Tausende kamen in das schleswig-holsteinische Wacken um das größte Heavy-Metal-Festival der Welt zu feiern. Sehen Sie hier die Bilder.
Wacken explodiert. Zumindest fühlt es sich so an, als die Band Skyline mit ihrer Rockshow beginnt. Die Explosion ist akustisch, weil unglaublich laut. Und sie ist emotional, denn endlich geht es los. Über Skyline thront ein riesiger, über zwölf Meter breiter Skelett-Rinderschädel. Vor der Band gehen die Hände zur „Pommesgabel“ in die Höhe, dem Gruß der Metal-Fans, bei dem Zeigefinger und kleiner Finger abgespreizt werden. Und alle wissen: Das Wacken Open Air ist zurück, das wohl größte Heavy-Metal-Festival der Welt.
Für einige Tage wird die norddeutsche Provinz nahe Itzehoe zur Hauptstadt der Langhaarträger. Und passend zu der Stimmungsexplosion spielen Skyline dann auch den Hardrock-Klassiker „T.N.T.“ von der australischen Band AC/DC.
Auf den Campingplätzen weiter hinten hatten die „Metalheads“ bereits in den vergangenen Tag nach und nach eine Zeltstadt errichtet, die es in ihren Ausmaßen mit einer Kleinstadt aufnehmen kann. In Sachen Bierverbrauch sowieso. Zwischen der „Metallica Avenue“ und dem „Stairway to Heaven“, wie Straßen in der „Metal Town“ heißen, wandern Bierdosen palettenweise in die Kurzzeit-Unterkünfte. Die Sanitäter warnen davor, dass die Mischung aus Alkohol und der angekündigten Hitzewelle unschöne Folgen haben könnte. Viel Gehör finden sie offensichtlich nicht, und das nicht nur, weil es in Wacken bis zur späten Stunde sehr laut ist.
Frank Werner ahnt das bereits. „Das wird hier auch nachts sicherlich etwas lauter“, prognostiziert der 51-Jährige. Werner sitzt in einer Schaukel, die an der Schaufel eines Traktors befestigt ist. Heavy Metal liebt er, aber so ganz geheuer ist im das bunte – in Wacken eher schwarze – Treiben noch nicht. Werner ist Zeltplatz-Neuling. „Ich übernachte hier zum ersten Mal. Meine Tochter hat mir die Karte geschenkt“, sagt Werner. Den Traktor hat sich die Familie ausgeliehen und ist aus Quickborn nach Wacken getuckert, inklusive Viehanhänger mit Proviant. Heavy Metal meets Landwirtschaft.
Das Wacken Open Air ist mittlerweile eine weltweite Marke, insgesamt kommen mehr als 75 000 Besucher. Die Veranstalter schätzen, das rund 30 Prozent aus dem Ausland anreisen. Übrigens sei auch gut ein Drittel der Gäste weiblich, wird betont. Beides trifft auf Charlotte Bol und Tamara Tom aus den Niederlanden zu, die im Wackener Ortskern an der Bushaltestelle stehen und sich fragen, warum Deutsche so gewissenhaft komplizierte Buspläne austüfteln. Gut gelaunt sind sie trotzdem. Werden sie nach den Highlights des Festivals gefragt, fallen die Worte „Beer“, „Music“ und „Rammstein“.
Geradezu klischeehaft deutsch haben es sich hingegen Yannic Luber uns seine Kumpels auf dem Zeltplatz eingerichtet. Es gibt Blumenkästen, einen Lattenzaun, ein Glöckchen zum Klingeln am Eingang und sogar einen Hometrainer. „Da habe ich heute Morgen 15 Minuten drauf gesessen, um wach zu werden“, erzählt der 21 Jahre alte Luber nicht ohne Stolz. Ob er das bis zum Ende des Festivals so handhaben wird, ist allerdings fraglich. Viele Wacken-Fans bleiben nahezu durchgehend wach. Einen Hometrainer braucht dafür niemand.