Kiel. Einreiseverbot fällt, Restaurants und Hotels öffnen, Kitas sind wieder voller: Der Norden macht einen Schritt in Richtung Freiheit.

In zehn Tagen, am 18. Mai, dürfen in Schleswig-Holstein nahezu alle Einrichtungen wieder öffnen. Das touristische Einreiseverbot wird aufgehoben, jeglicher Tourismus ist wieder erlaubt. Kitas machen auf. Diese weitgehenden Lockerungen verkündete der schleswig-holsteinische Ministerpräsident am Donnerstag bei einer Landtagssitzung. „Wir haben das Infektionsgeschehen im Griff“, sagte er. Dennoch werde es auch weiterhin Einschränkungen geben müssen – bis hin zu örtlichen Betretungsverboten. Günther sagte: „Wir müssen uns darauf einstellen, dass die Infektionszahlen auch wieder hochgehen können.“ Der Kampf gegen das Coronavirus geht weiter – aber er wird bald nach neuen Regeln geführt.

Vor rund sieben Wochen, Mitte März, hatte Schleswig-Holstein dichtgemacht: zum Schutz vor der Pandemie. Nun geht es wieder in die andere Richtung. So ziemlich jede Betätigung ist erlaubt, wenn die allgemeinen Kontaktbeschränkungen, das Abstandsgebot (1,50 Meter) und die Hygieneregeln beachtet werden. Einige wenige Ausnahmen gibt es dennoch: Schwimmbäder Spaßbäder und Freibäder bleiben geschlossen, ebenso Diskotheken, Clubs und ähnliche Tanzveranstaltungen.

Auch Hotels in Schleswig-Holstein können wieder Gäste empfangen

Für den Tourismus in Schleswig-Holstein bedeutet das: Es geht wieder los. Ferienwohnungen dürfen ab dem 18. Mai nicht nur von den Eigentümern genutzt, sondern auch vermietet werden. Bars und Restaurants dürfen öffnen, allerdings nur bis 22 Uhr und mit nicht mehr als 50 Kunden pro Gastraum. „Alkoholbedingte Ansammlungen“, wie es Tourismusminister Bernd Buchholz (FDP) formulierte, sollen verhindert werden. Zudem ist eine Reservierung erforderlich. Aus Infektionsschutzgründen ist es wichtig, später feststellen zu können, wer mit wem an welchem Tisch gesessen hat. Und natürlich kann nicht jeder mit jedem essen gehen: Die bundesweit geltenden Kontaktbeschränkungen müssen auch in Bars und Restaurants eingehalten werden.

Auch Hotels können wieder Gäste empfangen. Eine Kapazitätsbeschränkung gibt es nicht, alle Zimmer dürfen vermietet werden. Gemeinschaftsräume wie Wellnessbereiche und Ähnliches bleiben allerdings zu. Strandkörbe können wieder vermietet werden, müssen aber zwischendurch gereinigt werden. Veranstaltungen mit bis zu 50 Personen sind wieder möglich – wenn sie „Sitzcharakter“ haben. Das gilt auch für Kinos.

Tagestouristen müssen weiterhin mit Beschränkungen rechnen

Tagestouristen müssen allerdings weiterhin mit Beschränkungen rechnen. „Wir wollen verhindern, dass es an unseren touristischen Hotspots zu größeren Ansammlungen kommt“, sagte Buchholz. Die Badeorte an Nord- und Ostsee müssen nun Konzepte ausarbeiten, mit denen der Tagestourismus in gewisse Grenzen gewiesen werden kann. Dabei sind laut Buchholz auch „örtliche Betretungsverbote“ möglich.

„Mit den Beschlüssen legen wir ein hohes Maß an Verantwortung in die Hände der Tourismus-Wirtschaft und ihrer Kunden“, sagte er. „Damit hat es jeder Einzelne von uns ein Stück selbst in der Hand, ob der Neustart gelingt. Denn das Virus, darüber dürfen die Erleichterungen nicht hinwegtäuschen, ist noch lange nicht besiegt. Aber die Ausbreitung ist so weit in Schach gehalten, dass die Wirtschaft wieder Mut und Tritt fassen kann.“

Auf der Nordsee-Insel Sylt löste die Nachricht von bevorstehenden Lockerungen Freude aus. „Das ist eine sehr gute Botschaft“, sagte Raphael Ipsen, stellvertretender Vorstand des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) auf Sylt. Die Insel sei über die Pfingstwoche sehr gut gebucht. „Schon jetzt sind über 50 Prozent unserer Kapazitäten reserviert“, sagte Ipsen. Auch in den folgenden Wochen sei die Nachfrage „sensationell“, ganz offensichtlich profitiere Sylt vom Trend zum Inlandstourismus. Es habe durch Corona kaum Stornierungen durch die Gäste gegeben.

