Hamburg. Auf dem Areal entstehen Hunderte Wohnungen mit günstigen Mieten. Erste Bewohner ziehen 2024 ein. Die Details des XXL-Projekts.
Der Dünenpark ist aktuell das größte Bauvorhaben auf Sylt. In List, dem nördlichsten Ort Deutschlands, entwickelt die BIG-Bau rund 300 Miet- und Eigentumswohnungen sowie Reihenhäuser. Außerdem sind 62 Ferienhäuser unter Reet geplant. Der Standort ist das rund 18 Hektar große Areal der ehemaligen Marineversorgungsschule.
Die Gesamtinvestition liegt bei rund 300 Millionen Euro. Im Frühjahr 2024 sollen die ersten Mieter in die fünf Schwestern einziehen – so werden die langgezogenen Backsteinbauten aus den 40er-Jahren genannt, in denen früher die Gemeinschaftsunterkünfte untergebracht waren.
Sylt: Dünenpark – Mietwohnungen ab 6,50 Euro pro Quadratmeter
Die Gebäude werden kernsaniert und modernisiert. Aktuell werden die Fenster eingebaut und demnächst Balkone vor die Fassade gesetzt. Jetzt entsteht hier Wohnraum für Insulaner.
„Ein Teil der 105 Mietwohnungen ist öffentlich gefördert. Wer einen entsprechenden Bedarfsschein hat, kann hier für 6,50 Euro pro Quadratmeter kalt einziehen. Weitere Wohnungen bieten wir preisgedämpft für maximal 10,50 Euro kalt pro Quadratmeter an“, sagt Marc Weinstock.
Den geschäftsführenden Gesellschafter der BIG-Bau trifft das Abendblatt zu einem exklusiven Ortstermin auf der Dünenpark-Baustelle. Der BIG-Chef führt weiter zu den Kliffhäusern. Hier entstehen in elf dreistöckigen Gebäuden 110 Eigentumswohnungen. Diese sollen Anfang 2025 bezugsfertig sein.
Eigentumswohnungen dürfen nicht an Urlauber vermietet werden
Mit der Vermarktung wurde bereits begonnen – und die Nachfrage sei groß, sagt BIG-Vertriebsleiterin Maike Schwerdtfeger. Die Kaufpreise erscheinen mit durchschnittlich 9500 Euro pro Quadratmeter für die 70 bis 210 Quadratmeter großen Wohnungen für Sylter Verhältnisse vergleichsweise günstig.
Aber das hat wohl auch mit den Auflagen zu tun. „Wer die Wohnungen kauft, muss diese selbst als Erstwohnsitz bewohnen oder aber an Menschen vermieten, die dann hier dauerhaft leben“, sagt Schwerdtfeger.
Heißt: Die Wohnungen in den Kliffhäusern können nicht lukrativ als Ferienappartements vermietet oder als Zweitwohnsitz genutzt werden. „Das Besondere am Dünenpark ist, dass hier an einem Standort flächendeckend dringend benötigter Wohnraum für Insulaner entsteht“, sagt Schwerdtfeger, die auf der rund 90 Quadratmeter großen Terrasse in einem der 210-Quadratmeter-Penthouses steht. Davon gibt es elf Stück, und dieses wurde bereits verkauft.
Sylt: Dünenpark – mit größter Tiefgarage auf der Insel
Was der Käufer dafür bezahlt hat, verrät Schwerdtfeger nicht. Aber es dürften mehr als drei Millionen Euro gewesen sein – inklusive Meerblick. Wir sind jetzt ganz unten angekommen. Nämlich am Eingang zur Tiefgarage, die unter den Kliffhäusern verläuft. Das sei die größte zusammenhängende Tiefgarage auf Sylt mit einer Länge von rund 200 Metern und 173 Stellplätzen, sagt Weinstock, der seinen Hovawart-Rüden Loki mitgebracht hat.
Das Areal hat die BIG-Bau bereits im Dezember 2018 von einer Investorengruppe gekauft. Es gab durchaus Gegenwind aus der Bevölkerung. Der erste Spatenstich erfolgte erst im August 2021. „Das mit dem Planungsrecht hat sich etwas hingezogen“, sagt Weinstock, zieht aber rund zwei Jahre nach dem Baustart ein positives Resümee. „Wir sind im Zeitplan und arbeiten sehr gut mit den von uns beauftragten Handwerkern, dem Kieler Architekturbüro Ax5 als Generalplaner und der Gemeinde List zusammen.“
Dünenpark auf Sylt: Kita zieht in das ehemalige Stabsgebäude
Zahlreiche Gebäude wurden auf dem Areal abgerissen, aber einige – wie das imposante ehemalige Stabsgebäude aus den 30er-Jahren – bleiben erhalten. Dort wird voraussichtlich Ende 2024 eine Kita mit 150 Plätzen, eine Bäckerei, eine Arztpraxis und ein Co-Working-Space einziehen. Die Arbeitsplätze sollen dann jedem, egal ob Bewohner oder Urlauber, zur Verfügung stehen.
