Timmendorfer Strand. Günstiger Ausflug an die Ostsee – das war einmal. Preistest in Scharbeutz, Travemünde und Co. und wie Urlauber trotzdem sparen können.
- Kosten für einen Tagesausflug an die Ostsee sind in zahlreichen Urlaubsorten drastisch gestiegen
- Parkplätze und Strandkörbe sind besonders teuer
- Abendblatt vergleicht Preise in Scharbeutz, Timmendorf und Travemünde und gibt Tipps zum Sparen
Ein herrlicher Tag am Strand, mit viel Sonne, Ausspannen im Strandkorb und zwischendurch noch einem kühlen Eis. All das ist von Hamburg aus in gut einer Stunde erreichbar. Einem kleinen Urlaub an der Ostsee in der Lübecker Bucht steht also nichts im Weg. Jedenfalls fast nichts.
Denn die Kosten für einen Tag am Meer sind teilweise drastisch gestiegen. Die Beliebtheit der Badeorte während Corona, als Millionen Menschen zu Ferien in der Region „gezwungen“ wurden, sorgt offenbar für eine überdurchschnittliche Teuerung. Currywurst für 14,90 Euro, Strandkörbe für 25 Euro, solche Summen lassen die erhoffte Erholung für viele Gäste etwa in Travemünde oder Scharbeutz schon mal in Ärger umschlagen.
Ostsee: Timmendorfer Strand, Scharbeutz und Travemünde sind überraschend teuer
Die Inflation ist überall deutlich zu spüren. Dazu kommen ganz neue Kosten wie Parkgebühren in Timmendorfer Strand. Vor Ort ist man um Erklärungen für die stark steigenden Preise bemüht. „Das Holz ist so teuer geworden“, begründet die Vermieterin bei Lenas Strandkörbe in Travemünde die hohen Tarife für die Strandmöbel, die hier pro Tag zwischen 15 und 25 Euro kosten.
Für einen neuen Korb müsste sie inzwischen gut 1500 Euro rechnen, sagt die Frau schulterzuckend, und der Bestand müsste wegen der speziellen Witterung an der Küste schließlich spätestens alle drei Jahre ausgetauscht werden.
Beim Tag an der Ostsee kann man ordentlich sparen
„Für die Produktion unseres Eises setzen wir ausschließlich hochwertigste Bioprodukte ein“, sagte Piera Tonegutti vom gleichnamigen Eiscafé in Timmendorfer Strand zum Preis einer Kugel Eis, der hier bereits im vergangenen Jahr auf zwei Euro gestiegen war. Auch in Scharbeutz sind zwei Euro für die Kugel inzwischen die Regel.
Gleichzeitig kann, wer etwas kreativ ist, auch bei einem Tag am Strand ordentlich sparen. Das Abendblatt vergleicht die Preise in den beliebten Ausflugszielen Scharbeutz, Timmendorfer Strand und Travemünde und gibt Tipps für Schnäppchenjäger.
–––– Scharbeutz im Test – der große Preis-Vergleich ––––
Wer als Tagesgast einfach nur an den Strand gehen möchte, benötigt in der Regel keine Kurkarte. In den meisten Ostseebädern entrichten Tagesgäste stattdessen eine Strandnutzungsgebühr, die in Scharbeutz drei Euro beträgt. Die Einnahmen daraus sind übrigens zweckgebunden: Das Geld fließt in die Reinigung des Sandes, wird für Abfallbehälter ausgegeben oder für die Bewachung durch Rettungsschwimmer.
Eine Möglichkeit zum Sparen sind die Freistrände, an denen diese Services keine Selbstverständlichkeit sind, die aber jeder Badeort anbietet. Ohne Gebühr können Gäste in Scharbeutz den Strandeingang 2 unterhalb der Ostsee-Therme nutzen. Gratis ist zudem ein Abschnitt vor der Jugendherberge. Einen Strandzugang ohne Tourismusabgabe gibt es auch in Richtung Haffkrug, neben dem Hundestrand.
Hier bietet es sich auch an, den Tag in der eigenen Strandmuschel zu verbringen: Die geflochtenen Strandkörbe kosten im Zentrum von Scharbeutz in erster Reihe 18 Euro, etwas dahinter 16 Euro (bei Behrens). Am Strandeingang im Abschnitt 11 zahlen Gäste für einen Zweisitzer bei „Bade“ 14 Euro. In Haffkrug sind die Körbe meist etwas günstiger.
Sechs Euro Tagesgebühr fürs Parken in Scharbeutz
Das Parken auf den Großparkplätzen kostet sechs Euro am Tag. Im Zentrum, etwa an der Straße Am Hang, müssen Autofahrer zwei Euro in der Stunde bezahlen. 30 Minuten Parken sind jedoch gratis, die Zeit reicht also für ein Fischbrötchen – das hier allerdings kein günstiger Fang ist. 5,30 Euro für ein Matjesbrötchen nimmt das Bistro „Promenade“ am Ortseingang, bei der „Düne 1“ kostet diese nordische Spezialität 4,50 Euro.
