Westerland/List. Das umstrittene Bauprojekt auf der Insel schreitet weiter voran. Bürgerbewegung kritisiert die Preisentwicklung.

Eigentlich ging es am Mittwochabend in Keitum um die Wohnraumprobleme in der Gemeinde Sylt. Doch als nach der Podiumsdiskussion mit dem Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen die Fragen der Gäste im Publikum aufkamen, wurde auch immer wieder die Gemeinde List mit ihren Großprojekten erwähnt. Allgemeiner Tenor: „Wahnsinn, was in List passiert.“

Zu den drei Großprojekten zählt neben dem Lanserhof und der Dünenkrone auch der Dünenpark. Das neue Wohnquartier entsteht auf dem Gelände der ehemaligen Marineversorgungsschule. Rund 18 Hektar ist die Fläche groß. „Im Dünenpark entstehen rund 300 Wohneinheiten, die ausschließlich Sylter Bewohnern, die ihren Hauptwohnsitz und Lebensmittelpunkt auf der Insel haben, vorbehalten sind“, heißt es auf der Homepage der Baufirma BIG-Bau. Aktuell startet der Bau der Reihenhäuser.

Einzug der ersten Mieter im Dünenpark wahrscheinlich Mitte 2023

Wichtig für die Insel ist vor allem der Bau von bezahlbarem Wohnraum, der hier entsteht. Ursprünglich sollten bereits in diesem Jahr die ersten Mieter in die Wohnungen der sogenannten fünf Schwestern einziehen. Doch daraus wird nichts. „Durch eine Verzögerung in der Bauleitplanung wurde der Satzungsbeschluss ein Jahr später als geplant gefasst, somit verzögert sich auch der Einzug der ersten Mieter auf frühestens 2023“, teilte BIG-Bau auf Abendblatt-Anfrage mit. Als realistisch gilt der Einzug der ersten Mieter Mitte des kommenden Jahres.

Die teilweise öffentlich geförderten Sozialwohnungen sind bereits ab einem Mietpreis von 6,70 Euro pro Quadratmeter zu haben. Um diese bezahlbaren Wohnungen zu finanzieren, gehören aber auch 62 Reetdachhäuser mit 87 gewerblichen Ferienwohnungen zu dem Gelände.

Im Dünenpark in List sollen 300 bezahlbare Dauerwohnungen entstehen.
Im Dünenpark in List sollen 300 bezahlbare Dauerwohnungen entstehen. © dpa

Auf der Insel wird bereits getuschelt, dass am Ende alle Wohnungen an Gastronom Jürgen Gosch und den Lanserhof für Personalwohnungen gehen. Allerdings ist in dem Baukonzept klar festgelegt, dass nur jeweils fünf Wohnungen von den beiden Unternehmen gemietet werden können. Ob sich andere Mitarbeiter des Lanserhofs oder von Gosch privat auf die Wohnungen bewerben, kann der Eigentümer nicht beeinflussen.

Preis von 800.000 Euro für Einfamilienhäuser muss auf einen Schlag bezahlt werden

Die Preise hatten zwischenzeitlich für Wirbel gesorgt. 800.000 Euro kostet eines der drei begehrten Erbbaugrundstücke für Einfamilienhäuser. Allerdings müssen potenzielle Interessenten den Kaufpreis auf einen Schlag zahlen. Die Reihenhäuser kosten 500.000 Euro.

Es gab großen Widerstand auf der Insel gegen das Bauprojekt. "Ich hätte mir nie vorstellen können, dass Sylter Dauerwohnen auf ihrer Insel verhindern wollen", sagte Ronald Benck, Bürgermeister der Gemeinde List, bereits im Dezember 2020 dem Abendblatt. Die Preise hatte Benck zuletzt erneut verteidigt.

Bürgerinitiative Merret reicht's kritisiert das "gigantische Projekt"

Die Bürgerinitiative „Merret reicht‘s“ kritisierte die Preisentwicklung vor zwei Wochen scharf. „Im Augenblick sieht das Projekt Dünenpark nicht nach dem Glücksfall aus, für den es den Insulanern verkauft wurde.“ Und weiter: „Ein gigantisches Projekt. Große Versprechen. Merret wird diese Unternehmung und ihre politischen Akteure weiter im Blick behalten.“

Das Investitionsvolumen für den Dünenpark beträgt 250 bis 300 Millionen Euro. Auch die Lister Schwimmhalle soll saniert und modernisiert werden. Bürgermeister Benck war beim Spatenstich des Dünenparks im August 2021 selbst mit dabei.