Mit dem Ende des Open Airs startet gleichzeitig die große Abreisewelle. Dabei kam ein übermüdeter Festivalbesucher folgenreich von der Autobahn ab. Ansonsten ziehen Polizei und Rettungskräfte zufrieden Bilanz.
Wacken/Hamburg. Die 24. Auflage des Wacken Open Air (W:O:A) ist Geschichte. Am frühen Sonntagmorgen dröhnten die letzten harten Töne über die knapp 220 Hektar große Kuhwiese nahe Itzehoe.
Anschließend verließen die „Metalheads“ den Platz vor den Hauptbühnen. Nach Angaben der Organisatoren machten sich viele der rund 75.000 Besucher auch noch in der Nacht auf den Heimweg.
Und prompt gab und gibt es die ersten großen Staus zu vermelden. So ging es schon am Sonnabend für die Autofahrer auf der A 23 höhe Horst und Elmshorn teilweise nur im Schneckentempo voran.
Schon auf der A 7 befand sich am Sonntag ein Auto mit drei Festivalbesuchern, als der offenbar völlig übermüdete Fahrer den Wagen nahe der Raststätte Allertal von der rechten Spur lenkte.
Das Auto durchbrach die Leitplanke, krachte gegen einen Baum und fing Feuer. Noch bevor das Fahrzeug vollständig ausbrannte, konnten sich die 18 und zweimal 19 Jahre alten Insassen aus dem Wagen retten. Dennoch wurde einer der jungen Wacken-Fans schwer und die beiden anderen leicht verletzt.
Polizei stoppt schrottreifen Tourbus
Gar nicht erst bis nach Wacken hatte es zuvor ein schrottreifer Tourbus einer schwedischen Band geschafft. Auf den letzten Metern zu ihrem Auftritt beim Heavy-Metal-Festival wurden die Musiker von der Polizei gestoppt. Bei dem Bus waren den Angaben zufolge unter anderem die Bremsen defekt.
„Der wird in Deutschland wohl keinen Meter mehr fahren“, sagte ein Sprecher. Wie die Gruppe damit aus Schweden hatte anreisen können, sei ihm ein Rätsel. Der Festival-Veranstalter habe die gestrandeten Musiker dann nach dem Stopp am Freitagnachmittag abholen lassen.
Von sich auch nichts mehr anzufangen mit ihrem Gefährt wussten indes augenscheinlich einige Festivalbesucher, die am frühen Sonnabendabend ihren Wohnwagen umstießen, mit Benzin übergossen und anzündeten. Die Feuerwehr schäumte das Vehikel schließlich ab. Die Kripo ermittelt, den Zündlern drohen hohe Kosten.
Erste positive Wacken-Bilanz
Ansonsten haben Polizei und Rettungskräfte am Sonntag eine erste zufriedene Bilanz des W:O:A gezogen. Abgesehen von einem Todesfall und der schweren Brandverletzung eines Besuchers sei das Festival dieses Jahr „im Großen und Ganzen relativ reibungslos“ über die Bühne gegangen.
Diebstähle hätten sich in Grenzen gehalten, bislang seien 249 Fälle angezeigt worden. Auch die Zahl der Körperverletzungen sei mit zwölf relativ gering ausgefallen, dennoch habe es einen Fall von gefährlicher Körperverletzung gegeben.
Ansonsten zählte die Polizei 143 Verkehrsverstöße und verhängte neun Ordnungswidrigkeitenanzeigen und 99 Verwarnungen. Drogen hätten kaum eine Rolle gespielt, beschlagnahmt wurden lediglich weniger als 70 Gramm Haschisch, Marihuana und Amphetamin.
Aus Sicht der Rettungsdienste ging das W:O:A trotz knapp 3.300 Versorgungen im DRK-Zelt vergleichsweise ruhig zu Ende. 320 Patienten kamen zur weiteren Behandlung oder Untersuchung in ein Krankenhaus. Die schlimmsten Befürchtungen angesichts der Hitze seien nicht eingetreten. „Aufgrund des Wetters und des großen Besucherandrangs bei Rammstein hatten wir aber mit 4000 gerechnet“, sagte ein Sprecher.
Allerdings kam es auch dieses Jahr zu einem Todesfall. Ein 52-Jähriger war am Freitagmorgen in seinem Zelt gefunden worden, jede Hilfe kam zu spät. Die Polizei schloss einen Unfall oder ein Verbrechen aus. Der Mann sei vermutlich an einer natürlichen Todesursache gestorben. Im vergangenen Jahr war ein junger Mann auf einem Auto-Anhänger eingeschlafen und starb an einer Kohlenmonoxidvergiftung.
Ebenfalls am Freitag hatte sich ein 22-Jähriger aus Kiel schwer verbrannt, als er die Gaskartusche an einem Campingkocher wechseln wollte. An einem Grill soll sich ausströmendes Gas entzündet haben – die Kartusche explodierte. Lebensgefährlich seien die Verbrennungen nicht, sagten die Helfer am Sonntag. Der Mann lag noch im Krankenhaus.
Abbau dauert noch vier Tage
Insgesamt spielten beim 24. Wacken Open Air rund 120 Bands. Auf den Bühnen rockten unter anderen Rammstein, Deep Purple und Alice Cooper – und Heino. Der Schlagersänger kam überraschend für ein Duett mit Rammstein-Frontmann Till Lindemann auf die Bühne. Ihre Version des Rammstein-Hits „Sonne“ kam nicht bei allen Fans gut an, insgesamt war der Applaus für Heino in Wacken aber freundlich.
„Metal-Queen“ Doro Pesch feierte bei dem Festival ihr 30. Bühnenjubiläum. Motörhead brachen ihren Auftritt hingegen nach knapp 30 Minuten ab. Frontmann Lemmy Kilmister habe sich aufgrund seiner angeschlagenen Gesundheit schonen müssen, erklärte eine Bandsprecherin.
Knapp 5000 Menschen kümmerten sich in Wacken um einen reibungslosen Ablauf. Der Abbau der mächtigen Bühnen soll noch vier Tage in Anspruch nehmen. Danach wird das Gelände wieder eine Kuhweide.
Der 1800-Einwohner-Ort Wacken im Kreis Steinburg ist seit 1990 Jahr für Jahr Schauplatz des Festivals. Damals waren rund 800 Besucher gekommen. Der Vorkauf für die Jubiläumsausgabe startet bereits am morgigen Montag.