Kiel. Die Nachfrage steigt „gewaltig“: Für die Feiertage gibt es viele Spontan-Buchungen. Auch für den Sommer beginnt der Ansturm.
Die am Donnerstag von Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) verkündeten Lockerungen, wonach Tourismus ab 18. Mai im nördlichsten Bundesland wieder vollumfänglich erlaubt ist, hat für einen „Buchungsboom“ bei Hotels und Vermietern von Ferienwohnungen und Häusern geführt.
„Schon seit die Lockerungen auch nur in Aussicht gestellt wurden, verzeichnen wir eine verstärkte Nachfrage in unserer Tourismuszentrale und über unsere Internetseite. Wir liegen derzeit bei 200 Buchungen pro Tag. Zum Vergleich: In den Wochen zuvor waren es eher fünf am Tag, maximal 20“, sagt Constanze Höfinghoff.
Die Tourismusdirektorin von St. Peter-Ording geht stark davon aus, dass die bisher während der Hamburger Maiferien, über Christi Himmelfahrt und Pfingsten noch freien Hotelbetten und Ferienimmobilien nun auch schnell reserviert werden dürften. Für den Sommer sehe die Buchungslage auch „ganz gut“ aus, es gebe aber in allen Kategorien noch Kapazitäten. „Die Gäste waren bisher bei ihrer Urlaubsplanung verständlicherweise zurückhaltender als sonst.“
Wegen Corona: Verstärkte Nachfrage auch an der Lübecker Bucht
Auch an der Lübecker Bucht haben die angekündigten Lockerungen zu einer verstärkten Nachfrage geführt, sagt Doris Wilmer-Huperz von der Tourismus-Agentur Lübecker Bucht in Scharbeutz. Aktuell fragten vor allem Familien für die Sommerferien an. Gleichzeitig riefen ältere Gäste an, die ihren für Mai oder Juni gebuchten Urlaub nun doch stornieren möchten. „Wir führen dies darauf zurück, dass ältere Menschen der Risikogruppe zugeordnet werden und die Verunsicherung daher größer ist.“
Grundsätzlich sei die Auslastung bei den Unterkünften, die im hausinternen Vermittlungsportal geführt würden, für die Monate Juli und August „sehr gut“. Diese Buchungen seien bereits vor der Corona-Krise getätigt worden. Allerdings gebe es auch Gäste, die bereits für den Sommer gebucht hätten und nun wegen beispielsweise Kurzarbeit oder sogar Arbeitslosigkeit ihren geplanten Aufenthalt verkürzen möchten.
Große Unsicherheit bei den Ferienhaus-Vermietern
Die Hohwacht-Touristik GmbH berichtet nach Rücksprache mit Ferienwohnungsvermietern und Hoteliers, dass diese mit der momentanen Buchungssituation „sehr zufrieden“ seien. Besonders über Pfingsten sei die Lage erfreulich, im Zeitraum davor seien noch Unterkünfte verfügbar. „Wenn es Stornierungen gab, dann bislang nur von älteren Gästen, die zur Risikogruppe gehören und daher besonders vorsichtig sind“, sagt Geschäftsführerin Grit Wenzel.
In Timmendorf hätten die Buchungsanfragen nach den Lockerungen ebenfalls „gewaltig zugenommen“, sagt Tourismusdirektor Joachim Nitz. Wegen der Reisebeschränkungen ins Ausland erwartet er ein Nachfrageplus von 300 Prozent. „Aber die Unsicherheit bei den Vermietern ist groß. Sie haben Angst, dass sie wegen möglicher Auflagen die Nachfrage nicht bedienen können. Was ist, wenn sie ausreserviert sind, und es plötzlich heißt, sie dürfen doch nur die Hälfte der Gäste aufnehmen?“
Wer Urlaub in Timmendorf machen wolle, solle jetzt schnell buchen. Sollte erneut ein Reiseverbot ausgesprochen werden, seien die Stornierungen kostenfrei. „Das Risiko für die Gäste ist also relativ gering.“ In Travemünde liegen noch keine aktuellen Buchungsanfragen für Pfingsten vor. „Das wird sich aber in den nächsten Tagen sehr schnell ändern, da die Voraussetzungen nun geschaffen sind“, sagt Doris Schütz von der Lübeck und Travemünde Marketing GmbH. Die Buchungslage für die Sommerferien sei gut, für Juli und August gebe es noch freie Betten und Unterkünfte.