Wer es exklusiv mag, investiert im Hotel Belveder 27 Euro in eine Currywurst mit Pommes frites und, kein Scherz, mit Blattgold – im Paket mit einem Glas Champagner. Ohne Gold und Champagner, weist die Mittagskarte aus, kommt die Currywurst hier für 14,90 Euro auf den Tisch.
Übrigens ist auch an der Ostseetherme neben dem Belveder für Preisbewusste Vorsicht geboten: Parken kostet hier 20 Euro für „Fremdparker“, also für Leute, die nicht im Schwimmbad planschen und in den Whirlpools blubbern wollen.
Scharbeutz: Schönes Baden ist auch im Hinterland möglich
Auch Eis ist in Scharbeutz teuer: Im Zentrum nehmen Mario und das Café da Renzo gleich gegenüber jeweils zwei Euro pro Kugel.
Kleiner Tipp für volle Tage: Wer in Scharbeutz keinen Parkplatz am Meer findet, kann ins Hinterland ausweichen. Am Großen Pönitzer See lädt die „Badeanstalt Klingberg am See“ zum Spaß auch für Kleinkinder ein: Aufgrund der Bewachung durch den DLRG in der Saison vom 15. Mai bis 15. September ist Baden hier gefahrlos möglich – und das Wasser des von Wald und Wiesen umgebenen Sees ist erstaunlich sauber und klar.
Die Parkgebühr spart sich auch, wer mit dem Zug anreist: Mit Bahn und Bus nach Scharbeutz bis zum Hotel Bayside kostet pro Person rund 20 Euro.
Kostenlos sind übrigens die Fahrradservicestationen in Scharbeutz am Radweg, die es aber auch in anderen Orten gibt, etwa am Timmendorfer Strand. Sie bieten Geräte fürs Aufpumpen, Sattelhöhe-Verstellen und Ähnliches, die meist auch funktionieren – anders als in Hamburg.
–––– Travemünde im Test – der große Preis-Vergleich ––––
Weiter geht es im Test mit Travemünde: Der Parkplatz am Teutendorfer Weg in der Nähe des alten Fischerhafens, wo jetzt ordentlich in die Höhe gebaut wird, bietet sich für einen Fischbrötchen-Stopp an. Denn wer nur kurz bleibt und als Kunde bei Rewe nebenan einkauft, kann sein Auto hier zwei Stunden gratis stehen lassen.
Nebenan schlägt der Parkplatz am Fischereihafen (A1) mit vier Euro für ein Tagesticket zu Buche. Auch am Leuchtenfeld (A4), einem großen Areal neben dem alten Leuchtturm, kostet das Tagesticket vier Euro. Während der Travemünder Woche kann es teurer werden. Gerade in dieser trubeligen Zeit bietet sich die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln an. Vom Hauptbahnhof in Hamburg bis zum Strandbahnhof in Travemünde werden 20,90 Euro fällig.
Strandgebühr in Travemünde kostet drei Euro
In Travemünde kostet eine Kugel Eis beim Café Venezia 1,70 Euro, ein paar Schritte weiter nimmt die Gelateria Campion 1,80 Euro. Beide Anbieter an der Vorderreihe sind immer noch günstiger als „Die Eisdiele“ am Hotel Atlantic unweit des Bahnhof, wo die Kugel für 1,90 Euro auf der Karte steht.
Die Strandgebühr schlägt seit dem 15. Mai mit drei Euro zu Buche. Einen Freistrand finden Gäste Richtung Brodtener Steilufer, das sich auch ganz kostenlos für eine wunderschöne Wanderung anbietet mit Aussichten, die schon Thomas Mann beschrieben hat.
Bei Einheimischen beliebter Fischbrötchen-Treff: Fisch Stengel
Strandkörbe liegen in Travemünde teilweise im oberen Preissegment. Bei Lenas Strandkörbe kostet die Standardversion 15 Euro, das XL-Modell 20 Euro und die XXL-Ausgabe für bis zu vier Leute 25 Euro am Tag. Bei Kanthak, einen Boccia-Kugelwurf entfernt, steht der Korb „zum sofort Lossonnen“ für 15 Euro auf der Preisliste, die aber wie ein Tagesmenü beim Italiener handgeschrieben ist und damit variieren dürfte.
Das Fischbrötchen holen sich Einheimische in Travemünde häufig bei Fisch Stengel, einem Fachgeschäft etwas abseits der Fußgängerzone im schachbrettartigen Innern des Ortes. Das Kräuter-, Holländer oder Emder Matjesbrötchen gibt es hier am Ende der oft langen Schlange für 3,85 Euro. Im Hafen mit seinen Kuttern kostet diese Version 4,50 Euro, sowohl bei Königs wie auch im Fischtempel.
