Sylt. Silke von Bremen stellt ihr Buch „Stumme Zeit“ Ende Februar an einem besonderen Ort auf der Insel vor. Worum es in dem Werk geht.
Draußen scheint die Sonne, durch die Terrassentür schauen drei Hühner neugierig in das lichtdurchflutete Wohnzimmer. Hier am Holztisch in ihrem Haus in Westerland auf Sylt empfängt Silke von Bremen das Abendblatt zum Gespräch.
Es gibt viel zu erzählen. Vor 35 Jahren ist die gebürtige Niedersächsin, die auf einem Obsthof im Alten Land aufgewachsen ist, auf Sylt sesshaft geworden. Der Liebe wegen. Beim gemeinsamen Geografiestudium in Kiel hatte sie ihren Mann Hans Jessel kennengelernt – der bekannte Fotograf ist waschechter Insulaner.
Sylt: Silke von Bremen schrieb auch „Gebrauchsanweisung für Sylt“
Seit 25 Jahren schon bietet von Bremen Gästeführungen mit Tiefgang über die Insel an. Ist auch sozial engagiert, gründete bereits 2008 den Förderverein „TelefonSeelsorge Sylt“, hat sich als Autorin mit ihrer „Gebrauchsanweisung für Sylt“ einen Namen gemacht.
Das Buch ist in inzwischen in der zwölften, überarbeiteten Auflage erhältlich. In dem Werk gibt sie ihr Insiderwissen über die Insel preis. Und jetzt bringt die umtriebige 65-Jährige ihren ersten Roman heraus, der den Titel „Stumme Zeit“ trägt.
Das Buch erscheint im renommierten Schweizer Dörlemann Verlag und ist ab dem 22. Februar im Handel erhältlich: „Die Premierenlesung ist am 23. Februar um 17 Uhr in St. Severin in Keitum. Diese Kirche hat eine wunderbare Atmosphäre. Und ich bin der Pastorin und dem Kirchenvorstand sehr dankbar dafür, dass sie mir die Möglichkeit geben, diesen besonderen Ort für die Vorstellung meines Debütromans zu nutzen“, sagt von Bremen im Abendblatt-Gespräch.
Roman von Sylter Gästeführerin – „es geht um Schicksale“
Die Moderation übernimmt übrigens Dora Heldt – eine Bestsellerautorin, die auf Sylt geboren wurde. Kurzentschlossene können sich noch auf der Internetseite Insel-Sylt.de Karten sichern.
Worum geht es in „Stumme Zeit“? „Ich möchte mit meinem Roman unsere Wahrnehmung auf den Prüfstand stellen. ‚Stumme Zeit‘ spielt in den 70er-Jahren. Es geht um Menschen, die ihre Kindheit auf Schultern von denen verbracht haben, die im Dritten Reich gelebt haben. Es geht um Schicksale“, erklärt von Bremen.
„Die beiden Protagonisten Helma und Rudi kennen sich seit ihrer Kindheit. Jetzt sind die beiden um die 40. Und es gibt einen Auslöser, der dazu führt, dass sie miteinander über ein bisheriges Tabu sprechen.“
Sylt: Nordseeinsel wird im Buch nicht erwähnt, diente aber als Vorlage
Über die früh verstorbene Mutter von Helma sei immer geschwiegen worden, und auch um die Mutter ihres Kindheitsfreundes Rudi gibt es ein Geheimnis, sie verschwand während des Krieges und kam nie zurück.
Die Autorin sagt: „Es entwickelt sich eine dynamische Geschichte. Es geht um Verlust und Trauer.“ Und „Stumme Zeit“ zeige, wie man diese überwinden kann. Die Suche nach der Wahrheit führe Helma und Rudi in dunkle Kapitel ihrer Insel.
Übrigens hat diese Insel in dem Roman keinen Namen. Aber trotzdem ist Deutschlands beliebteste Urlaubsdestination sozusagen die Vorlage. „Wer Sylt kennt, wird die wunderbaren Orte, die in ,Stumme Zeit‘ beschrieben werden, wiedererkennen.“
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Dass das Buch entstanden ist, ist der Programmmacherin eines bekannten deutschen Verlags zu verdanken, die häufig an von Bremens Gästeführungen auf der Insel teilgenommen hat. „Christine Steffen-Reimann hat mich immer ermutigt, einen Geschichtsroman zu schreiben.“ Lange zögerte von Bremen, ein erster Versuch scheiterte. Erst nach dem Tod Steffen-Reimanns nahm das Projekt Fahrt auf.
Zum Schreiben zog sich die Autorin zwei Winter lang immer wieder für eine gewisse Zeit in ihre Wohnung in Hamburg-Ottensen zurück. Dort hat sie sich ausschließlich auf den Text konzentriert, am Ende wurden daraus 400 Seiten.
Silke von Bremen ist seit 25 Jahren Gästeführerin auf Sylt
Buchhandel und Presse, die bereits im Vorfeld Leseexemplare erhielten, reagieren laut der Autorin „ziemlich begeistert“. Das Buch ist noch nicht im Handel, aber es gibt bereits weitere Termine für Lesungen – wie zum Beispiel am 18. April in der Buchhandlung Schaumburg in Stade, von Bremens Geburtsort.
Wenn bald die Feriensaison auf Sylt beginnt, wird von Bremen wie seit 25 Jahren ihrer Leidenschaft nachgehen und Gästeführungen anbieten. Allerdings inzwischen nicht mehr für offene Gruppen, sondern individuell. „Ich bespreche vorab mit den Teilnehmern, was sie interessiert.“
Und dabei will sie die Geschichte der Insel vermitteln. Auch die der Bausünden. Wer sich für Architektur interessiert, dem bringt von Bremen beispielsweise die Hintergründe der in den 1970er-Jahren entstandenen Hochhäuser näher, die sie als Betonklötze bezeichnet.
Sylt: Silke von Bremen wünscht sich ein gemeinsames Inselparlament
Silke von Bremen ist zudem engagiert im Bürgernetzwerk „Merret reicht‘s – aus Liebe zu Sylt“ und setzt sich für Themen wie bezahlbaren Wohnraum ein, fordert einen kritischeren Umgang mit Investoren bei bedeutenden Immobilienprojekten. Auch der Verkehrskollaps zur Urlaubszeit ist ihr ein Dorn im Auge.
Das Problem sei, dass es auf Sylt mehrere Gemeinden gebe, die eher gegeneinander als miteinander arbeiten. Silke von Bremen hat einen interessanten Vorschlag, um die Herausforderungen zu lösen: „Wir brauchen ein gemeinsames Inselparlament.“