Darß. Die fotogene Halbinsel bietet genug Nischen, um dem Massentourismus zu entkommen. Natur ist reichlich vorhanden.

leiben wir bei der Wahrheit: Die schönste Halbinsel Deutschlands ist eigentlich keine Halbinsel. Jedenfalls war sie das nicht immer. Denn erst über die Jahrhunderte formten Mensch und Natur aus den drei Eilanden Fischland, Darß und Zingst die heute 45 Kilometer lange, an manchen Stellen sehr schmale Landzunge.

Inzwischen ragt sie wie ein Bumerang als fotogenste Halbinsel der Republik überaus formschön in die Ostsee, ist an drei Seiten vom Meer umgeben und reiht einen Traumstrand mit klarem Wasser an den nächsten. Nicht grundlos hat man vielerorts auf Fischland-Darß-Zingst auch heute noch dieses Inselgefühl. Also: Alltag aus! Entspannung ein!

In dieser von Wind und Wellen geformten Welt aus Postkartenstränden, Wäldern, Wiesen, Deichen, Steilküsten und Puppenstubendörfern gibt es auch an nur einem Tag genug Nischen, um dem Massentourismus zu entkommen. Natur ist jedenfalls reichlich vorhanden, auf dem Darß gibt es sogar einen Urwald. Zudem ist jeder einzelne der Badeorte Wustrow, Ahrenshoop, Prerow und Zingst eine Reise wert. Erst recht im Herbst, wenn die Massen weg sind und Hirsche bis an den Strand kommen.

Der (Strand-)Spaziergang

Von wo man sich dem Darßer Weststrand auch nähert, dieser Weg wird ein schöner sein. Startpunkte sind üblicherweise Prerow oder Ahrenshoop, das Ziel sind entwurzelte Baumreste, urwüchsige Kiefernwälder und ein etwa vier Kilometer langer, spektakulärer Sandstrand, vielleicht der aufregendste der Republik. Wer an der abwechslungsreichen Küste entlanggeht, findet nach Sturm mit etwas Glück Bernstein oder dekoratives Treibholz. Im angrenzenden Darßer Urwald, ein Naturschutzgebiet, wechseln sich botanische Besonderheiten ab. Beide Wege sind ein Traum, die am Darßer Ort an der Nordwestspitze enden. An einem der ältesten Leuchttürme der Ostsee aus dem Jahr 1884 geht es auch fußschonend mit der Kutsche zurück.

Info: www.natureum-darss.de

Das Kultur-Erlebnis

Ein Bummel durch die Künstlerkolonie Ahrenshoop füllt allein einen Tag. Galerien und Kunstkaten an jeder Ecke. Aber das weiß inzwischen fast jeder. Deshalb sollte man entweder im Frühjahr (meist im Mai) nach Zingst fahren, wenn dort das Umweltfotofestival „Horizonte Zingst“ nicht nur die internationale Lichtbildnerelite auf Hobbyfotografen treffen lässt. Auch der Ort wird in dieser besonderen Zeit zu einer großen Fotoausstellung, die sich bis auf den Strand zieht und preisgekrönte Naturaufnahmen als Bilderflut zum Nulltarif zeigt. Im Herbst ist es in Prerow und Wieck nicht minder berauschend: Beim „Darßer NaturFilmfestival“ werden jährlich (6. bis 11. Oktober 2020) herausragende Naturfilmproduktionen gezeigt – ein bisschen wie der Oscar des Tierfilms.

Infos: www.horizonte-zingst.de und www.deutscher-naturfilm.de/darsser-naturfilmfestival

Die untergehende Sonne lässt das Meer leuchten.
Die untergehende Sonne lässt das Meer leuchten. © Imago

Das perfekte Essen

Es kostet etwas Überwindung, in den einzigen „Glaspalast“ der Halbinsel zu gehen. Das Hotel „The Grand“ ist in seiner modernen, etwas sehr wuchtigen Anmutung nicht jedermanns Sache. Aber! Der Hotel-Chef Oliver Schmidt ist ein lässiger Tattoo-Dude mit Bart aus der Region, der den Ziegenkäse von der Halbinsel noch selbst abcheckt. Deshalb ist das Restaurant „Weitblick“ eine absolute Empfehlung: Fein essen im höchsten Restaurant auf dem Darß, das macht Gaumen- und Aussichtsfreude. Die Karte reicht – je nach Saison – von Kalbsfilet-Tartar über konfierte Zanderbäckchen bis zu in kreolischen Gewürzen arosiertem Lachsfilet.

The Grand Ahrenshoop, Dorfstraße 45,Tel: 0382 20/67 81 64, täglich 13 bis 21 Uhr, Reservierung erforderlich, Hauptgerichte 14 bis 40 Euro, www.the-grand.de

Die Kirche in Wustrow – im Modell und in Wirklichkeit.
Die Kirche in Wustrow – im Modell und in Wirklichkeit. © Imago

Das besondere Erlebnis

Eine Seefahrt, die ist, nun ja, oft lustig. Und wenn man schon mal von einer Halbinsel in zwei bis drei Stunden auf eine der letzten autofreien Inseln der Ostsee schippern kann, warum nicht? Hiddensee ist jedenfalls ein lohnenswertes Ziel – schon allein wegen des berühmtesten Wetterleuchtturms der Republik (Leuchtturm Dornbusch), dem Gerhart-Hauptmann-Haus in Kloster und der kunstvollen Gelassenheit der Insel. Die Abfahrten durch den Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft starten in Zingst und kosten 25 Euro für Erwachsene und 13 Euro für Kinder. Wer nicht seefest ist, kann mit dem Schaufelraddampfer „Baltic Star“ auch nur durch den Prerow-Strom bis zum Bodstedter Bodden und zurück tuckern. Im Herbst gibt es sogar eine Kranichtour!

Infos: http://www.fahrgastschifffahrt-fischland-darss-zingst.de oder www.reederei-poschke.de

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Die Übernachtung

Barfuß oder Luxusschuh? Auf dem Darß kann man im Beherbergungsgeschäft beides haben. Einfache Übernachtungen sind auf dem legendären Prerower Zeltplatz „Regenbogencamp“ mitten in den Dünen ein Erlebnis, denn man zeltet quasi am Strand. Pro Zelt: 24 Euro, Bernsteinweg 4-8, Prerow. Für edlere Nächte gibt es das Steigenberger Strandhotel in Zingst – auch direkt am Strand. 123 Zimmer und Suiten sind mehr als komfortabel. Schön vor allem: der Pool im Hotelgarten und die „Spa World Premium“ im Wellness-Pavillon auf 1400 Quadratmetern. Außenpool, Innenpool, Saunen, Whirlpool. Bei all den Massagen, Thalasso-Behandlungen und Kosmetikstunden bleiben kaum Wünsche offen.

Seestraße 60, Zingst, DZ: ab 100 Euro, Infos: www.regenbogen.ag, www.steigenberger.com

Das neue Magazin

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Nach dem Erfolg im Sommer bringt das Abendblatt die zweite Ausgabe des Magazins „Nord? Ost? See!“ für Urlaub und Ausflüge an den Küsten im Norden – unter anderem mit den „Perfekten Tagen ...“ – in den Handel. Das 108-seitige Magazin kostet 9 Euro (Treuepreis 7 Euro) und erscheint am 1. Oktober. Vorbestellungen unter abendblatt.de/magazine und Telefon unter 040/333 66 999 (Mo–Fr 8–18 Uhr).