Bei der Umsetzung der Energiewende zeichnet sich auch eine Konkurrenz der einzelnen Bundesländer bei der Produktion von Ökostrom ab.

Büdelsdorf. Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) hat den Bund aufgefordert, dem Norden Vorrang beim Ausbau von Windenergieanlagen zu geben. "Gebt Windstrom dort den Vorzug, wo er am effektivsten geerntet werden kann. Geht nach Norddeutschland“, sagte Albig beim zweiten Energieforum Schleswig-Holstein am Donnerstag in Büdelsdorf (Kreis Rendsburg-Eckernförde). Er bezog sich dabei auf Aussagen von Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU), den Ausbau von Windenergieanlagen angesichts möglicher Überkapazitäten zu drosseln. Dabei ging es auch um Ausbau-Quoten für einzelne Bundesländer, die einen weiteren Ausbau im Norden gefährden könnten.

Der Hintergrund: Wenn die Bundesländer ihre Pläne umsetzen, würde das auf eine Ökoenergie-Leistung von 147 000 Megawatt bis zum Jahr 2022 hinauslaufen. Allein bei Windenergieanlagen an Land und auf See zeichnet sich ein Szenario von 87 400 Megawatt ab. Werden die Vorhaben alle umgesetzt, läge der Ökostromanteil bis 2020 bundesweit bei rund 50 Prozent. Das Ziel der schwarz-gelben Bundesregierung wäre damit übererfüllt. Sie strebt 35 Prozent an. Angesichts einer schneller voranschreitenden Energiewende, wird vor massiv steigenden Stromkosten für die Bürger gewarnt. Sie müssen die garantierte Förderung von Ökostrom über den Strompreis bezahlen.

+++ Gegenwind aus dem Norden: Altmaier in der Kritik +++

Albig betonte, dass sich gerade mit "preiswertem grünen Strom aus Schleswig-Holstein“ bei der Energiewende Geld sparen ließe. "Küstennahe onshore Windkraftstandorte können den Strom inzwischen zu Kosten erzeugen, die wettbewerbsfähig im Vergleich zu konventionellen Kraftwerken sind“, sagte er. Schleswig-Holstein will bis Mitte des Jahrzehnts seinen Stromverbrauch zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien decken. Außerdem soll der bundesdeutsche Strombedarf zu einem immer höheren Anteil mit Ökostrom aus dem Norden gedeckt werden. Das Szenario zum Umbau des Landes in ein "grünes Kraftwerk“ sieht vor, dass der Norden seine Stromproduktion von derzeit 4000 Megawatt mit Onshore-Windanlagen bis 2015 auf 9000 Megawatt erhöht.

Zu dem Energieforum waren rund 550 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft gekommen, darunter auch der EU-Kommissar für Energie, Günther Oettinger. (dpa)