–––– Timmendorfer Strand im Test – der große Preis-Vergleich ––––
In Timmendorfer Strand kostet das Strandticket drei Euro. An der gut sieben Kilometer langen Küste der „Badewanne Hamburgs“ gibt es aber auch Freistrände. Diese befinden sich nördlich des Hafens im Ortsteil Niendorf zwischen dem Meerwasserhallenbad und dem Brodtener Steilufer.
Ein Fischbrötchen kostet in Timmendorfer Strand bei Fitz im Mittelpunkt des Sehens und Gesehenwerdens vor dem alten Rathaus 4,50 Euro, am Milchhäuschen vor dem Hotel Fontana vier Euro (mit Matjes).
Den gleichen Preis ruft der Strandpavillon unweit des Seehotels Maritim auf. Bei Gosch kostet ein Fischbrötchen dieses Typs 3,80 Euro, übrigens wie auch bei Gosch in Scharbeutz und Travemünde.
Timmendorf: So lässt sich beim Parken sparen
Parken ist auch hier teuer geworden: Spürbar vor allem, weil es bisher meist nichts kostete. Auf den Großparkplätzen verlangt das Ostseebad zwischen April und Oktober jetzt zwei Euro pro Stunde beziehungsweise zwölf Euro pro Tag. Betroffen sind die bekannten großen Flächen, die schon bei der Anfahrt zum Strand ausgeschildert sind: P1 am Eislaufstadion, P2 bei Famila, P2a beim Sportplatz gegenüber, P3 am Wiesenweg Richtung Niendorf und P4 am Vogelpark in Niendorf sowie P5 ebenfalls in Niendorf bei Edeka.
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Kleiner Tipp: Mit der Halbtageskarte von 7,50 Euro, die ab 12 Uhr beim Automaten gebucht werden kann, zahlt man weniger. Und direkt vor den Supermärkten und Warenhäusern (Aldi, Famila, Futterhaus, Edeka Jens) bleiben die Stellplätze für die Kunden (allerdings mit Parkscheinregelung für die Dauer des Einkaufens) gratis.
Direkt im Zentrum ist es ebenfalls schwierig, seinen Wagen länger stehen zu lassen. Am Maritim an der Strandallee darf das Auto nur vier Stunden parken. Die ersten 30 Minuten kosten im Sommer 50 Cent, jede weitere halbe Stunde 1,50 Euro.
Mit der Bahn nach Timmendorf kostet gut 20 Euro
Vielleicht lohnt dann eher die Reise mit dem Zug ins „Nizza des Nordens“: Mit Bahn und Bus vom Hamburger Hauptbahnhof nach Timmendorfer Strand zum Seehotel Maritim kostet die Fahrt pro Person rund 20 Euro.
Übrigens: Wer sich angesichts des teuren Tags am Strand etwas abreagieren oder Ruhe vom Trubel finden möchte, kann eine meditative Runde auf dem Retro-Minigolfplatz im Kurpark spielen – für 5,50 Euro.
Hier findet sich auch schon die nächste Sparoption: Zugunsten der Feuerwehr werden am Eingang Bücher verkauft, die gebrauchte Literatur in überraschend guter Auswahl kostet zwei Euro pro Kilo oder 25 Cent für 100 Gramm. Vielleicht auch etwas für einen entspannten Tag im Strandkorb.
Die vor gut 100 Jahren wohl auf Norderney erfundenen Sitzgelegenheiten werden in Timmendorf günstiger, je weiter man sich von der Gegend rund um das Seehotel Maritim entfernt.
Strandkörbe Nau nimmt 14 Euro am Tag, bei Anders muss man für den Zweisitzer 15 Euro zahlen, bei Bade in der Mitte des Trubels 17 Euro.
Einige kostenlose Angebote in Timmendorfer Strand
Ein Pluspunkt von Timmendorfer Strand (und mit kleinen Abstrichen auch von Scharbeutz) sind übrigens die zahlreichen Toilettenhäuschen, oft in einem Top-Zustand. Die öffentlichen WCs finden sich überall an der Promenade oder im alten Rathaus am Timmendorfer Platz.
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Übrigens kostet auch etwas Kultur in Timmendorf meist nichts: In der Trinkkurhalle im Strandpark finden wechselnde Ausstellungen statt, die mal mit der Geschichte des Ortes, mit der Flutkatastrophe oder mit Ostseebildern in den runden Bau unter Kiefern locken.
Nicht zuletzt lohnt auch ein Besuch des Buchladens und Buddha-Shops des Hamburger Tausendsassas und Thailandliebhabers Jürgen Hunke, der hier asiatische Kunst zeigt, in einem traumhaften Ambiente direkt neben dem Hotel Seeschlösschen am Meer.
Ostsee: Fazit zu Timmendorfer Strand, Scharbeutz und Travemünde
Fazit: Timmendorf ist teuer beim Parken, Scharbeutz überrascht vor allem mit hohen Nebenkosten wie für Fischbrötchen und Eis, Travemünde hält sich bei der Preisexplosion dagegen noch zurück.