Große Herausforderungen für das Gastgewerbe

Die Corona-Regeln würden das Gastgewerbe vor große Herausforderungen stellen: „Aber wir haben uns sehr gut vorbereitet. Auch die Schilder, mit denen wir an die Gäste appellieren, sich an alle Regeln zu halten, stehen schon.“ Ein Problem sei die vorgeschriebene Schließstunde von 22 Uhr für die Restaurants. „Dies schränkt die Belegung weiter ein“, sagt Ipsen mit Verweis auf die Abstandsregeln, die in den Gaststätten dazu führen werden, dass die Tische weiter auseinander gestellt werden. „Damit müssen unsere Gastronomen mit einem noch spitzeren Bleistift rechnen. Aber das sind sie gewohnt.“

Beim Frühstück werden die meisten Hotels laut Ipsen darauf setzen, die Frühstückszeiten nach Zimmern zu staffeln, damit die Abstandsgebote eingehalten werden können: „Die Gäste werden zuvor ankreuzen können, was sie gern frühstücken möchten, dies wird dann serviert.“

Für ebenfalls lösbar hält Ipsen die Einschränkungen bei Saunen und Pools: „Bei vielen Hotels muss man den Wellnessbereich ohnehin als zusätzliche Leistung bezahlen.“ Seien sie im Zimmerpreis inbegriffen, seien entsprechende Nachlässe möglich. Auch Bürgermeister Nikolas Häckel sieht die Insel gerüstet: „Es geht jetzt um ein achtsames Schrittmaß und die unbedingte Einhaltung der Regeln. Wir werden lernen, mit dem Virus zu leben, damit es keine Chance hat.“

Auch die Kindergärten werden am 18. Mai wieder öffnen

Auch die Kindergärten in Schleswig-Holstein werden am 18. Mai wieder öffnen – über die schon bisherige Notfallbetreuung hinaus. Zunächst geht es um Vorschulkinder und Kinder mit Förderbedarf. Sie sollen eine tage- oder wochenweise wechselnde Betreuung bekommen. Am 1. Juni beginnt ein eingeschränkter Regelbetrieb. Auch bei den Schulen gibt es weitere Schritte in Richtung Normalität. Die Gruppen in der Notbetreuung an den Schulen werden ab dem 18. Mai vergrößert.

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    Eine Woche später startet die bislang noch nicht terminierte dritte Phase des Stufenplans zur Schulöffnung. In der Grundschule gibt es dann Unterrichtsangebote für alle Klassen. An den Gemeinschaftsschulen kommen die Klassen acht bis zehn hinzu. In Gemeinschaftsschulen mit Oberstufe geht es ebenso um diese Klassenstufen, zusätzlich gibt es auch Angebote für Schüler der Eingangs- und der Qualifizierungsphase. Auch die Mensen öffnen.

    Dennoch wird es nicht ganz wie früher. Die Bildungsministerin Karin Prien (CDU) sagte: „Wir werden in diesem Schuljahr nicht zu einem regelhaften Unterricht für alle Schüler, wie wir es gewohnt sind, zurückkehren können.“ Über all dem schwebt allerdings ein Vorbehalt, auf den auch Ministerpräsident Daniel Günther aufmerksam machte. Sollte es wieder mehr Infektionen geben, müssen einzelne Maßnahmen zurückgenommen werden. „Es gibt jetzt eine Menge mehr Freiheit, aber die Regeln müssen von allen eingehalten werden“, mahnte Günther deshalb.

    Coronavirus: Verhaltensregeln und Empfehlungen der Gesundheitsbehörde

    • Reduzieren Sie Kontakte auf ein notwendiges Minimum und halten Sie Abstand von mindestens 1,50 Metern zu anderen Personen
    • Achten Sie auf eine korrekte Hust- und Niesetikette (ins Taschentuch oder in die Armbeuge)
    • Waschen Sie sich regelmäßig die Hände gründlich mit Wasser und Seife
    • Vermeiden Sie das Berühren von Augen, Nase und Mund
    • Wenn Sie persönlichen Kontakt zu einer Person hatten, bei der das Coronavirus im Labor nachgewiesen wurde, sollten Sie sich unverzüglich und unabhängig von Symptomen an ihr zuständiges Gesundheitsamt wenden