Timmendorfer Strand. Seit 2020 ist Alexandra von Oven-Batsch Eigentümerin des Hotels in Timmendorfer Strand, in dem sie ihre Kindheit verbrachte.

Das Grand Hotel Seeschlösschen an der Strandallee gehört zu den imposantesten Bauwerken in Timmendorfer Strand. Die Nobelherberge liegt direkt an der Ostsee und der neuen Seebrücke. Bereits 1908 hat Heinrich W. von Oven das Grundstück erworben. Zunächst wurde hier ein Café und Restaurant betrieben. In den 1950er-Jahren kam das Hotel dazu. Das wurde 1970 durch ein Feuer zerstört, und vor 50 Jahren wurde der heutige Gebäudekomplex eröffnet. Es folgten Erweiterungen, die Immobilie erstreckt sich über zehn Etagen.

Seit Anfang November ist das Haus mit seinen 122 Zimmern und Suiten geschlossen. Alexandra von Oven-Batsch empfängt das Abendblatt in der Lobby. Spätestens ab Anfang Mai sollen hier wieder Gäste beherbergt werden. Was passiert bis dahin? „Das Gebäude ist in die Jahre gekommen, und dementsprechend stehen jetzt einige Renovierungen an. Neben Arbeiten an der Substanz des Gebäudes werden der Küchenbereich und Teile der Balkone saniert. Das sind ziemlich aufwendige Maßnahmen, die entsprechend Zeit benötigen.“

Timmendorfer Strand: Chefin hat "Kindheit im Seeschlösschen verbracht"

Auch der Innenpool wird erneuert. Die 47-Jährige führt das Seeschlösschen in der vierten Generation. Im Sommer 2020 ist ihr Vater Rohlf von Oven überraschend verstorben, und sozusagen von einem auf den anderen Moment hat die heutige Eigentümerin das Luxushotel übernommen.

„Ich habe meine Kindheit im Seeschlösschen verbracht. Wir haben sogar ein paar Jahre mit unserer Familie in der neunten Etage gewohnt. Ich verbinde unheimlich viel mit diesem Haus. Mir war bewusst, dass es eine große Aufgabe und Herausforderung ist, dieses Hotel weiterzuführen.“ Aber ihr sei es vor allem wichtig gewesen, die Tradition zu bewahren.

Das SeeHuus in Niendorf führt Alexandra von Oven-Batsch auch

Rohlf von Oven zählte zu den bekanntesten Hoteliers an der Ostseeküste, war auch zeitweise Eigentümer der Golfanlage in Timmendorfer Strand, bevor er diese im Jahr 2009 auf seine drei Kinder übertrug. Neben dem Seeschlösschen gehörte auch das SeeHuus im benachbarten Niendorf zu seinem Eigentum.

Nach dem Besuch im Seeschlösschen hat  Alexandra von Oven-Batsch zum Gespräch in das weihnachtlich geschmückte SeeHuus eingeladen. Es ist ein wenig ein Gegenentwurf zum Grand Hotel, das edel und klassisch eingerichtet ist. Das SeeHuus liegt direkt am Strand und nennt sich Lifestyle Hotel. Design und Wärme treffen hier aufeinander, sagt die Chefin, die inzwischen in der großzügigen Lobby auf einem blauen Sofa Platz genommen hat

Die Hotelchefin ist in Timmendorfer Strand aufgewachsen

An der Wand hängt moderne Kunst. In den Holzregalen stehen Bücher für die Gäste bereit. Das Haus hat 74 Zimmer und Suiten. Es gibt einen Wellnessbereich mit Pool und Saunen. Aus dem Restaurant Kliff und von der Terrasse aus blicken die Besucher direkt auf die Ostsee.

Urlaubsfeeling pur. Doch für Alexandra von Oven-Batsch ist es heute eine Lebensaufgabe. Sie ist in Timmendorfer Strand aufgewachsen, hat am Ostsee-Gymnasium Abitur gemacht. Und eigentlich wollte sie nicht Hotelier werden. Es folgte ein Jurastudium, und später arbeitete sie als Rechtsanwältin in Hannover. 2011  hat sie ihr Vater angesprochen und gesagt, das SeeHuus-Projekt sei der ideale Zeitpunkt, wenn die Tochter doch noch in das Familienunternehmen einsteigen wolle. Und 2012 folgte sie dem Ruf, da war das Haus noch im Bau.

„Ich habe keinen geregelten Alltag"

Seit 2014 ist das Hotel eröffnet, und Alexandra von Oven-Batsch führt das SeeHuus, das ihr heute gehört, als Direktorin und „damit ist man für alles verantwortlich. Personal, Finanzen und Gäste“. Die Quereinsteigerin hat sich dann nach und nach alles angeeignet. Dann kam 2020 das Seeschlösschen sozusagen noch „on top“ dazu.

Freizeit dürfte für die Geschäftsfrau ein Fremdwort sein. Sie ist auch Miteigentümerin der Golfanlage Timmendorfer Strand. Aber Zeit zum Spielen findet sie nur gelegentlich im Urlaub mit ihrem Mann Constantin, der für Continental in Hannover arbeitet. „Ich habe keinen geregelten Alltag. Und man steht ständig vor neuen Herausforderungen.“

„Auch wir leiden unter dem Fachkräftemangel"

Die Hotellerie ist schon lange kein Selbstläufer mehr. „Auch wir leiden unter dem Fachkräftemangel. Dazu kommen steigende Kosten für Energie und Lebensmittel. Und natürlich muss man die Häuser immer auf dem neuesten Stand halten, denn die Konkurrenz ist groß.“ Deshalb jetzt also auch das Investment in das Seeschlösschen. Über Geld wird hier nicht gesprochen, aber es dürfte sicherlich ein siebenstelliger Betrag sein.

Und wie lief das Jahr in den beiden Häusern? „Wir waren mit dem Sommer insgesamt zufrieden. Im Herbst war die Nachfrage eher zurückhaltend, weil viele offensichtlich wieder Fernreisen gemacht haben.“ Für Weihnachten und Silvester haben die Buchungen im SeeHuus in den „vergangenen Tagen angezogen, aber wir haben noch Zimmer frei. Die Gäste buchen kurzfristiger“.

Timmendorfer Strand: Ein stressiges Jahr an der Ostsee geht zu Ende

Für die Hotelbetreiberin geht ein stressiges Jahr zu Ende. Die Vorbereitungen für die Sanierung des Seeschlösschens hatten sich über Monate hingezogen, und die Bauarbeiten begleitet die Chefin auch intensiv. Umso mehr freut sich Alexandra von Oven-Batsch auf die Wiedereröffnung. Die meiste Freude mache ihr der Kontakt mit den Gästen, doch dafür fehle häufig die Zeit, weil es so viele andere Aufgaben hinter den Kulissen zu meistern gebe.