Hohwacht. Wo Ostseestrand, Binnensee und Salzwiesen zum Spaziergang einladen – und ein Imbisswagen mit fünf Sternen bewertet wird.

Den Vergleich mit weitaus prominenteren Badeorten braucht Hohwacht nicht zu scheuen. Hier ist zwar weniger los als in Timmendorf oder Scharbeutz, und nur wenige Häuser verfügen über ein charmantes Reetdach. Aber das Leben in Hohwacht ist wohltuend unaufgeregt. Und die Lage unübertroffen. Die Küste lockt mit kilometerlangen Stränden, das Hinterland mit Naturschutz­gebieten, Binnenseen, kleinen Wäldern, prachtvollen Herrenhäusern und interessanten Ausflugszielen. Auch im Herbst, wenn sich die Blätter bunt färben, der Wind frischer und die See rauer werden, kann man sich hier prächtig erholen.

Der Ort selbst hat etwa 900 Einwohner und unterteilt sich in Alt- und Neu-Hohwacht. Es sind zumeist Einzelhäuser, die hier an ruhigen Straßen stehen. Nur an der Wasserkante gibt es neuerdings einige höhere Appartementhäuser. Beide Ortsteile erstrecken sich entlang der Küste – so ist es nie weit zum hecken­rosengesäumten Strand. Verbunden sind Alt- und Neu-Hohwacht durch eine Promenade, die oben an der bewaldeten Steilküste entlangführt.

Von der Aussichtsplattform am höchsten Punkt hat man einen atemberaubenden Blick auf das Meer. Je nach Wetter breitet es sich in strahlendem Blau oder Stahlgrau vor einem aus – bei klarer Sicht kann man die weißen Hochhäuser von Heiligenhafen und die Insel Fehmarn sehen.

Der (Strand-)Spaziergang

Ein wunderschöner, langer Spaziergang führt am Kleinen Binnensee und den Salzwiesen entlang nach Behrensdorf. Man kommt zunächst am reetgedeckten Hotel Genueser Schiff vorbei, geht dann am Ende der Promenade entweder in den Dünen oder auf dem Deich weiter zum kleinen Hafen Lippe. Nach dem Passieren des Hafengeländes gelangt man zwischen mehreren Fachwerkhäusern hindurch auf einen Feldweg, dann in ein Gehölz und schließlich auf den Weg zwischen Strandwall und Binnensee. In diesem Naturschutzgebiet leben Vögel wie Kiebitz, Austernfischer, Rotschenkel oder der Säbelschnäbler, es gibt Eidechsen und für Salzwiesen typische Pflanzen: Kartoffelrose, Salzniere, Mauerpfeffer, Meerkohl oder wilde Stiefmütterchen. Wer bis nach Behrensdorf und zurück gehen möchte, sollte zwei bis drei Stunden einplanen – oder das Fahrrad nehmen.

Das Kulturerlebnis

Eine 1961 erbaute Rundkirche, sommerliche Open-Air-Konzerte und die (in diesem Jahr coronabedingt abgesagten) Literaturtage im Hotel Genueser Schiff – die kulturellen Angebote in Hohwacht sind überschaubar. Dafür bietet die Umgebung umso mehr! Im pittoresken Städtchen Lütjenburg etwa betreibt Mark Richter (Bruder von Daniel Richter) eine Galerie mit Bildern bekannter Größen der deutschen Kunstszene (unter www.galerie-richter.de). Nicht weit weg, in Nienthal­, steht mit der Turmhügelburg die Rekonstruktion einer mittelalter­lichen Burganlage (www.turmhuegelburg.de). Gleich daneben befindet sich das Eiszeitmuseum mit Exponaten (darunter ein Mammut!), die Klein und Groß auf eine Zeitreise viele Millionen Jahre zurückführen (www.eiszeitmuseum.de).

Aussichtspunkt: die Hohwachter Flunder.
Aussichtspunkt: die Hohwachter Flunder. © www.ostsee-schleswig-holstein.de/Leo Bloom

Das perfekte Essen

Tja, was soll man sagen? Schaut man sich die Google-Bewertungen der Restaurants in Hohwacht an, liegt ein Imbisswagen vorn: Mit fünf Sternen hat „Moin Fritz“ die alteingesessenen (und auch sehr gut bewerteten!) Restaurants Genueser Schiff, Basalt, Kombüse und „Alt-Hohwachter Fisch Gourmet“ den Rang abgelaufen. Wem der Sinn also nach leckeren Fischbrötchen und Fish & Chips unter freiem Himmel steht, ist bei dem blau-weißen Wagen an der Seestraße bestens aufgehoben. Wer lieber gediegen speisen und den Blick aufs Meer durchs Fenster genießen möchte, sollte das Hotel Genueser Schiff wählen. Dort werden Klassiker wie Hohwachter Scholle in Buchweizenschrot gebraten oder Hohwachter Dorschfilet mit Dijon-Senf­sauce serviert (www.genueser-schiff.de).

Lesen Sie auch:

Das besondere Erlebnis

Das Besondere muss nicht immer spektakulär sein. Auch etwas ganz Einfaches hat seinen Reiz – zum Beispiel, sich mit einem Becher heißer Schokolade in einen Strandkorb zu setzen und aufs Meer zu blicken! Das süße Heißgetränk kann mit Lütje Minze (so heißt der Pfefferminz­likör aus der Region) etwas hochprozentiger gemacht werden – was nicht nur schön wärmt, sondern auch lecker ist.

Die Segelschule im Seebad Hohwacht am Ostseestrand.
Die Segelschule im Seebad Hohwacht am Ostseestrand. © imago | imago stock

Die Übernachtung

In Hohwacht gibt es etliche Hotels und viele Ferienwohnungen – am schönsten ist es aber im Hotel Genueser Schiff. Im verwinkelten Haupthaus mit seinem hohen Reetdach, das direkt am Meer liegt, sowie im Genueser Landhaus und im „Kaminhaus“, die beide hinter dem Deich liegen, gibt es zahlreiche Zimmer, Appartements und Ferienwohnungen. Die Unterkünfte zeichnen sich durch eine geschmackvolle Einrichtung aus, haben zum Teil Meerblick oder Gartenzugang. Im Haupthaus steht den Gästen eine kleine Sauna zur Verfügung, bei gutem Wetter kann man in den Strandkörben windgeschützt aufs Wasser gucken, bei gutem Wetter wird dort auch Kaffee und Kuchen oder ein Abendessen serviert (www.genueser-schiff.de).

Das neue Magazin

doc7cd93vcm9co1n229iwkk_MASTER.jpg

Nach dem Erfolg im Sommer bringt das Abendblatt die zweite Ausgabe des Magazins „Nord? Ost? See!“ für Urlaub und Ausflüge an den Küsten im Norden – unter anderem mit den „Perfekten Tagen ...“ – in den Handel. Das 108-seitige Magazin kostet 9 Euro (Treuepreis 7 Euro) und erscheint am 1. Oktober. Vorbestellungen unter abendblatt.de/magazine und Telefon unter 040/333 66 999 (Mo–Fr 8–18 Uhr).