Westerland. Am Mittwoch läuft die Genehmigung für das Protestcamp vor dem Rathaus in Westerland ab. Doch die Demonstranten wollen länger bleiben.

Der letzte Zug der Deutschen Bahn, der am Mittwochabend noch rechtzeitig vor Ablauf des 9-Euro-Tickets in Hamburg ankommt, fährt um 20.19 Uhr am Bahnhof Westerland ab. Bislang musste man davon davon ausgehen, dass dann viele Punks im Zug sitzen werden, die aktuell vor dem Rathaus in Westerland auf Sylt campieren. Doch möglicherweise bleiben die Wagen der Marschbahn am Mittwoch für die Pendler und Urlaubsrückkehrer frei. Denn die Punks wollen auf Sylt bleiben.

Am Montag ging beim Kreis Nordfriesland eine Email ein. Darin beantragen die Punks eine Verlängerung der Genehmigung für ihr Protestcamp über den 31. August hinaus bis zum 1. Oktober. Das bestätigte Kreissprecher Hans-Martin Slopianka auf Abendblatt-Nachfrage. Der Antrag werde nun geprüft. Am Dienstag soll eine Entscheidung fallen. Im Abendblatt hatten die Punks zuletzt bereits klar gemacht, dass sie gerne länger in Westerland bleiben wollen.

Gemeinde Sylt plant bereits Konzept gegen Rückkehr der Punks 2023

Wie die Entscheidung ausfällt, ist noch offen. Grundsätzlich gilt in Deutschland ein hohes Gut an Versammlungsfreiheit. Das müsse man auch als Anwohner hinnehmen. "Das gilt aber nicht für ewig", sagt Slopianka. Mit zunehmender Zeit würden auch die Rechte der Anwohner von Bedeutung sein. Die Behörde muss nun nach Rücksprache mit der Gemeinde Sylt entscheiden, ob den Anwohnern und Passanten rund um den Platz am Rathaus eine Verlängerung des Camps zumutbar ist.

Der stellvertretende Bürgermeister der Insel Sylt, Carsten Kerkamm (CDU), hatte in der vergangenen Woche erklärt, ein Konzept für das kommende Jahr erarbeiten zu wollen, um Zustände wie in diesem Sommer zu verhindern. „Eine Situation, wie wir sie jetzt haben, darf nächstes Jahr nicht noch mal entstehen“, sagte Kerkamm.

Die Versammlungsbehörde des Kreises Nordfriesland hatte am 28. Juli entschieden, dass die Punks bis Ende August eine Genehmigung für ihr Protestcamp erhalten. Zuvor hatte es massive Probleme mit Anwohnern, Gastronomen und Gewerbetreibenden in der Fußgängerzone gegeben, wo sich die Punks nach ihrer Ankunft auf Sylt niedergelassen hatten.

Zweites Protestcamp in Westerland ist trotz Verbots noch immer nicht geräumt

Bereits vor einer Woche hatte der Kreis Nordfriesland beschlossen, dass die Punks im zweiten Protestcamp vor der Kirche St. Nicolai die Fläche vor der Kirche verlassen müssen. Passiert ist das bislang nicht. Im Gegenteil. Noch immer campen dort rund 15 Punks friedlich auf der Grünanlage. Sie wollten Widerspruch gegen die Entscheidung der Verwaltung einlegen.

Zuständig für eine mögliche Räumung ist nun die Gemeinde Sylt mit ihrem Ordnungsamt. Das gilt auch für den Fall, dass dem größeren Protestcamp vor dem Rathaus das Recht auf eine Versammlung entzogen wird, die Protestierenden aber das Camp nicht verlassen würden.

In der Gemeinde Sylt wurde bereits vielfach diskutiert, wie man mit den Punks umgehen sollte. Es wurde vorgeschlagen, dass die Demonstranten etwa in das Fußballstadion ziehen könnten, auf dem künftig der neue Multipark entstehen soll. Zwischenzeitlich wurde sogar an den Einsatz eines Streetworkers gedacht. Davon sah man am Ende ab. "Die Punks haben kein Problem mit ihrem Leben. Sie sind mit sich und der Welt zufrieden", sagte Nikolas Häckel, Bürgermeister der Gemeinde Sylt, dazu.

Häckel ist nach seinem Urlaub seit dieser Woche wieder im Büro. Nun wird er sich direkt wieder mit den Problemen rund um die Punks beschäftigen müssen.