geboren wurde, steht fest: „Wir müssen unsere Gäste für das Thema Nachhaltigkeit sensibilisieren und die Mitarbeiter auch.“ Und er nennt auch gleich ein Beispiel: „Mein Ziel wäre es, dass unsere Zimmermädchen eine halb leere Mineralwasserflasche nach einer Abreise nicht zurück in den Kasten stellen, sondern damit die Blumen gießen.“

Der 56-Jährige führt weiter durch den 700 Quadratmeter großen Wellnessbereich mit Pool, Saunen und einem großzügigen Fitnessstudio, das er auch selber fast täglich eine Stunde nutzt.

Direkt gegenüber vom 2001 eingeweihten Hotelgebäude liegt ein typisches, weißes Friesenhaus, das zum Teil noch aus dem Jahr 1784 stammt. Eines der beiden Restaurants in dem Haus trägt deshalb auch den Name Siebzehn84, hier setze man fast ausschließlich auf regionale Produkte, sagt Bodendorf, der seine Kochausbildung in den 1980er-Jahren im Hotel Yachtclub in Niendorf an der Ostsee absolviert hat.

Das Restaurant Siebzehn84 im Landhaus Stricker in Tinnum auf Sylt empfängt die Gäste mit moderner Kunst an den Wänden.
Das Restaurant Siebzehn84 im Landhaus Stricker in Tinnum auf Sylt empfängt die Gäste mit moderner Kunst an den Wänden. © Ydo Sol | Ydo Sol

Sylt: Restaurant Bodendorf‘s hat seit mehr als 20 Jahren Michelin-Stern

Die historischen Gasträume sind modern eingerichtet. An den Wänden hängen Werke des bekannten norddeutschen Pop-Art-Künstlers Devine Miles, nach dem auch die stylische Bar des Hauses benannt ist.

Das Herzstück in dem Friesenhaus ist das Gourmetrestaurant Bodendorf‘s, das sich neben dem Michelin-Stern auch mit 18 Gault&Millau-Punkten schmückt. Dort werden den Gästen an vier Abenden pro Woche, wenn es zum Abschluss auch noch Käse sein darf, bis zu zehn Gänge serviert. Es stehen maximal 24 Plätze zur Verfügung. „Wir sind da völlig entspannt und freuen uns auch darüber, wenn jemand nur zwei Gänge bestellt“, sagt Bodendorf.

Sylt: Spitzenkoch steht in seinem Restaurant jeden Tag am Herd

„In unserem Gourmetrestaurant erwartet der Gast etwas ganz Besonderes, dementsprechend wähle ich auch die Produkte aus“, erläutert der Sternekoch, zu dessen beruflichen Stationen in jungen Jahren auch das Hamburger Grandhotel Atlantic gehörte. „Da muss es dann die Jakobsmuschel aus Norwegen sein oder der Steinbutt aus der Bretagne.“

Der Norddeutsche hat auch nach mehr als 40 Jahren im Beruf noch viel Spaß an der Arbeit: „In der Regel stehe ich im Bodendorf‘s jeden Abend am Herd – für mich ist das Kochen das Schönste am Tag. Das Anrichten überlasse ich dann meinem Küchenchef Denis Brühl.“

Jeder Gang wird von einem der Köche persönlich serviert und erklärt. Natürlich lässt sich das auch Bodendorf nicht nehmen. „Es ist mir wichtig, den persönlichen Kontakt mit den Gästen zu pflegen und auch immer ein paar Worte miteinander zu wechseln.“

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Sylt ist für Sternekoch Holger Bodendorf eine Genussinsel

Der zweifache Vater – sein Sohn studiert in Hamburg – lebt mit seiner Familie in Tinnum. Dass er vor mehr als 30 Jahren nach Sylt gekommen ist, hat der Norddeutsche nie bereut: „Ich lebe auf einer Urlaubsinsel – und so fühle ich mich auch. Es ist einfach nur schön, im Sommer zum Beispiel spontan am Nachmittag mit meiner kleinen Tochter an den Strand zu gehen.“

Bereits vor seinem Wechsel ins Landhaus Stricker hatte Bodendorf Erfolg auf der Insel: „Im Jahr 2000 habe ich im Restaurant Veneto in Wenningstedt meinen ersten Michelin-Stern bekommen.“

Übrigens lässt sich der Spitzenkoch auch gerne mal in der hiesigen Gastronomieszene verwöhnen. Er sei total entspannt beim Essengehen und froh darüber, dass es so viele tolle Köche auf Sylt gebe. Zum Abschluss bringt es Holger Bodendorf auf den Punkt: „Davon profitiert die gesamte Destination. Sylt ist eben eine Genussinsel.“