Hamburg. Was haben die Tolk-Schau, das Norden Festival und das Danewerk gemein? Dass viele Hamburger davon wohl noch nie gehört haben.

Eine der interessantesten Urlaubsregionen im Norden lief bei Hamburgern lange etwas unter dem Radar: die Schlei zwischen Schleswig und Kappeln. Doch das Interesse an Tipps wächst stetig, deshalb stellt das Abendblatt gerade ein neues Magazin der Reihe Nord?Ost?See! – Spezial mit 108 Seiten fertig, das 9,50 Euro kosten wird (Treuepreis für Abonnenten: 8 Euro), das am 14. Juli erscheint und bereits jetzt vorbestellt werden kann unter abendblatt.de/magazine. Auch diese acht Vorschläge finden Sie darin wieder.


SCHLEIMÜNDE

Einer der schönsten und ursprünglichsten Orte der Region ist sicherlich Schleimünde. Das liegt vor allem daran, dass der Ort am Ende der Schlei nicht so einfach zu erreichen ist. Schleimünde wird von einem Naturschutzgebiet und dem Meer umschlossen, also kommen Gäste nur zu Fuß hierhin – oder mit dem Schiff. In einem kleinen Nothafen kurz neben dem charakteristischen grün-weißen Leuchtturm können Wassersportler festmachen. Allerdings gibt es hier, wie der Name Nothafen schon sagt, weder Frischwasser an den Stegen noch wirklich gute Sanitäranlagen. Das macht aber gar nichts, scheinen zumindest viele Segler zu denken.

Der kleine Hafen ist nämlich im Sommer immer voll. Da liegen dann meist schon ab mittags die Schiffe dicht an dicht. Kein Wunder, eine Nacht an dem unberührten Ort ist ein besonderes Erlebnis. Das letzte Ausflugsboot hält hier für kurze Zeit am späten Nachmittag. Und auch alle Fußgänger machen sich dann auf den Rückweg. Zurück bleiben die Wassersportler und einige Helfer, die dort übernachten, um den kleinen Kiosk und eine Bude – weithin als Giftbude bekannt – zu betreiben. Mehr nicht. Also auf ins Abenteuer.

DITCH-WM

Wer kann schon von sich sagen, Austräger einer Ditch-WM zu sein. Das kleine Ostseebad Schönhagen kann es, denn es ist bereits seit 2016 der Ort, an dem sich Männer und Frauen im Steinewerfen am Meer messen. Dort, so die Veranstalter, herrschen die perfekten Bedingungen, um die Steine auf der Ostsee tanzen zu lassen. Nach zwei Jahren Pause wird die Ditch-WM in diesem Jahr wieder in der Nähe der Schlei stattfinden. Steineditchen ist eine uralte Tradition, die schon im antiken Griechenland bekannt war. Nun sind Einheimische und Auswärtige eingeladen, am 25. September 2022 in verschiedenen Disziplinen und Altersgruppen gegeneinander anzutreten und die jahrhundertealte Tradition fortzuführen. Veranstaltet wird die lustige WM von der Ostseefjord Schlei GmbH, der Tourismusorganisation für die Schleiregion.

DANEWERK

Um ehrlich zu sein, reden die meisten Menschen vom Wikingerdorf Haithabu, wenn sie von Schleswig und Umgebung sprechen. Klar, das Gelände wurde 2018 zum Welterbe der Unesco ernannt. Aber was die wenigstens Menschen wissen: Es wurde zusammen mit dem Danewerk geadelt. Das Danewerk steht nicht weit entfernt und ist ein mindestens genauso spannendes Zeugnis der Geschichte, ein historischer Grenzwall. Die größte Befestigungsanlage Nordeuropas ist besonders für das Nachbarland Dänemark von historischer Bedeutung.

Für die Dänen sei es in etwa so wichtig wie für die Deutschen das Brandenburger Tor oder das Hermannsdenkmal, sagt Museumsdirektor Lars Erik Bethge. Ein Ausflug zum Danewerk lohnt sich gerade im Moment besonders. Denn bevor dort die Bauarbeiten für ein großes neues Museum beginnen, werden in den Böden gerade Ausgrabungen vorgenommen. Und die Archäologen aus Deutschland und Dänemark haben schon durchaus spannende Dinge gefunden, zum Beispiel Tierskelette, ein Glassiegel und ein Teil einer Tabakpfeife.

GELTINGER BIRK

Nicht an der Schlei, aber auch nicht weit weg, liegt die Geltinger Birk. Es gibt vermutlich keinen schöneren Ort im ganzen Norden für eine ausgiebige Wanderung in der unberührten Natur. Das 773 Hektar große Areal gehört zur nordöstlichsten Landspitze Angelns und damit dem Ausgang der Flensburger Förde. Nirgends kann man so viele Vogelarten auf einem Fleck beobachten, darunter sogar der Seeadler. Aber auch Graugans, Kranich, Graureiher oder Kormorane und viele andere, mehr als 90 Brutvogelarten, leben hier.

Nicht weniger interessant sind vermutlich für viele Wanderer und Fahrradfahrer auch die Wildpferde, die hier seit 2002 angesiedelt sind. Sie übernehmen zusammen mit den Galloway-Rindern die Aufgabe der Landschaftsgärtner. Das heißt, sie fressen die Wiesen ab, damit sie nicht zu sehr zuwuchern und für die vielen Vögel frei bleiben. Wem ein einfacher Spaziergang nicht reicht, der kann sich einer der zahlreichen Führungen anschließen, die über das Jahr in dem Areal angeboten werden.

