Hamburg. Nicht nur bei Bundeskanzler Olaf Scholz ist das Sylter Promi-Fischhaus beliebt. Doch nun steht das Gosch-Restaurant vor Problemen.
Das Gebäude mit dem roten Dach, dem Gosch-Logo und dem auffälligen Hummer kennt wohl fast jeder Sylt-Urlauber – das „Sylter Fischhaus Gosch“ an der Hafenstraße in List, stilvoll eingefasst von der für die Nordseeinsel typischen Friesenmauer aus Feldsteinen. Von der Gastronomie ganz im Norden der Insel kommen nun aber schlechte Nachrichten: Die Betreiber haben vorläufige Insolvenz angemeldet.
Die zuständigen Geschäftsführer Hans-Jörg und Christian Havemann begründeten die Maßnahme gegenüber der Zeitung „shz“ mit Umsatzeinbußen. Ansonsten sprachen sie von einer reinen Vorsichtsmaßnahme und einer Formalie. „Der Betrieb geht weiter“, versicherte Christian Havemann auf Anfrage des Abendblatts.
Sylt: Fischhaus Gosch in List meldet Insolvenz an
Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde der Hamburger Torben Ottmar Herbold bestellt. Die vorläufige Insolvenzverwaltung sei „zur Sicherung des Schuldnervermögens vor nachteiligen Veränderungen“ angeordnet worden.
Die Erlöse seien – wie auch in anderen Restaurants – zurückgegangen, „um etwa die Hälfte im Vergleich zu normalen Zeiten, ohne Corona“, sagte Herbold zu den Gründen der finanziellen Probleme.
Schon im Februar hatten die Geschäftsführer, die beide auch als Köche in dem Betrieb arbeiten, das Restaurant mit kleiner Mannschaft wieder eröffnet, aber eben kaum Gäste bedienen können. Nur ein prominenter Besuch hatte in dem Fischhaus für Schlagzeilen gesorgt: Am Ostersonntag kehrte hier ganz entspannt Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ein.
Sylt ist derzeit weniger von Urlaubern besucht als üblicherweise
Auch wenn Scholz zur Erholung auf die Insel kam: Nach der Pandemie verbringen offenbar viele Urlauber ihre Ferien wieder im Ausland – während Sylt derzeit nicht so viele Gäste begrüßen kann wie zuletzt. Selbst an Feiertagen finde man auch in den beliebtesten Restaurants noch unproblematisch einen Platz, berichten Sylt-Fans.
Auch andere Gastronomen hatten auf der Insel mit Problemen zu kämpfen. Das Goldgelb in Westerland etwa geriet im vergangenen Jahr in Schwierigkeiten und hat nun geschlossen.
Gosch-Restaurants meist von Franchisenehmern geführt
Die Gosch-Restaurants stehen allesamt für Fischküche, werden mehrheitlich aber von unterschiedlichen Franchise-Nehmern geführt. Das ist auch beim Sylter Fischhaus Gosch der Fall, das Vater-Sohn-Gespann führt den Betrieb als Pächter und Lizenznehmer eigenständig.
Das Haus in List ist das einzige Restaurant, welches das Duo betreibt. Beschäftigt sind dort 13 Mitarbeiter, sagte Insolvenzverwalter Herbold.
Bundesweit tragen gut 40 Restaurants den Namen von Fischkönig Jürgen Gosch, der seine Karriere einst auch in List startete.
Sylt: Jürgen Gosch startete seine Karriere in List
Der kreative, gelernte Maurer machte dort eine Fischbude auf. Noch immer steht das Gosch-Restaurant am Hafen in List für die Erfolgsgeschichte des Unternehmers. Das jetzt von der Insolvenz betroffene Haus befindet sich etwas südlich von diesem Standort.
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Jürgen Gosch expandierte zwischenzeitlich aber nicht nur in der Gastronomie: Heute ist der Name des 81-Jährigen auch auf zahlreichen Fisch-Produkten und Saucen zu sehen, die im Lebensmitteleinzelhandel verkauft werden. Außerdem trug er entscheidend zum Image der Ferieninsel bei – als Botschafter einer unverfälschten, norddeutschen Fischküche.