Sylt. Martha Gersteuer und Philip Buttler machen eine Ausbildung auf Deutschlands beliebtester Insel. Was sie zu berichten haben.

Eine der angesagtesten Urlaubsdestinationen in Deutschland ist Sylt. Die schönste Zeit des Jahres wollen die Gäste natürlich genießen, sich einfach mal verwöhnen lassen. Dafür braucht es Personal – und das wird nicht nur auf der Insel händeringend gesucht. Jetzt kommen Martha Gersteuer und Philip Buttler ins Spiel. Zwei junge Menschen, die sich für die wichtigste Branche auf der Insel entschieden haben: das Gastgewerbe. Die beiden absolvieren eine Ausbildung zum Hotelfachmann/-frau in traditionsreichen Betrieben.

„Ich wollte nach meinem Abitur 2020 eigentlich für ein paar Monate nach Neuseeland reisen. Aber wegen Corona wurde nichts daraus“, sagt Martha Gersteuer . Die 20-Jährige stammt aus der Nähe von Rendsburg und hatte schon nebenbei in einem Hotel ausgeholfen. „Da habe ich gemerkt, dass ich gern Gastgeberin bin. Als das mit Neuseeland nicht klappte, habe ich mich dann mehr oder minder aus der Not heraus als Hotelfachfrau beworben.“ Im Hotel Rungholt an der Kampener Kurhausstraße bekam sie einen Ausbildungsplatz und startete im Sommer 2020.

Sylt: Philip Buttler macht im Fährhaus Sylt seine Ausbildung

Eine etwas andere Biografie hat Philip Buttler. Der Hamburger ist 29 Jahre alt und erzählt beim Treffen mit dem Abendblatt: „Ich habe erst mal ein bisschen rumstudiert und nebenbei gearbeitet. Irgendwann habe ich gedacht, warum machst du nicht das, worauf du richtig Lust hast. Da ich schon immer eine gewisse Affinität zur Hotellerie und Sylt hatte, habe ich mich dann beworben.“ Im Fünf-Sterne-Superior-Hotel Fährhaus Sylt mit 40 Zimmern und Suiten am Munkmarscher Yachthafen macht Buttler seine Ausbildung.

Und um jetzt mal eine zumindest früher gern benutzte Redewendung zu zitieren: „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“. Das wissen auch die beiden Azubis. „Es gehört zur Ausbildung dazu, dass wir in allen Bereichen des Hauses eingesetzt werden. Ich war auch im Housekeeping, und da bezieht man natürlich auch Betten“, erzählt Martha Gersteuer und lächelt.

„Erst mal ist Besteckpolieren angesagt"

„Drei Monate war ich in der Küche im Einsatz, durfte sogar mein eigenes Dessert kreieren. Auch in der Spülküche hat es mir echt Spaß gemacht.“ Natürlich waren auch beide schon über einen längeren Zeitraum im Service in den Restaurants ihrer Häuser eingesetzt. „Erst mal ist Besteckpolieren angesagt. Aber man ist dann auch sehr schnell am Gast“, berichtet Philip Buttler.

Und sind die alle in Urlaubsstimmung? „Die meisten sind entspannt und freundlich, legen ihren Alltagsstress ab“, sagt Martha Gersteuer. Es gebe aber auch Gäste, die halt nicht so gut gelaunt seien. „Da muss man dann das Beste daraus machen.“ Philip Buttler ergänzt. „Unser Beruf ist ja auch ein bisschen Schauspielerei. Ich möchte den Gästen immer das beste Erlebnis bescheren und dazu gehört es eben auch, sie wenn nötig aufzulockern.“

Die Auszubildenden sind auf günstigen Wohnraum angewiesen

Aktuell sind die beiden an der Rezeption eingesetzt. Und das ist genau das Ding von Philip Buttler. „Mehr Gästekontakt geht nicht. Der Empfang ist immer der erste Ansprechpartner. Man ist sozusagen das Mädchen für alles. An der Rezeption laufen alle Fäden zusammen.“ Sylt ist ein teures Pflaster, und ein Azubi im dritten Lehrjahr verdient laut Manteltarifvertrag 1050 Euro pro Monat. Große Sprünge sind damit nicht möglich.

„Ich habe das Glück, dass ich eine Personalwohnung von meinem Arbeitgeber zu einer wirklich günstigen Miete in Tinnum gestellt bekomme“, sagt Philip Buttler, der sich auf der Insel auch politisch engagiert. Es sei fast unmöglich, auf dem Markt eine bezahlbare Wohnung zu bekommen, weiß Martha Gersteuer zu berichten. Die junge Frau, die in ihrer Freizeit beim TSV Westerland Handball spielt, wohnt in der Ferienwohnung ihrer Oma auf der Insel.

Sylt: Buttler und Ger­steuer verkürzen Ausbildung

Zweimal im Jahr stehen sechs Wochen Unterricht in der Berufsschule in Westerland am Bahnhof an. Vor Kurzem haben die beiden ihre Abschlussprüfungen geschrieben und werden ihre dreijährige Ausbildung um ein halbes Jahr verkürzen, sind im Februar fertig. Wie geht es weiter bei den Nachwuchskräften? „Ich werde im Fährhaus bleiben, habe ein gutes Angebot bekommen“, sagt Buttler.

„Ich fühle mich in diesem Betrieb und auf der Insel sehr wohl.“ Danach möchte der Hamburger aber noch mal raus in die weite Welt und strebt eine Karriere in der Branche an. Und Martha Ger­steuer wird den Sommer über noch in ihrem Betrieb arbeiten und danach erst mal ihren Neuseeland-Trip nachholen.