Die 64-jährige SSW-Spitzenkandidatin sitzt seit 1996 im Kieler Landtag und ist beinahe so etwas wie ein Urgestein unter den Ageordneten.

Kiel. Ihre voraussichtlich letzte Legislaturperiode könnte für Anke Spoorendonk eine ganz besondere werden. Die 64-jährige Spitzenkandidatin der Partei der dänischen Minderheit, dem Südschleswigschen Wählerverband (SSW), sitzt seit 1996 im Landtag und ist damit unter den Abgeordneten beinahe schon so etwas wie ein Urgestein.

Geht man nach den Mehrheiten der zurzeit vorherrschenden Meinungsumfragen, könnte der SSW nach dem 6. Mai im Norden für eine Regierungsbildung benötigt werden. Eine Regierungsbeteiligung des SSW wäre für Spoorendonk eine neue Erfahrung. Die frühere Oberstudienrätin und derzeitige Fraktionschefin hat aber bereits angekündigt, mit ihrem SSW für eine Koalition mit SPD und Grünen bereit zu stehen. Spoorendonk wird von Mitstreitern aus ihrer Partei als beharrlich, aber nicht stur beschrieben. Sie strahlt Souveränität, Ruhe und Besonnenheit aus. Und auch mit den Attributen fleißig, ehrgeizig und zielstrebig liegt man bei ihr richtig. Innerhalb ihrer Fraktion und ihrer Mitarbeiter legt sie großen Wert auf eine familiäre Atmosphäre.

Wer sie im Wahlkampf beobachtet, dem fällt zudem ihre Herzlichkeit auf. Spoorendonk hat immer ein offenes Ohr für ihre Umgebung, und man staunt, wie die Mutter von zwei erwachsenen Kindern und Großmutter von sechs Enkeln – übrigens alles Jungs – in ihrer knapp bemessenen Freizeit noch für diverse Ehrenämter zu haben ist. Spoorendonk wirkt in der Gedenkstättenarbeit des Arbeitskreises Harrislee Bahnhof, der sich um die Aufarbeitung der NS-Deportation von 1.600 Häftlingen eines dänischen Gefangenenlagers kümmert, genauso wie im Industriemuseum Kupfermühle. Diese „Erdung“ vor ihrer Haustür braucht sie.

+++ Erstmals bereit zum Regierungseintritt: der SSW +++

Neben ihrem Landtagsmandat geht sie deshalb noch der Arbeit in der Harrisleer Gemeindevertretung nach und ist auch dort Fraktionschefin. Ferner gehört sie dem SSW-Landesvorstand an. Politik spielt also eine zentrale Rolle im Leben der leidenschaftlichen Fahrradfahrerin.

Da ihr Vater bereits in der Schleswiger Ratsversammlung saß, kam Spoorendonk bereits früh mit Politik in Berührung. 1990 begann ihre SSW-Karriere, als sie in den Kreistag von Schleswig-Flensburg einzog. Das dänische Gymnasium Duborg-Skolen in Flensburg markiert einen wichtigen Ort in ihrer Biografie. Dort machte sie 1966 das Abitur und dorthin kehrte sie nach einem zehnjährigen Studium der Geschichte und Germanistik in Kopenhagen 1977 als Lehrerin zurück. Wenn dann doch einmal ein wenig Entspannung nötig ist, geht sie in ihren Garten oder greift zu einem Krimi in schwedischer Sprache. In Sachen Modebewusstsein kommt ihre Vorliebe zu frischen Farben zum Vorschein.

Von ihr bekommt man keine großspurigen Wahlversprechen zu hören. Für das ambitionierte Ziel, erstmals fünf Prozent der Wählerstimmen zu erreichen, wird sie dennoch zur Kämpfernatur. Auch seitens der politischen Konkurrenz genießt sie Respekt. Sie ist thematisch eine Allrounderin in einer kleinen Fraktion, hat bisher in dieser Wahlperiode knapp 240 Reden gehalten. Stünde sie denn für ein Ministeramt, das man ihr durchaus zutraut, zur Verfügung? Auf diese Frage schweigt sie sich aus.