Westerland/Wenningstedt. Die Käufer auf der Nordseeinsel werden immer zögerlicher. Ende der Sylter Immobilienparty? Das sagen Makler.
Über Jahre war ein Ferienhaus auf Sylt ein Traum, den sich nur die ganz Reichen leisten konnten. Doch nun hat die allgemeine Immobilienkrise auch die Lieblingsinsel der Hamburger erreicht. Zwar ist die Nachfrage nach Häusern in Top-Lagen ungebrochen, aber in den einfachen Wohnlagen sieht es schon wieder anders aus. Kündigt sich ein Ende der Sylter Immobilienparty an? „Die Käufer werden zögerlicher“, sagt Peter Peters.
Der erfahrene Makler ist seit gut 27 Jahren auf Sylt im Geschäft und beobachtet eine Wende in bestimmten Segmenten. „Die Zinsen sind so stark hochgefahren, dass auch viele Kunden sagen, sie können sich das nicht mehr leisten.“ Während der Corona-Krise waren die Preise für Immobilien an der deutschen Küste teilweise drastisch gestiegen. Wer nicht ins Ausland reisen konnte, machte eben länger Urlaub an der Nordsee. „Dieser Corona-Effekt der Preissteigerung wird nun korrigiert“, sagt Peters.
Sylt: Immobilien in einfachen Lagen werden erschwinglicher
Die Zahlen belegen seine Einschätzung. Nach einem aktuellen Marktbericht des Hamburger Maklers Engel & Völkers ist bei mittleren und einfachen Lagen auf Sylt wieder ein klarer Abwärtstrend zu beobachten. Lag die Preisspanne für Ein- und Zweifamilienhäuser zwischen Hörnum und List im vergangenen Jahr noch zwischen einer Million und 5,9 Millionen Euro, wurde sie für 2023 deutlich nach unten korrigiert: Für eine solche Immobilie liegen die Kaufpreise demnach jetzt bei 900.000 bis 1,9 Millionen Euro. Das ist immer noch sehr viel Geld, aber eben deutlich weniger als im Jahr zuvor.
„Eine gebrauchte Doppelhaushälfte in Westerland oder Tinnum wird nicht mehr für 2,5 oder 3 Millionen Euro verkauft“, sagt Peters. „Das ist wirklich Quatsch, das sind auch keine nachhaltigen Preise.“ Für ein solches Haus sei eher mit 12.000 bis 15.000 Euro pro Quadratmeter zu rechnen. Besonders Immobilien, die mehr als 20, 30 Jahre alt sind, seien im Hinblick auf die energetische Sanierung schwieriger zu vermarkten.
„Das kann sich nicht jeder leisten, auch nicht auf Sylt“
Zumal die Banken bei steigenden Zinsen immer höheres Eigenkapital von den Käufern verlangten, teilweise bis zu 40 Prozent, sagt Peters. „Das kann sich nicht jeder leisten, auch nicht auf Sylt.“ Man müsse nicht immer nur die Reichen und Barzahler anschauen, sondern auch Mittelständler und gut Verdienende in die Gleichung miteinbeziehen. „Das Angebot auf dem Markt hat sich verdreifacht“, sagt der Sylter Makler. Die Vermarktungszeiten für Immobilien hätten sich daher spürbar verlängert.
Top-Lagen würden auf Sylt dagegen immer gut nachgefragt, weil Käufer besonders kostspieliger Immobilien ohnehin meist über großes Eigenkapital verfügten und nur wenig beeinflusst von Zinsen und Inflation agierten. Auch Peters hat gerade eine Traumvilla unter Reet mit Meerblick und Kamin in Wenningstedt für satte 12,75 Millionen Euro im Portfolio.
Sylt: „Ausnahmeimmobilien“ kosten bis zu 29 Millionen Euro
Bei „absoluten Ausnahmeimmobilien“ liege der Höchstpreis sogar bei 29 Millionen Euro, wie es im Marktbericht von Engel & Völkers heißt. Zusammen mit dem Starnberger See zähle Sylt im Premiumbereich weiterhin zu den teuersten Orten Deutschlands.
Ungeachtet steigender Bauzinsen und Energiekrise rechnet Engel & Völkers also nicht mit einem Ende des Booms. „Kaum ein Immobiliensegment zeigt sich trotz gestiegener Inflation und Zinsanpassungen so preisstabil und krisenresistent“, sagt Till-Fabian Zalewski, Chef im deutschsprachigen Raum des Unternehmens.
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Dem Marktbericht zufolge werden auf Sylt für Ferienwohnungen in guter bis sehr guter Lage im Schnitt noch 9000 bis 22.000 Euro pro Quadratmeter verlangt. Ferienhäuser kosteten zwischen fünf und 18 Millionen Euro. Spitzenpreise im Nobel-Ort Kampen etwa.
Sylt: Preise für Immobilien in Top-Lagen stagnieren
Damit befindet sich Sylt aber auch im teuren Segment lediglich in einer Seitwärtsbewegung. Das sehr hohe Preisniveau ist im Vergleich zum Vorjahr gleich geblieben. Zalewski ist überzeugt: „Da viele Kaufinteressenten ihr Ferienimmobilieninvestment nur verschoben haben, ist auch dort, wo die Nachfrage etwas zurückging, mittelfristig mit einem Wiederanstieg der Preise zu rechnen.“
Begründet wird diese Prognose mit einem gestiegenen Hang zur Mischnutzung „durch Remote Working“. Viele Käufer legen sich an ihrem Lieblingsurlaubsziel Immobilien zu, um sie selbst als Homeoffice zu nutzen und nur teilweise zu vermieten. Sylt zählt nicht einmal 20.000 Einwohner, aber mehr als 950.000 Übernachtungsgäste im Jahr. Die Mischnutzung ist da noch nicht miteinbezogen. Zumindest im teuren Segment seien daher weiter stabile Preise zu erwarten.
Außerdem werde das erst kürzlich von der Gemeinde Sylt beschlossene Verbot zum Bau neuer Ferienwohnungen das Angebot auf der Insel weiter begrenzen, schätzt Engel & Völkers ein. Ob Immobilien auf Sylt auch auf Dauer erschwinglicher werden, bleibt also abzuwarten. „Am Ende hängt es an den Zinsen“, sagt Makler Peters.