In der Nähe steht ein ebenfalls altes Backsteingebäude mit Aula und Schwimmbad. Die Poolsanierung ist ein Thema, das die Insulaner und die Politik seit Jahren beschäftigt.
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Wie das Abendblatt berichtete, stimmte die Gemeindevertretung List im Februar 2023 dafür. Laut Beschlussvorlage geht es dabei zunächst um das grundsätzliche Interesse der Gemeinde, einen Verband mit allen Inselgemeinden zu gründen. Diese müssten dann für etwa 2,6 Millionen Euro der Sanierungskosten aufkommen.
Noch keine Entscheidung über Sanierung der Schwimmhalle
Eine Entscheidung gibt es dazu aber noch nicht. Im exklusiven Abendblatt-Gespräch sagt Weinstock: „Diese Schwimmhalle hat eine große Bedeutung für den Schul- und Vereinssport auf der Insel, hier haben die Kinder das Schwimmen gelernt. Es ist das einzige Schwimmbad, das mit Süßwasser gespeist wird. Uns ist daran gelegen, dass wir möglichst schnell mit der Sanierung beginnen können.“
Aber erst mal müssten sich die Sylter Gemeinden untereinander einig werden. Der Projektentwickler hat zugesagt, dass die BIG-Bau vier Millionen Euro für die Sanierung der Schwimmhalle – die etwa 7,5 Millionen Euro kosten würde – zur Verfügung stellt. Rund eine Million Euro seien an Fördermitteln des Bundes verfügbar, so Weinstock.
Direkt gegenüber werden 24 Reihenhäuser gebaut. Diese sind bereits verkauft. Hier wird mit dem Innenausbau begonnen, und die ersten Käufer sollen spätestens im März 2025 einziehen. „Diese Häuser werden nur an Insulaner verkauft“, betont Schwerdtfeger. Die Immobilien mit rund 145 Quadratmeter Wohnfläche kosten 500.000 Euro.
Dünenpark Sylt: 62 Ferienhäuser unter Reet werden gebaut
Weiter geht es vorbei an freien Baufeldern, die Insulaner erwerben und dort Einzel- oder Doppelhäuser bauen können. Auf diesen Grundstücken ist Platz für bis zu 15 Einheiten. Das Gelände ist groß, deshalb ist Platz für eine weitere Projektentwicklung.
Und nun kommen auch wieder klassische Investoren zum Zuge: Denn hier werden 62 Ferienhäuser unter Reet gebaut, verschalt mit Backstein im Friesenstil. Geplant sind 87 Wohneinheiten. Die Kaufpreise liegen bei rund 13.400 Euro pro Quadratmeter.
Die ersten Musterhäuser befinden sich im Rohbau, mit einer Fertigstellung wird im zweiten Quartal 2024 gerechnet. Mit der Vermarktung wurde bereits begonnen. Auch hier gibt es eine Besonderheit. „Die Käufer können die Häuser sechs Wochen pro Jahr nutzen. Im übrigen Zeitraum werden diese an Feriengäste vermietet“, sagt Schwerdtfeger.
Dünenpark-Entwickler ist Aufsichtsratschef vom THW Kiel
Die BIG-Bau existiert seit mehr als 70 Jahren und hat 250 Mitarbeiter an neun Standorten. An dem Unternehmen war bis 2011 unter anderen die HSH Nordbank beteiligt. Marc Weinstock war bis 2010 der Vorstandsvorsitzende der Tochter HSH Real Estate.
Seit 2012 ist der 56-Jährige geschäftsführender Gesellschafter der BIG-Bau. Aber sein Herz schlägt nicht nur für die Projektentwicklung. Der promovierte Steuerexperte ist Aufsichtsratsvorsitzender des Handball-Rekordmeisters THW Kiel und ist seit geraumer Zeit auch in der Gastronomie aktiv. „In der Nähe meines Wohnhauses direkt am Nord-Ostsee-Kanal stand fast 20 Jahre lang das beliebte Ausflugslokal Margaretental leer. Wir haben diese Immobilie 2019 erworben und umfassend modernisiert.“
Seit 2021 wird den Gästen hier – besonders beliebt ist die Terrasse mit Wasserblick – „regionale Küche“ serviert. „Wir wollen die kulinarische Vielfalt Schleswig-Holsteins präsentieren, und das machen Jan Horstmann und sein Team mit viel Leidenschaft“, sagt Weinstock. Eigentlich schlug sein Herz immer für die Ostsee. Aber seit dem Dünenpark-Projekt hat der Immobilienexperte auch seine Liebe zu Sylt entdeckt. Bis zu dreimal im Monat ist Marc Weinstock geschäftlich hier – und kommt inzwischen auch als Urlauber auf die Insel.