Kappeln. Ingrid Roosen Trinks hat ihre Sammlung aus Berlin auf einen Hof bei Kappeln bringen lassen. Hier gibt es nun regelmäßig Ausstellungen.
Die kleine Straße führt ins Hinterland der Stadt Kappeln. Nur wenigen Autos begegnet man an diesem Morgen im Herbst. Plötzlich ist es ganz vorbei. Bauarbeiter versperren den Weg. Hier ist kein Durchkommen. Also zurück in einem weiten Bogen, um von der anderen Seite den Wittkielhof anzusteuern.
Leicht hat man es in diesen Tagen nicht, um eine neue Attraktion Angelns zu erreichen. Die kleinen Mühen der Anreise lohnen sich allerdings gleich doppelt. Zum einen, weil sich nun vor einem ein wunderschöner alter Angelner Dreiseitenhof erstreckt. Zum anderen, weil hier zumindest im Moment eine der neusten Sehenswürdigkeiten der Schleiregion beherbergt ist, die Kunstausstellung „Stadt – Land – Vernetzung“.
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Eine Ausstellung mitten auf dem auf dem Lande? Im tiefen Herbst? Ja, genau das ist die Idee hinter dem Verein Kunst für Angeln, den Ingrid Roosen Trinks im Frühjahr 2022 gegründet hat. Sie ist die treibende Kraft hinter dieser ungewöhnlichen Idee. Und sie ist es auch, die jeden Besucher hier begrüßt, um ihre Werke zu zeigen und zu erklären. „Ich möchte Kunst zu den Menschen bringen, die sonst eher selten mit solchen Werken konfrontiert werden“, sagt die freundliche Frau. „Und damit Kunst für jeden erlebbar machen.“
Ingrid Roosen Trinks gründete 1990 den Sender Klassik Radio
Ingrid Roosen Trinks ist Hamburgerin. Seit Jahren mischt sie im Kunst- und Kulturgeschäft mit. Zuerst als Radiomoderatorin. 1990 gründete sie dann selbst den Sender Klassik Radio. Lange Zeit leitete sie zudem für die Kulturstiftung des Hamburger Schreibgeräteherstellers Montblanc. Und nebenbei baute die engagierte Frau Stück für Stück eine stattliche private Sammlung verschiedenster Kunstwerke auf. Rund 500 Bilder, Skulpturen und andere Objekte sind es mittlerweile. „Immer wenn ich wieder Geld hatte, habe ich mir etwas Neues gekauft.“
Seit dem Eintritt in die Rente pendelte Ingrid Roosen Trinks mit ihrem Mann Helmut Trinks zwischen Hamburg und Berlin hin und her. Ihre Wohnung in der Hauptstadt war jahrelang mehr als nur die eigene Wohnung – sie war Ausstellungsraum und Wohnraum zugleich. Denn die Sammlerin lud Interessierte immer wieder ein, um in ihren privaten Räumen die Kunst zu erleben. „Am meisten Freude hat mir immer schon gemacht, Menschen außergewöhnliche Kunstwerke zu zeigen.“
Während Corona war Ingrid Roosen Trinks viel in Angeln
Aber warum dann der Wechsel hoch in den Norden, fernab der kulturinteressierten Szene? Ganz einfach, Corona änderte das Leben von Ingrid Roosen Trinks und ihrem Mann grundlegend. Während der langen Lockdown-Phasen verbrachte das Ehepaar die meiste Zeit nicht in den engen Großstädten, sondern hier oben auf dem Lande, wo sie bereits seit mehr als 30 Jahren ein Ferienhaus besaßen. Beide möchte seitdem am liebsten gar nicht mehr weg.
„Natürlich bleibt Hamburg meine Heimat, aber eigentlich sind wir mittlerweile quasi nur noch hier“, so die Sammlerin. Die Lebensqualität hier oben sei unvergleichlich. „Wir haben hier in Corona-Zeiten gesessen und in die wunderschöne Natur geschaut. Und dann ist uns aufgefallen, hier oben auf dem Land gibt es einfach kaum Kunst- oder Kulturangebot.“ Angeln sei ein leerer Fleck auf der Kunstlandkarte. „In Flensburg, in Schleswig gibt es etwas, aber hier entlang der Schlei einfach nichts.“ Keine Musik, keine Kunstsammlung, keine Galerien.
"Stadt – Land – Vernetzung" noch bis Ende November
Also entschied Ingrid Roosen Trinks, ihre zweite Heimat Berlin aufzugeben- und verfrachtete ihre gesamte Sammlung auf den Wittkielhof, der seit vielen Jahren von der Familie Nissen betrieben wird. Hier hat sie sich mit ihren Werken eingemietet. Hier sind die Kunstgegenstände nun eingelagert. Zwei Mal im Jahr organisiert die Sammlerin hier nun Ausstellungen in der großen ehemaligen Scheune. Die aktuelle „Stadt – Land – Vernetzung“ ist noch bis Ende November zu sehen.
Ingrid Roosen Trinks und Kuratorin Corinna Koch führen alle Interessierten von Nah und Fern durch die große schöne Halle. Erklären die Idee der Ausstellung und, je nach Interesse, gern auch Einiges zu den einzelnen Werken. „Jeder, der möchte, kann vorbeischauen. Allerdings nur mit Anmeldung und nur mit einer kleinen Führung“, so Ingrid Roosen Trinks. Ziel sei es eben nicht, dass möglichst viele Menschen hier durchlaufen, sondern dass man gemeinsam die Kunst erlebe.
Kunst für Angeln bietet auch Workshops für Kinder an
„Stadt- Land – Vernetzung“ ist bereits die zweite Ausstellung der Sammlerin im hohen Norden. Parallel hat Ingrid Roosen Trinks auch Kunst-Workshops für Kinder mit dem Künstler Rupprecht Matthies an. Das Ziel: Möglichst früh schon Jungen und Mädchen für Kunst begeistern.
Der Kalender für kommendes Jahr ist schon gut gefüllt. Im April und Mai soll es eine Ausstellung mit dem Titel „Art overcomes Boundaries“ geben. Hierzu werden zusätzlich zur Roosen Trinks-Sammlung auch Werke von Künstlern aus Dänemark und Schleswig-Holstein gezeigt. „Ich möchte künftig mehr grenzübergreifend mit Dänemark arbeiten. Dies ist der Startschuss.“ Auch parallel zu dieser Ausstellung wird es wieder Workshops für Kinder geben. Zudem startet Ingrid Roosen Trinks mit einem Sozialprojekt für Jugendliche und Senioren. „Die ersten Seniorengruppen haben sich schon angemeldet.“
Künftig wird es auf dem Wittkielhof auch Konzerte geben
Auch die Musik soll endlich Einzug in den Wittkielhof halten. Die engagierte Frau plant Konzerte, in der Ausstellung, aber auch daneben. Die Gespräche laufen, so Ingrid Roosen Trinks. Bald sollen die ersten Daten feststehen. „Das Schleswig-Holstein Musik Festival bringt die Musik zwar in den Norden. Aber es gibt nicht eine Veranstaltung hier bei uns in Angeln mitten im Grünen. Das wollen wir dringend ändern.“
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Und dann muss sie auch wieder los. Die weißen Handschuhe zum Schutz ihrer Bilder hat sie die ganze Zeit angelassen. Nun sollen weitere umgeräumt werden. Es gibt immer viel zu tun. Kein Wunder bei so vielen Kunstwerken.