Wilhelmshaven. Hamburg, Dänemark und Holland geben 15 Millionen Euro für Forschungsprojekt. Gipfeltreffen zum Hafenschlick „in wenigen Tagen“.

Deutschland, Holland und Dänemark wollen das Wattenmeer besser schützen. Das vereinbarten die Länder am Mittwoch zum Ende der dreitägigen Konferenz der Anrainerstaaten. Das Weltnaturerbe sei durch den Anstieg des Meeresspiegels, durch Artenschwund und Verschmutzung bedroht. Um herauszubekommen, wie die Region besser geschützt werden kann und welche „Klima-Anpassungsmaßnahmen“ genau nötig sind, haben die Staaten ein Forschungsprogramm von 15 Millionen Euro vereinbart.

In das zahlt Deutschland elf Millionen Euro ein. Ziel ist, das Wattenmeer „klimaresilienter zu machen und dauerhaft als Weltnaturerbe zu erhalten.“

Hamburger Hafenschlick: Lösung in Sicht?

Das politische Thema der vergangenen Wochen prägte auch die Tagung in Wilhelmshaven: Wie umgehen mit dem Hamburger Hafenschlick? Niedersachsen lehnt eine Verklappung vor Scharhörn kategorisch ab und droht mit Klagen. Aber auch Schleswig-Holstein war zuletzt auf Distanz zu Hamburg gegangen. Jetzt kommt Bewegung ins Thema.

Schon in „wenigen Tagen wird es eine Konferenz der drei norddeutschen Küstenländer“ zum Thema Hafenschlick geben. Das sagte Hamburgs Umweltsenator Jens Kerstan gestern. Auf ein gemeinsames Vorgehen hatte Schleswig-Holstein schon länger gepocht, ohne bislang damit in Hamburg durchzudringen. Jetzt kommt es also zum norddeutschen Schlickgipfel.

Man müsse verstärkt über Landesgrenzen hinweg kooperieren, sagte Kerstan in Wilhelmshaven. Hamburg habe den kleinsten Anteil der drei Bundesländer am Nationalpark, aber einen großen Hafen. „Zielkonflikte sind nicht einfach und auch nur gemeinsam aufzulösen.“

Goldschmidt: „Es gibt kein unschuldiges Erdgas“

Hamburgs Umweltsenator und der schleswig-holsteinische Umweltminister Tobias Goldschmidt (beide Grüne) sind bei der Konferenz aufeinandergetroffen. Zu der hatte Bundesumweltministerin Steffi Lemke 260 Vertreter aus Politik, Kommunen, Verbänden und Wissenschaft eingeladen. Für Tobias Goldschmidt kann das Weltnaturerbe einen wertvollen Beitrag bei der Bewältigung der Klimakrise und der Energiewende leisten.

Egal ob Gasförderung im Wattenmeer, Fracking, Lieferungen aus Russland oder aus Katar – alles sei problematisch. „Es gibt kein unschuldiges Erdgas.“ Die Zukunft liege im beschleunigten Ausbau der Windkraft. Ziel sei, die Offshore-Kapazitäten von sieben auf 70 Gigawatt zu erhöhen. „Die Energiewende findet im Norden statt. Aber wir müssen sie so organisieren, dass es möglichst wenig Eingriffe ins Wattenmeer gibt“ sagte der schleswig-holsteinische Minister.

Das Wattenmeer im Kampf gegen den Klimawandel

Die grüne Bundesumweltministerin Steffi Lemke sieht es wie ihre Parteifreunde aus Hamburg und Kiel: „Angesichts von Klima-, Verschmutzungs- und Bio­diversitätskrise wächst der Druck auf das Wattenmeer und seine Artenvielfalt. Das Wattenmeer kann einen wertvollen Beitrag im Kampf gegen die Klima- und Biodiversitätskrise leisten: Als natürliches, artenreiches Ökosystem ist es in der Lage, erhebliche Mengen an Klimagasen in Salz- und Seegraswiesen und in Schlickböden zu speichern.“

Bei der Tagung ging es auch um besseren Vogelschutz entlang des Ostatlantischen Zugweges. Besprochen wurde, westafrikanische Staaten beim Schutz der Lebensräume der Zugvögel zu unterstützen. Ein weiteres Thema war nach der Havarie des Containerriesen MSC Zoe in der Nordsee die Sicherheit der Seeschifffahrt. An die 300 Container gingen vor knapp vier Jahren im Sturm über Bord, teilweise beladen mit giftigen Chemikalien. Die Wattenmeerkonferenz hat vereinbart, den „Dialog mit der Schifffahrt und Hafenwirtschaft zu intensivieren und weitere Schutzmaßnahmen zu entwickeln“.