Sylt. Kristina Kosakowski-Sammann wagte einen Seitenwechsel. Dafür ging die Marketingexpertin auf die Insel. Was sie Nachahmern rät.
Der Blick von Kristina Kosakowski-Sammann schweift über das Wattenmeer. Die Gastgeberin vom Hotel Strand am Königshafen steht auf dem Balkon einer Suite. Das Haus liegt in List auf Sylt und ist „das nördlichste Hotel Deutschlands“, weiß die gebürtige Hamburgerin zu berichten. Es liegt unweit vom Lister Ellenbogen mit seiner beeindruckenden Dünenlandschaft.
Seit Februar dieses Jahres leitet die 56-Jährige die schicke Herberge mit 41 Zimmern und Suiten und trägt die Verantwortung für 18 Mitarbeiter.
Sylt: Plötzlich Hotelchefin – der Weg einer Quereinsteigerin
Die gute Laune der Mutter eines 26-jährigen Sohnes ist ansteckend. Beim Rundgang mit dem Abendblatt durch das Haus wird sofort deutlich: Diese Frau hat alles im Blick. Sei es, was das Frühstückbüfett angeht, oder auch bei der Führung durch den Wellnessbereich mit Pool – ihr fällt auf, wenn etwas nicht zu 100 Prozent stimmt.
Jetzt würde es naheliegen zu denken, dass Kosakowski-Sammann über eine lange Erfahrung in der Branche verfügt. Aber sie ist tatsächlich Quereinsteigerin. „Ich brauchte 2019 einfach eine Auszeit von meinem Beruf. Ich war damals im Marketing für einen Verlag tätig, wollte eine Denkpause und musste mal raus. Meine Wahl fiel auf meine Lieblingsinsel Sylt.“ Sie entschied sich für einen Seitenwechsel und arbeitete vier Wochen lang als Aushilfe im Frühstücksservice in einem Hotel in Westerland.
Danach kehrte sie mit einigen Eindrücken und Erfahrungen wieder in ihren Job nach Hamburg zurück. Als Kosakowski-Sammann im September 2020 erfuhr, dass die Leitung des Hauses in Westerland nicht mehr an Bord ist, hat sich die vielseitige Powerfrau initiativ beworben. „Ich habe meinen Hut in den Ring geworfen, gesagt, dass ich noch nie ein Hotel geleitet habe, dafür aber stark in Marketing und Teamführung bin.“
Hotel an der Nordsee: Kristina Kosakowski-Sammann ist eine leidenschaftliche Gastgeberin
Dazu sollte man wissen: Bevor sie eine Ausbildung zur Versicherungskauffrau bei der damaligen Hamburg-Mannheimer in den 80er-Jahren in Hamburg machte, hatte Kosakowski-Sammann eine Lehre in einem Hotel in der Heide begonnen – aber damals nicht abgeschlossen.
Seit acht Monaten ist sie nun im Hotel Strand am Königshafen an Bord und sagt: „Ich wusste, dass ich in diese Branche gehöre. Ich mag es, Gästen einen gemütlichen, familiären Rahmen zu schaffen, in dem sie sich ab der ersten Minute entspannen, und daran arbeite ich gemeinsam mit meinem Team im Hintergrund. Ich liebe es, Menschen mit meiner Energie und Ausstrahlung ein gutes Gefühl zu geben.“
Da gehört natürlich ein Schnack dazu, und der ergibt sich schnell, wenn die aufgeschlossene Chefin ihre regelmäßigen Rundgänge durch das Hotel macht.
Instagram und Facebook: Die sozialen Medien nutzen, um Gäste zu erreichen
Und wie geht sie mit Kritik von Gästen um? „Es kommt wenig vor, aber ich bin ein Mensch, der privat und geschäftlich Dinge direkt anspricht. Wenn es was zu klären gibt, dann wird das natürlich gemacht. Ich bin niemand, der sich versteckt. Gerade haben wir wieder eine Auszeichnung von einem Reiseportal für die Gästezufriedenheit bekommen. Das zeigt für mich, dass wir hier als Team vor Ort vieles richtig machen.“
Seit einem halben Jahr baut die Marketingexpertin unter anderem die Aktivitäten in den sozialen Medien für das Hotel Strand am Königshafen aus. „Wir sind bei Facebook und Instagram aktiv. Die Zahl unserer Follower wurde in den vergangenen Monaten deutlich erhöht, wodurch Aktionen platziert und die ein oder andere Buchungslücke geschlossen werden konnte.“
Für Kosakowski-Sammann steht fest: „Die Tourismusbranche muss aus meiner Sicht umdenken und sich anders positionieren, denn die Gäste kommen nicht mehr ganz so selbstverständlich wie vor einigen Jahren. Das Nutzungsverhalten der Endverbraucher hat sich schon deutlich verändert.“
Sylt: Kristina Kosakowski-Sammann hat ihren Mann im Roten Kliff in Kampen kennengelernt
Die Liebe zu der Nordseeinsel begleitet Kosakowski-Sammann schon seit Jahrzehnten. Nicht nur, dass sie ihren Mann Lars vor 30 Jahren im Club Rotes Kliff in Kampen kennenlernte, auch ihr Sohn wurde in der Kirche St. Severin getauft.
Im beschaulichen Keitum liegt auch heute ihr Domizil. „Wenn ich morgens mit lauter Musik entlang am Wattenmeer zum Hotel fahre, bin ich einfach die glücklichste Frau, denn für mich ist es der schönste Arbeitsweg zum tollsten Arbeitsplatz der Welt.“
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Ihre Heimat ist Seevetal am Rand von Hamburg. Dort lebt die gesamte Familie, und auch hier kann Kosakowski-Sammann nicht still sitzen. Sie engagiert sich ehrenamtlich im Verein „Hilfe für krebskranke Kinder Seevetal e.V.“ Am 7. Oktober steht das nächste Großevent – eine Benefiz-Gala im Privathotel Lindtner – an, um Geld für das Kinderkrebszentrum im UKE zu sammeln.
Sylt: Kristina Kosakowski-Sammann möchte Mutmacherin für andere sein
Auf Sylt hat sich die Hotelchefin gut eingelebt. „Die Insel ist wie ein Dorf. Einerseits ist das super schön, denn man findet immer Hilfe, wenn man etwas braucht. Andererseits muss man aber natürlich als präsenter Mensch auch damit klarkommen, dass Menschen, die einen vielleicht noch nie getroffen haben, immer mal mehr über einen wissen als man selbst.“
Die Gastgeberin möchte eine Mutmacherin für andere sein. „Wichtig ist es, egal in welchem Alter, offen für Veränderungen zu sein und neugierig auf den nächsten Tag zu bleiben. Dinge wollen ausprobiert und Leben gelebt werden. Man kann immer wieder neu abbiegen, und man sollte nie zu stolz für ein Zurück sein. Ich bin mir sehr sicher, dass ich auch in Hamburg schnell wieder einen Job finden würde.“
Doch daran verschwendet sie keinen Gedanken. Kristina Kosakowski-Sammann hat derzeit nicht vor, wieder die Seiten zu wechseln.