Travemünde. Aussicht genießen, Buttermakrelen bei Wöbke und schließlich noch Seefahrtsgeschichte erleben – auf der „Passat“.

Ob es der Charme der Altstadt ist? Oder der Blick auf die dicken Pötte, die vom Skandinavienkai Schweden, Finnland und das Baltikum ansteuern? Der schöne Strand? Oder die entspannte Anreise jede Stunde mit der Bahn? Am Ende macht wahrscheinlich genau dieser Mix die Faszination von Travemünde aus.

Der große Vorteil für die Gäste: Bei schlechtem Wetter hat die Stadt deutlich mehr zu bieten als reine Badeorte. In der Altstadt locken die Lübsche Vogtei, ein Backsteingiebelhaus aus dem Jahr 1551 und die St.-Lorenz-Kirche mit eindrucksvoller Wand- und Deckenmalerei. Nicht zu übersehen: der alte Leuchtturm, 31 Meter hoch, 1539 erbaut. 142 Stufen führen zu einer Galerie mit Blick über die Lübecker Bucht bis nach Grömitz.

Wer es moderner mag, kann mit der Fähre zum Priwall übersetzen. Dort baut der dänische Investor Sven Hollesen mit seiner Planet-Gruppe das Feriendorf BeachBay­. Promi-Koch Steffen Henssler hat hier sein erstes Ahoi-Restaurant außerhalb Hamburgs eröffnet. Gleich nebenan lockt eine Indoor-Spielhalle mit Kletterturm und Schwarzlicht-Minigolf.

Sie mögen es lieber gediegener? Kein Problem. Im Grandhotel an der Kaiser­allee, das seit 2016 zur Atlantic-Gruppe gehört, logierten bereits Gäste wie Caterina Valente, Sophia Loren und Kirk Douglas. So viele Prominente können nicht irren. Travemünde ist immer eine Reise wert.


Der (Strand-)Spaziergang
Der Blick ist schlicht atemberaubend. Das Brodtener Steilufer, entstanden in der letzten großen Eiszeit, zählt zu den schönsten Rad- und Fußwegen der Lübecker Bucht. Der knapp vier Kilometer lange Küstenstreifen führt von Travemünde nach Niendorf. Der Weg unterhalb des Steilufers, direkt an der Brandung, ist nur schwer begehbar, allerdings beliebt bei Anglern sowie bei Sammlern von Muscheln und Treibholz. Sehr bequem und kinderwagentauglich ist der Wanderweg oberhalb, auch ideal für Fahrräder geeignet. Wer sich zwischendurch stärken möchte, kann in das Erlebniscafé Hermannshöhe einkehren.

Infos: www.brodtener-ufer.de


Das Kulturerlebnis
Travemünde blickt als Seebad auf eine Geschichte über viele Jahrhunderte zurück. Im Seebadmuseum, direkt an der St.-Lorenz-Kirche, kann man diese Historie hautnah erleben. Gezeigt werden viele alte Fotos sowie Exponate wie alte Strandkörbe, Modellsegelschiffe und Kostüme. Zudem gibt es Hörstationen. Betreut wird die sehenswerte Ausstellung vom Verein für Heimatgeschichte der Hansestadt Lübeck, Ortsteil Travemünde und Umgebung.

Seebadmuseum im Gesellschaftshaus, Torstraße 1, Januar und Februar geschlossen, Führungen nach telefonischer Absprache 04502/999 80 94, barrierefreier Zugang über den Hintereingang bei der Raiffeisenbank, www.heimatverein-trave­muende.de

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Das Superkunst Festival findet umsonst und draußen statt.
Das Superkunst Festival findet umsonst und draußen statt. © Andreas Laible


Das perfekte Essen

Das kleine Fischgeschäft, gerade 18 Qua­dratmeter groß, liegt etwas versteckt. Und doch ist Fisch-Wöbke ein kulinarischer Anziehungspunkt in Travemünde. Ob Buttermakrelen, Rollmops, Matjes, Lachs – Petra und Mike Wöbke sind mehrfach ausgezeichnete Meister ihres Fachs. Waltraud Wöbke, Mutter von Pe­tra Wöbke, kurvte bereits 1962 mit einem VW-Transporter, vollbepackt mit Fisch, durch die Lübecker Bucht. 1970 eröffnete sie dann das Ladengeschäft. Seitdem steht der Name Wöbke für exzellente Ware, die Brötchen mit kaltgeräucherten Matjesfilets sind unschlagbar. Urlaubsgäste müssen auch nach ihrer Abreise nicht auf diese Delikatessen verzichten, Wöbke liefert per Overnight-Express.

Fisch-Wöbke, Kurgartenstraße 94/Ecke Rose, Tel. 04502/54 66, www.fischwoebke.de


Das besondere Erlebnis

Wer auf der Travemünde-Promenade spaziert, sieht vis-à-vis die „Passat“, eine 1911 erbaute Viermastbark, die allein 39-mal Kap Hoorn umsegelte. 1959 kaufte die Stadt Lübeck das Schiff für die Schleswig-Holsteinische Seemannschule, 1960 kamen die ersten 48 von insgesamt 1000 Decksjungen an Bord. Doch das Interesse an dieser seemännischen Ausbildung versiegte. Seit 1966 gehört das Schiff zu den wichtigsten touristischen Zielen der schleswig-holsteinischen Ostseeküste. Der Eintritt ist gut investiert, die Ausstellung zeigt eindrucksvoll das harte Leben der Seeleute vor vielen Jahrzehnten. In den Kojen kann man aber heute auch übernachten, besonders fein ist die Passat-Suite.

„Passat“, Priwallpromenade 3a, Tel. 0451/122 52 02, www.luebeck.de/passat

Die Viermastbark „Passat“ liegt am Priwall.
Die Viermastbark „Passat“ liegt am Priwall. © Andreas Laible


Die Übernachtung
Vom Bahnhof sind es nur ein paar Schritte. Das Kurhaus, 1912/13 zum denkmalgeschützten Kleinod umgebaut, ist unübersehbar. Die Travemünder Institution erlebte in den 1990er-Jahren einen traurigen Niedergang, 2000 schloss es ganz. Die Arosa-Gruppe übernahm schließlich das Haus, baute es – ergänzt um einen neuen Komplex – zu einem großzügigen Wellnesshotel um. Manche Gäste finden, dass die Zimmer etwas in die Jahre gekommen sind. Großartig ist jedoch der Wellnessbereich mit Saunen, einem Innen- und einem Außenpool, beide gespeist mit Meersalzwasser. Und wer in diesen Corona-Zeiten Abendbüfetts nicht mag, reserviert in der Weinwirtschaft im Haus.

Arosa-Hotel Travemünde, Außenallee 10, tele­fonische Reservierungen unter 040/300 322 366, www.a-rosa-resorts.de

Das neue Magazin:

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Nach dem Erfolg im Sommer bringt das Abendblatt die zweite Ausgabe des Magazins „Nord? Ost? See!“ für Urlaub und Ausflüge an den Küsten im Norden – unter anderem mit den „Perfekten Tagen ...“ – in den Handel. Das 108-seitige Magazin kostet 9 Euro (Treuepreis 7 Euro) und erscheint am 1. Oktober. Vorbestellungen unter abendblatt.de/magazine und Telefon unter 040/333 66 999 (Mo–Fr 8–18 Uhr).

Letzter Teil der Serie