Heiligenhafen. Abendblatt-Serie zu Nord- und Ostsee: Dieses Mal geht es an die Ostsee nach Heiligenhafen mit schicken Hotels und viel Platz.

Man kann die kleine Stadt an der Ostsee an jedem Tag der Woche genießen, aber bevorzugt fährt man mittwochs oder sonnabends dorthin. Denn dann ist Wochenmarkt auf dem Marktplatz, und die Innenstadt entfaltet ihren ganz besonderen Charme. Es gibt große Tüten mit Kartoffeln aus der Gegend und viele regionale Produkte. Aus dem verschlafe­nen Seebad ist in den vergangenen Jahren ein schicker Ostseeort geworden, zahlreiche Hotelneubauten wie das Hotel Meereszeiten, das Beach Motel und die Bretterbude, aber auch eine große Ferienhaussiedlung am Yachthafen ziehen eine neue Klientel an. „Sonnendeck der Ostsee“ lautet der Slogan der Tourismuswerbung, und tatsächlich war es schon viele Male so, dass der Himmel immer freundlicher wurde, je mehr man sich von Hamburg entfernte und je näher man der Ostsee kam. Standardman­tra: „Da hinten wird es schon heller!“ Hat erstaunlich oft geklappt.

Der (Strand-)Spaziergang

Für einen Spaziergang sollte man sich Zeit nehmen. Foto-OliverFranke.de
Für einen Spaziergang sollte man sich Zeit nehmen. Foto-OliverFranke.de © Oliver Franke | Foto-OliverFranke.de

Der vier Kilometer lange Strand ist das große Pfund, mit dem Heiligenhafen wuchern kann. Im Sommer legt man den Spaziergang direkt am Wassersaum zurück, im Herbst, wenn man wieder mehr trägt als Flip-Flops, ist die Promenade zu empfehlen. Vorbei an den Dünen passiert man immer wieder kleine Cafés und Restaurants. Besonders schön ist das Naturschutzgebiet Graswarder, das zusammen mit dem westlich gelegenen Steinwarder eine lang gestreckte Halbinsel bildet. Die hübschen bunten Häuser mit Sprossenfenstern, Reetdächern und teilweise Fachwerk sind beliebtes Fotomotiv. Wer auf Graswarder eine der wenigen locker verteilten Immobilien besitzt, hat sie vermutlich entweder geerbt, oder er verdient sehr viel Geld. Das Besondere: Man kann auf Graswarder immer am Meer spazieren, denn die Halbinsel ist so schmal, dass man auf der südlichen Seite hinwandert und auf der nördlichen Seite zurück – oder andersherum. Für Vogelfreunde interessant: Mehr als 40 Vogelarten sind hier zu Hause. Der Nabu betreibt ein Naturschutzzentrum mit einem hohen Aussichtsturm, der üblicherweise von Ostern bis Oktober frei zugänglich ist.

Das Kulturerlebnis
Ganz ehrlich? Heiligenhafen ist nicht gerade für die hohe Kultur bekannt. Aber die trutzige evangelische Stadtkirche aus rotem Backstein ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Im Jahre 1250 im romantisch-gotischen Übergangsstil erbaut, gilt sie als frühes Zeugnis der Christianisierung Norddeutschlands. Sie wurde mehrfach verändert und hat seit 1974 eine neue Orgel. Das Gebäude, in dessen Kirchenraum ein beeindruckendes Schiffsmodell hängt, ist für seine hervorragende Akustik bekannt – bis Ende Oktober gibt es noch Konzerttermine (www.kirche-heiligenhafen.de). Auch Theodor Storm erwähnte die Kirche in seiner Novelle „Hans und Heinz Kirch“.

Das perfekte Essen
Wenn man schon das Glück hat, am Meer zu sein, sollte man die Gelegenheit nutzen, fangfrischen Fisch zu essen. Und das bietet sich in vielen Restaurants der Stadt an. Besonders schön sitzt man auf der Terrasse des Restaurants Käppen Plambeck mit Blick auf den Hafen. Die einem Kutter nachempfundene Terrasse ist überdacht, und die Seitenplanen schützen die Gäste vor Wind. Besonders köstlich sind das naturgebratene Dorschfilet (15,90 Euro). Ebenfalls zu empfehlen: Scholle mit Kartoffeln (16,90 Euro) oder Heiligenhafener Pannfisch mit Bratkartoffeln und Gurkensalat (17,90 Euro). Und während man speist, hat man einen herrlichen Blick auf all die Flaneure am Hafen. Wenn der Hunger mal nicht so groß ist, bestellt man einfach aus der entsprechenden Abteilung – beispielsweise ein kleines Dorschfilet mit Pommes frites oder Kartoffelsalat (8,90 Euro) – und muss nicht wie in vielen Restaurants darüber diskutieren, dass man für den Kinderteller zu alt und für den Seniorenteller zu jung ist.

Das besondere Erlebnis
Um nach dem Essen wieder in die Gänge zu kommen, leiht man sich idealerweise ein Fahrrad, beispielsweise im Laden Tante Emma am Meer. Die 13 Kilometer lange Strecke zum Gut Görtz in Heringsdorf ist phasenweise ein wenig hügelig, aber auch ohne elektrische Unterstützung gut zu bewältigen Die Besitzer leben im Herrenhaus und bewirtschaften auf dem Gut ein Café und ein Ausstellungsgelände für Kunsthandwerker. Ein großer Spielplatz für Kinder sorgt dafür, dass sich auch Eltern entspannen können, weil ihr Nachwuchs beschäftigt ist. Im Hofladen kann man selbst gemachte Marmeladen, aber auch deftige Konserven wie Leberwurst kaufen.

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Die Übernachtung

Das Hotel Bretterbude gibt sich betont jugendlich.
Das Hotel Bretterbude gibt sich betont jugendlich. © HVBKG

Die Bretterbude liegt direkt an der Wasserkante. Man muss die spezielle Art mögen. Aber wenn man plant, sich vor allem draußen aufzuhalten, und die Zimmergröße keine allzu große Rolle spielt, ist man in der Holzklasse, wie sich das Hotel mit der Holzfassade und der rustikal-maritimen Einrichtung selbst bezeichnet, gut aufgehoben. Man muss aber bei der Buchung gut aufpassen, dass man ein Zimmer (genannt „Butze“) zur Meerseite nimmt, denn der Blick ist überragend. Durch die großen Fenster guckt man direkt vom Bett aus auf das Wasser. Und weil sich Licht und Wellen ständig verändern, kann man sich kaum sattsehen. Die Bäder sind klein, aber funktional ausgestattet. Die Zimmerpreise variieren nach Saison sehr stark. Einen ähnlich guten Blick bietet das Beach Motel auf der anderen Seite der Fußgängerzone, allerdings sind die Zimmerpreise dort deutlich höher. Unbedingt zu empfehlen, aber ebenfalls in der gehobenen Preisklasse, ist das Hafenhotel Meereszeiten.