TOLK-SCHAU

Ein bisschen scheint der Ort in der Nähe Schleswigs aus der Zeit gefallen. Das denken zumindest sicherlich viele Erwachsene, wenn sie zum ersten Mal durch das Gelände der Tolk-Schau laufen. Die Karusselle sehen schon beinahe historisch aus, zumindest hat man bei einigen von ihnen den Eindruck, sie stehen hier seit der Eröffnung in den 1960er-Jahren. Das tun sie bestimmt auch. Doch Kinder stört das gar nicht. Gerade die Kleineren unter ihnen stürmen los und wissen meist gar nicht, was sie zuerst ausprobieren sollen.

Man möchte meinen, dass hier noch kein Kind unglücklich wieder vom Parkplatz gefahren ist. Und Stück für Stück freunden sich auch die Eltern mit dem kleinen Park an. Denn wenn man ehrlich ist, ist alles liebevoll angelegt, nur eben nicht topmodern. Aber das muss ja auch nicht sein. Die gesamte Anlage ist gepflegt, es gibt viele Orte, an denen man eine Pause einlegen kann. Und vor allem die Sommerrodelbahn bringt auch Erwachsenen richtig Spaß. Also für alle mit Sicherheit ein gelungener Ausflug.

DAS NORDEN FESTIVAL

Auch für Kulturfreunde hat die Schleiregion in diesem Jahr etwas zu bieten: das Norden Festival. Seit 2018 wird die Open-Air-Veranstaltung auf den Schleswiger Königswiesen durchgeführt, in diesem Jahr vom 25. August bis zum 11. September. Mit dabei sind Popmusikveranstaltungen genauso wie Straßentheater, Literatur, DIY-Kurse, Filme und sportliche Angebote für alle Altersklassen.

Auftreten werden unter anderem die Künstler Die Sterne, Stella Sommer, Abi Wallenstein, La Mano Letal, das niederländische Musik-Comedy-Duo Stenzel Kivits, Kinderbuchautorin Stefanie Taschinski oder der Zauberer Mr. TrickNic. Dazu gibt es verschiedene Filme zu sehen, Beiträge aus den Flensburger Kurzfilmtagen, den Nordischen Filmtagen, dem Naturfilmfestival Greenscreen in Eckernförde und dem CineMare Meeresfilmfestival in Kiel. Und wer lieber bastelt kommt auch auf seine Kosten, beim Blumenkronen-Binden, beim Hemdrecycling, Keramikbemalen, Siebdrucken, Puppenbasteln oder sogar Fahrradreparieren. Ein Besuch lohnt sich, außerdem ist die Schlei von hier aus nicht weit …

Das Norden Festival findet vom 25. August bis zum 11. September auf den Königswiesen in Schleswig statt.
Das Norden Festival findet vom 25. August bis zum 11. September auf den Königswiesen in Schleswig statt. © Ostseefjord Schlei | Ostseefjord Schlei

SCHLEIFAHRTEN

Das Schleiufer auf dem Fahrrad oder zu Fuß erkunden ist wunderschön. Noch schöner ist es allerdings, wenn man auf dem Ostsee-Seitenarm selbst fährt, am besten auf einem Schiff. Wer kein eigenes hat, der kann sich aus einer ganzen Reihe Ausflugsbooten das passende aussuchen für einen solchen Ausflug. Da gibt es zum einen die „Stadt Kappeln“. Das Schiff ist 1986 gebaut, also eher die alte Dame in der Schleiflotte, das ist aber kein Problem. Gemütlich ist es an Bord, und ein Treffen mit Kapitänin und Eigentümerin Juliane Sebode, genauso wie mit ihren Kollegen, auf jeden Fall ein Erlebnis.

Ein- und aussteigen können die Gäste in Schleimünde, Maasholm, Kappeln, Sieseby, Missunde und Schleswig. Das können sie übrigens auch auf der „Schlei Princess“, einem Raddampfer, der vom Stil her ehrlich gesagt eher auf den Mississippi gehört. Seine riesigen Panoramafenster lassen aber auch bei schlechtem Wetter einen tollen Ausblick zu. Kleiner und beschaulicher geht es da auf der MS „Nordlicht“ zu. Zu sehen gibt es viel: wunderschöne Landschaften, sagenhafte Reethäuser und kleine Städte und Dörfer entlang des Meeresarmes. Und wer mag, kann an den Haltestellen ein wenig verweilen, an einigen werden sogar Führungen angeboten. Oder man geht schnell wieder zurück an Bord, damit man sich auch ja nichts von den unbeschreiblich schönen Ufern der Schlei entgehen lässt.

Die „Wappen von Schleswig“ ist eines der Schiffe, mit denen man die Schlei von der Wasserseite aus erkunden kann.
Die „Wappen von Schleswig“ ist eines der Schiffe, mit denen man die Schlei von der Wasserseite aus erkunden kann. © Ostseefjord Schlei / Janine Skrobln | Ostseefjord Schlei / Janine Skrobln

HERINGSTAGE

Vormerken fürs nächste Jahr: Die Heringstage gehören zu Kappeln genauso wie der berühmte Heringszaun, der direkt neben der Klappbrücke in der Schlei steht. Doch coronabedingt mussten die Feierlichkeiten, die immer einem kleinen Volksfest glichen, in den vergangenen Jahren ausfallen. Nun sollen die Heringstage 2023 mit einem neuen Konzept neu aufgelegt werden. Künftig soll die Heringswette mehr im Fokus der Veranstaltung stehen. Bei der geht es darum, das Gewicht des Fischfangs zu schätzen. Wer an dem Ergebnis am dichtesten dran ist, wird für ein Jahr Heringskönig oder Heringskönigin in Kappeln. Und jünger und moderner sollen sie werden, die Heringstage. Nun arbeitet ein Organisationskomitee daran, dass im kommenden Jahr endlich wieder Einheimische und Auswärtige zusammen feiern können.