List. Bereits seit November ist ein Teil des Strandes nicht mehr für Besucher zugänglich. Das wird wohl auch bis März so bleiben. Die Gründe.

Fährt man mit der Sylter Naturschutzbotschafterin Stella Kinne zu einem ihrer liebsten Orte der Insel, landet man weit im Norden. Um genau zu sein, am nördlichsten Punkt Deutschlands. Gleich hinter den Dünen, nicht weit vom wohl bekanntesten Leuchtturm der Insel, liegt er. Ein Ort, an dem seit Mitte November neben Menschen nun auch Kegelrobben ihre Ruhe finden sollen.

Ruhe, um zu "rasten", wie es in königsblau auf den weißen Schildern an den Pflöcken steht, die Stella Kinne zusammen mit Grundbesitzer Thomas Diedrichsen in den Sand gerammt hat. Und rasten, das wollen und müssen die Kegelrobben zu dieser Zeit, um ihre Jungen zu bekommen und zu säugen.

"Kegelrobben sind Säugetiere und versorgen ihre Babys circa zwei bis drei Wochen nach der Geburt", so Kinne. Zwar bringe ein Großteil seine Jungen auf Helgoland zur Welt. Doch seit ein paar Jahren steuerten die Kegelrobben auch Sylt an.

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"Während dieser Zeit, zwischen November und März, sind die Robben auch besonders wachsam. Da kann es schnell mal gefährlich werden, wenn man den Tieren zu nah kommt", sagt Kinne. Etwa 50 Meter sollten Menschen und Hunde deshalb Abstand halten. Damit sich alle Strandbesucher auch daran halten, hat die 24-Jährige zusammen mit Grundbesitzer Thomas Diedrichsen vor drei Wochen eine etwa 25 mal hundert Meter große Schutzzone eingerichtet. Ein Seil grenzt diese seitdem am Ellenbogen von List ab.

Mit dabei hat Kinne immer ihr Fernglas und ein Stativ, mit dem sie die Robben von Weitem aus beobachten kann. Normalerweise liegen hier täglich eine Handvoll Kegelrobben, erzählt die Naturbotschafterin. Entweder noch schwanger oder schon mit Jungen. Doch an diesem Montagvormittag ist nichts zu sehen.

Mindestens 50 Meter Abstand sollten Spaziergänger und Hunde zu den Robben halten.
Mindestens 50 Meter Abstand sollten Spaziergänger und Hunde zu den Robben halten. © Funke Foto Services | Maike Huckschlag

"Da die Robben unter Schutz stehen, hat sich der Bestand wieder erholt", sagt Kinne. Vor knapp 40 Jahren war das noch anders. Da standen die Tiere kurz vor dem Aussterben, weil der Mensch sie jagte. Mittlerweile sei er an der deutschen Nordseeküste so groß, dass sich die Natur eigene Mechanismen habe einfallen lassen, um den Bestand nicht eskalieren zu lassen, wie Kinne erklärt.

"Seitdem die Kegelrobben nicht mehr gejagt werden, haben sie keine natürlichen Feinde mehr hier bei uns", erzählt Kinne. Deshalb komme es schon mal vor, dass die Tiere an Parasiten erkrankten und davon erlöst werden müssten. So wie letztens, als Diedrichsen, der in seiner Freizeit auch als Jäger unterwegs ist, ein Robbenbaby töten musste.

Negative Reaktionen von Spaziergängern oder Insulanern erhalte Kinne nicht. "Ich merke, dass das Verständnis und das Bewusstsein der Insulaner und Besucher Jahr für Jahr steigt", so die Naturschutzbotschafterin. Die Urlauber freuen sich sogar, die Babys ganz in Ruhe anschauen zu können. Und das sieht man. Mehrere Personen schauen an diesem Vormittag neugierig auf die Schutzzone, ob sich nicht doch etwas regt.