Föhr hatte nicht an eine so rasche Lockerung gedacht
Christian Sroka, Sprecher der Heimathafen-Hotels (u. a. Beach Motels, Bretterbude, Lighthouse Hotel Büsum) sagt ebenfalls, dass die Buchungen für den Sommer stark anziehen: „Sollten wir jedoch nur zu 5o Prozent belegen dürfen, müssen wir in den Dialog mit dem Gast gehen und ihn eventuell auf ein anderes Datum umbuchen oder auf eines unserer anderen Hotels ausweichen.“
Im Glück in Sicht in Glücksburg bereitet man sich auf die Wiedereröffnung vor. „Unsere Lodges sind sehr großzügig auf dem Grundstück verteilt, sodass sie sich hervorragend eignen, wenn man seinen Urlaub in Distanz zu anderen Gästen verbringen möchte“, sagt Yvonne Koeppen, die die Anlage mit ihrem Mann Christoph führt.
Und wie ist die Lage auf den Inseln? Die „vollumfängliche Öffnung“ zum 18. Mai habe schon überrascht, sagt Moritz Luft, Geschäftsführer der Sylt Marketing Gesellschaft. „Und doch sind wir zuversichtlich, dass wir gemeinsam rechtzeitig und umsichtig alle notwendigen Vorkehrungen treffen werden.“ Derzeit hielten sich Stornierungen und Neubuchungen noch die Waage, man gehe aber davon aus, dass die Nachfrage jetzt deutlich steige.
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Auch auf der Nachbarinsel Amrum hat das Signal der Politik zu mehr Nachfragen geführt. „Vor allem Juli, August und der Herbst sind gefragt, weil der Urlaub dann einigermaßen sicher scheint“, sagt Tourismus-Chef Frank Timpe. Zeitnah gebe es durchaus noch Kapazitäten. „Grundsätzlich bietet unsere Insel mit ihrer Natur und den weiten Sandstränden natürlich optimale Bedingungen, um Abstand zu halten.“ So gehe man davon aus, dass es in diesem Jahr neben Stammgästen auch Urlauber auf die Insel ziehe, die sonst ihre Ferien im Ausland verbracht haben.
Auf Föhr hatte man nicht mit einer so zügigen Öffnung für den Tourismus gerechnet, ist aber erfreut über den Fahrplan aus Kiel: „Das ist klasse, auch wenn noch einige Fragen offen sind“, sagt Jochen Gemeinhardt, Geschäftsführer der Föhr Tourismus GmbH. So sei noch nicht geklärt, welche Belegung nun erlaubt sei. „Und was ist, wenn sich doch ein Urlauber infiziert? Reist er dann krank durch die halbe Republik nach Hause oder geht er im Ferienhaus in Quarantäne? Und was wäre in diesem Fall mit jenen, die im Anschluss die Immobilie gebucht haben?“ Ende Mai seien derzeit auf jeden Fall noch Unterkünfte verfügbar. „Aber ich gehe schon davon aus, dass die jetzt schnell weggehen, das Interesse ist seit Donnerstag sehr groß.“
Coronavirus: Verhaltensregeln und Empfehlungen der Gesundheitsbehörde
- Reduzieren Sie Kontakte auf ein notwendiges Minimum und halten Sie Abstand von mindestens 1,50 Metern zu anderen Personen
- Achten Sie auf eine korrekte Hust- und Niesetikette (ins Taschentuch oder in die Armbeuge)
- Waschen Sie sich regelmäßig die Hände gründlich mit Wasser und Seife
- Vermeiden Sie das Berühren von Augen, Nase und Mund
- Wenn Sie persönlichen Kontakt zu einer Person hatten, bei der das Coronavirus im Labor nachgewiesen wurde, sollten Sie sich unverzüglich und unabhängig von Symptomen an ihr zuständiges Gesundheitsamt wenden