Brokstedt/Kiel. Eine Frau, die in Brokstedt mit einem Messer attackiert worden war, nahm sich das Leben. Derweil wurde das Hauptverfahren eröffnet.
Im Fall der tödlichen Messerattacke in Brokstedt gibt es nun ein weiteres Opfer. Eine Frau, auf die Ibrahim A. im Januar in einem Regionalzug von Kiel nach Hamburg eingestochen haben soll, hat sich das Leben genommen. Ein Sprecher des schleswig-holsteinischen Justizministeriums bestätigte eine Anfrage des Abendblatts.
„Dieser tragische Fall ist uns bekannt“, so Sprecher Oliver Breuer. „Unser Mitgefühl gilt den Angehörigen“. Zunächst hatte shz.de darüber berichtet.
Ibrahim A. hatte am 25. Januar in dem Zug wahllos Menschen mit einem Messer angegriffen. Der staatenlose Palästinenser erstach die 17-jährige Ann-Marie K. und ihren 19 Jahre alten Freund Danny P. Vier weitere Fahrgäste – zwei Frauen und zwei Männer – erlitten schwerste Verletzungen.
Messerattacke Brokstedt: Schwer verletztes Opfer nimmt sich das Leben
Die nun verstorbene Frau (54) soll während der Tat gegenüber dem Täter gesessen haben. Ob ihr Suizid eine Folge der Bluttat war, ist unklar.
„Es hat nach der Messerattacke von Brokstedt vonseiten der Opferschutzorganisationen sowie der Zentralen Anlaufstelle und der Opferschutzbeauftragten Hilfeangebote an alle Betroffenen gegeben“, sagte Breuer. Vor dem Hintergrund der Todesumstände will sich das Justizministerium nicht näher zu dem Fall äußern.
Messerattacke von Brokstedt: Landgericht Itzehoe setzt Prozessbeginn fest
Die Staatsanwaltschaft Itzehoe hatte Mitte April Anklage gegen den Tatverdächtigen vor dem Schwurgericht des Landgerichts Itzehoe erhoben. Sie wirft Ibrahim A. zwei Fälle des Mordes sowie vier Fälle des versuchten Mordes vor.
Das Landgericht Itzehoe hat unterdessen das Hauptverfahren gegen den mutmaßlichen Täter eröffnet. Der Prozess beginne am 7. Juli vor der 6. Großen Strafkammer, teilte eine Gerichtssprecherin am Dienstag mit.
- Nach Brokstedt- Hamburg will Fahrgäste im Zug überwachen
- Psychiater besucht Ibrahim A. 16-mal und sieht keine Gefahr
- Im Fall Ibrahim A. gab es offenbar weitere Behördenfehler
Die Aufarbeitung des Falls hatte unter anderem Defizite in der Kommunikation zwischen Behörden offenbart, gerade auch länderübergreifend. Ibrahim A. hatte auch in anderen Bundesländern Straftaten verübt.
Anmerkung der Redaktion: Aufgrund der Möglichkeit von Nachahmungen berichten wir in der Regel nicht über Suizide oder Suizidversuche, außer sie erfahren durch die Umstände besondere Aufmerksamkeit. Wenn Sie selbst unter Stimmungsschwankungen, Depressionen oder Suizidgedanken leiden oder Sie jemanden kennen, der daran leidet, können Sie sich bei der Telefonseelsorge helfen lassen. Sie erreichen die Seelsorge unter 0800 111 0 111 und 0800 111 0 222 oder im Internet bei telefonseelsorge.de. Die Beratung ist anonym und kostenfrei, Anrufe werden nicht auf der Telefonrechnung vermerkt.