Westerland. Die Initiatoren des Protestcamps in Westerland wollten sich einen Traum erfüllen und ihre Lieblingsband zurück auf die Insel holen.
Es war eine Idee, die fast schon ein wenig kitschig klang. 34 Jahre nach dem ersten Abschiedskonzert Der Ärzte auf Sylt wollten die Punks, die noch bis Ende August in einem Protestcamp vor dem Rathaus wohnen, die Band zurück nach Westerland holen. Schließlich heißt es in dem berühmten Lied der erfolgreichen deutschen Punkrockband: "Oh ich hab' solche Sehnsucht, ich verliere den Verstand. Ich will wieder an die Nordsee, ich will zurück nach Westerland."
Die Ärzte spielen am Mittwoch ein Konzert in Hamburg
Das Lied läuft bei den Punks auf Sylt rauf und runter. Im Abendblatt hatte Camp-Sprecherin Lara Die Ärzte daher zu einem Solikonzert eingeladen. "Viele hier haben Sehnsüchte danach, die Ärzte mal live zu sehen. Es wäre eine megageile Aktion." Doch daraus wird nichts. Das Management von Schlagzeuger Bela B. sagte auf Abendblatt-Nachfrage, dass die Band gerade auf Tour sei und deswegen "keinerlei Kapazitäten" dafür habe.
Am Mittwoch spielen Die Ärzte ein Konzert auf der Bahrenfelder Trabrennbahn in Hamburg. Danach folgen drei Konzerte auf dem Tempelhofer Flugfeld in Berlin. Bis die Band zurück nach Westerland kommt, wird also noch Zeit vergehen.
Zweites Protestcamp der Punks wird aufgelöst
Wie es mit den Punks auf Sylt weitergeht, ist noch offen. Die Genehmigung für das Protescamp läuft am 31. August genauso ab wie das 9-Euro-Ticket der Deutschen Bahn. Die Punks hatten angedeutet, dass sie gerne länger auf der Insel bleiben würden.
Unterdessen hat der Kreis Nordfriesland am Montagnachmittag mitgeteilt, dass das zweite Camp der Punks vor der Sylter Nicolai-Kirche aufgelöst werden muss. Die Genehmigung als Versammlung lief bereits am 18. August um 18 Uhr ab. „Wir befanden uns die ganze Zeit über in einem Zwiespalt: Zum einen gehört das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit zu den Grundlagen unseres demokratischen Rechtsstaates“, sagte Kai Mintrop, Leiter des Fachdienst Recht und Sicherheit der Kreisverwaltung. „Auf der anderen Seite haben jedoch auch die Protestierenden sich an gewisse Spielregeln zu halten. Und das war hier nur eingeschränkt der Fall“, so Mintrop.
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Zuvor sei es zu Belästigungen der Anwohner und zur Zerstörung von Grünanlagen gekommen. Der Ort sei außerdem nur als Schlafplatz und nicht als Protestcamp genutzt worden. Zudem sei Lager auf einem privaten Grundstück errichtet worden, ohne zuvor die Einwilligung des Eigentümers einzuholen. Die Zustände seien für Anwohner zwar durchaus zuzumuten. „Das gilt aber nur für eine gewisse Zeit. Denn auch die Anwohner haben ja Grundrechte, die nicht dauerhaft eingeschränkt werden dürfen“, sagte Mintrop.
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Am Wochenende waren noch immer Zelte vor der Kirche zu sehen. Mintrop geht davon aus, dass das Zeltlager sich "nun geordnet auflöst". Sollte das nicht geschehen, könnten das Camp von der Polizei geräumt werden.