Die „Heinoon“ von Wacken sorgt unter den Metal-Fans nicht nur für Begeisterung. Etliche Anhänger kritisieren Rammstein dafür, Heino beim Festival in Schleswig-Holstein eine Bühne gegeben zu haben.

Wacken. Sie haben es tatsächlich getan! Rammstein haben Heino für einen Gastauftritt auf die Bühne des Wacken Open Airs (W:O:A:) geholt und tausenden Heavy-Metal-Fans am Donnerstag einen vorläufigen Höhepunkt des Festivals in Schleswig-Holstein beschert.

Der blonde Schlagersänger intonierte gemeinsam mit den Schwermetallern den Song „Sonne“ - und sorgte dabei in rotem Gewand für einen echten Farbtupfer inmitten der ansonsten gewohnt düster gehaltenen Rammstein-Garderobe.

Kurz vor Mitternacht war auf der Wackener Kuhwiese „Heinoon“ angesagt: „Begrüßen Sie mit mir einen speziellen Gast: Heino“, rief Rammstein-Sänger Till Lindemann. Kurz darauf betrat der 74 Jahre alte Schlagerbarde im roten Nieten-Ledermantel die Hauptbühne, vor der noch immer Zehntausende Menschen standen.

Die Show glückte, Lindemann und Heino sangen im Duett den Rammstein-Hit „Sonne“. Zehntausende Metal-Fans applaudierten der Volksmusik-Ikone mit dunkler Sonnenbrille, der eigentlich bekannt ist für Lieder wie „Blau blüht der Enzian“.

Auch abgesehen von Heinos Gastauftritt legten Rammstein eine große, teilweise martialische Pyro-Show hin, die den Wackener Nachthimmel zum Leuchten brachte. Lindemann und Bandkollegen hantierten mit Flammenwerfern, Kunstblut und viel Feuerwerk.

Kritik an der Rammstein-Entscheidung

Den Titel „Sonne“ hatte Heino für sein Rock-Album „Mit freundlichen Grüßen“ gecovert. In der Musikszene hatte das Cover-Album des Schlagerbarden für reichlich Wirbel gesorgt – die Bands hätten sich boshaft über die Songs geäußert, hieß es. Lindemann selbst hatte Heino bei einem Konzert mit Perücke und Sonnenbrille imitiert.

Nach dem gemeinsamen Auftritt reichten sich Lindemann und Heino noch einmal demonstrativ die Hand – eine Art Versöhnungsgeste. Falls es Streit gegeben haben sollte, wurde er nun in Wacken beigelegt – beim wohl größten Heavy-Metal-Festival der Welt.

Allerdings sind nicht alle Rammstein-Fans durch den Überraschungsact milde gestimmt. Im Internet gibt es nach dem gemeinsamen Auftritt mit Heino durchaus kritische Stimmen. So wütet ein Anhänger auf der Facebook-Seite der Band: „Seele verkauft an den Geld- und Mediengeilen Rentner aus Bad Münstereifel! Ich kapier‘s nicht und euch ist es wahrscheinlich scheissegal!“

Eine andere Facebook-Nutzerin zürnt: „Ich nehme mein ‚gefällt mir‘ zurück - zu sehr bin ich enttäuscht über Euren Seelenverkauf an so einen Schlager-Futzi! Ihr wart immer etwas Besonderes für mich, doch wer sich mit so einem auf die Bühne stellt, hat meinen Applaus nicht verdient!“

„Wusste Heino, wo er ist?“

Auch in der Twitter-Gemeinde kommt Heino nicht unbedingt gut weg. „Ich finde Heino einfach nur peinlich. Daran ändert auch die beste Promo nix. Er geht mir einfach nur auf den Wacken“, schrieb Nutzer „Patrick Kunkel“.

Ansonsten herrscht im Netz eine Mischung aus Ungläubigkeit und Begeisterung. „OMG! Sie haben's tatsächlich wahr gemacht. HEINO!“, twitterte ein Metal-Fan kurz nach dem Wacken-Auftritt. Ein anderer nahm Bezug auf Heinos Metamorphose zum Rocker: „Hat Heino Wacken schon abgefackelt? Oder zumindest den blauen Enzian besungen?“

Das Fachmagazin „Metal Hammer“ gab über den ungewöhnlichen Auftitt zu Protokoll: „Idee: witzig. Umsetzung: mehr so naja. Wusste Heino wo er ist?“ Nutzer „ImreGrimm“ sorgt sich bereits um die Zukunft des W:O:A: und fragte: „Heino mit Rammstein in Wacken? Und nächstes Jahr singt dann Ross Antony mit Metallica "Y.M.C.A." oder was?“