Wedel. An diesem Freitag und Sonnabend feiert die Kellerdisco am Bahnhof. Doch rund läuft es nicht. Warum das Shooters vor Problemen steht.
- Die Kellerdisco Shooters in Wedel feiert an diesem Wochenende 25-jähriges Bestehen.
- Freitag und Sonnabend öffnen sich die Türen zur Party.
- Doch mehrere Probleme drücken die Stimmung des Geschäftsführers, es droht sogar das Aus des Ladens.
Nico Witkowska kann echte Gefühle zeigen, wenn er als Geschäftsführer der Discothek Shooters am Wedeler S-Bahnhof von „seinem“ Laden spricht. Noch heute wird der Laden auf der Homepage als „Lieblingskeller“ tituliert – ein Ort, verbunden mit vielen Erinnerungen für junge, ältere und junggebliebene Party-Gänger aus der Region.
„Ich bin in Wedel aufgewachsen und damals mit 16 ins Shooters gegangen. Viele haben in ihrer Jugend dort das erste Mal getanzt oder geküsst. Ich persönlich verbinde einfach viele Emotionen mit dem Shooters“, sagt er. Im Alter von 18 Jahren fing der Wedeler dort an zu arbeiten. Als DJ. Aber er hat sich auch um Getränke in den Bars gekümmert. Doch wegen der herausfordernden wirtschaftlichen Situation droht dem Shooters das Ende.
Wedeler Disco Shooters feiert 25 Jahre Party – doch das Aus droht
Seit 2015 leitet Witkowska die einzige Kellerdisco im Kreis Pinneberg. Die Club-Szene im Kreis Pinneberg leidet ohnehin. In Wedel wird am Freitag und Sonnabend, 17. und 18. November, nun der 25. Geburtstag des Anziehungspunkts mehrerer Wedeler Generationen gefeiert. Aber in die Partystimmung mischt sich auch eine ordentliche Portion Wehmut, denn: Möglicherweise wird es der letzte Geburtstag sein, der gefeiert werden kann.
Dem Shooters droht das Aus. Die wirtschaftliche Lage sei in den Krisenjahren immer schwieriger geworden. Im Vergleich zu dem Vor-Corona-Jahr 2019 sieht der 32-Jährige – ohne genaue Zahlen nennen zu wollen – in der Jahresbilanz ein Minus von etwa 30 Prozent.
Ausgehverhalten habe sich „komplett geändert“
„Das Ausgehverhalten hat sich komplett geändert. Für uns gibt es einfach keine Planungssicherheit mehr. Die Zeiten, in denen du die Tür aufgemacht hast und alle Stammkunden am Wochenende da sind, gibt es nicht mehr“, so Witkowska.
Viele machen sich es auch einfach gern zu Hause gemütlich. Die Getränkepreise lägen jedenfalls mit beispielsweise circa acht Euro für den Longdrink deutlich unter dem Hamburger Preisniveau.
Jugendliche fahren zum Feiern immer häufiger nach Hamburg
Die jungen Erwachsenen suchten sich mittlerweile ihr Angebot oftmals gezielter aus und wollten gleichzeitig bis zum letzten Moment alle Optionen im Fokus haben. Die Auswahl an Wochenendaktivitäten sei riesig geworden und Hamburg einen Katzensprung von Wedel entfernt.
Zudem sei die Anspruchshaltung der Heranwachsenden gestiegen. Und viele Jugendliche hätten dank der Corona-Pandemie auch einfach keinen Bezug zum Shooters – im Gegensatz zu den älteren Semestern. Schließlich gab es für die damals 16-Jährigen diese und andere Discos einfach nicht.
In der Corona-Pandemie war das Shooters über zwei Jahre geschlossen
Während der Corona-Zeit musste die Discothek über zwei Jahre geschlossen bleiben. Mehr und mehr habe sich daraufhin auch das generelle unternehmerische Konzept gewandelt. Die Räume werden vermehrt vermietet, für private Geburtstags- oder Firmenfeiern, Abi-Partys oder andere Events wie Konzerte oder Poetry Slams. Öffentliche Disco-Abende werden nur noch unregelmäßig eingestreut. Entweder freitags oder sonnabends. An beiden Tagen am Stück? Das gibt es schon länger nicht mehr.
„Die Kosten laufen und sind immer mehr gestiegen, und wenn dann der Abend schlecht läuft, lohnt sich das eben oft auch nicht mehr wirklich“, so Witkowska, der auf ein 20-köpfiges Disco-Team zurückgreifen kann. Das Jahr 2022 lief bis zum Oktober wirtschaftlich „gut“. Danach sei es wieder schwieriger geworden.
Der Trend bleibt bis zuletzt negativ. „Die Unsicherheit gibt es ja auch bei unseren Gästen. Also zum Beispiel gestiegene Kosten und die Inflation“, sagt der Shooters-Chef. Leidtragende sind dann oft Betriebe des sozialen Miteinanders. Das knapper werdende Geld werde mittlerweile einfach bewusster ausgegeben.
Nicht ausgezahlte Corona-Hilfen und fehlende Verlässlichkeit in der Gästekalkulation
„In den Vorjahren waren unsere Halloween-Partys immer gut besucht. Diesmal eher nicht so. Dafür haben sie uns dann völlig überraschend am vorletzten Wochenende über den Haufen gefahren“, erzählt der Wedeler über die fehlende Verlässlichkeit in der Planung.
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Ein weiteres finanzielles Problem: Die finalen Corona-Überbrückungshilfen für Kulturbetriebe aus 2022 sind bewilligt – aber noch nicht bezahlt worden. Das Shooters habe das Geld aus den Anträgen aber bereits investiert und muss die Rechnungen zunächst in Vorkasse aus eigener Kasse begleichen. Ein Drama für die Liquidität.
Keller-Disco Shooters in Wedel steht vor ungewisser Zukunft
Die endgültige Entscheidung, ob die Wedeler Discothek nun für immer die Türen schließt, sei noch nicht gefallen. „Das Shooters gibt es 25 Jahre und wird in der dritten Generation geführt. So eine Zeit wirft man ja nicht einfach weg. Für uns alle hier hat das eine große Bedeutung. Irgendwie ist alles hieraus entstanden“, sagt Witkowska. Beispielsweise die Event-Agentur Elbmenschen.
Trotz der prekären Lage soll aber nicht nur Trübsal geblasen werden. Schließlich wird in einer Disco immer ausgelassen gefeiert, auch um die Alltagssorgen kurzzeitig zu vergessen. Anlässlich des 25-jährigen Bestehens gibt es zwei Partys – für jeweils acht Euro Eintritt. Am Freitag, 17. November, wird die Ü16-Generation – Minderjährige müssen einen anwesenden Erwachsenen in den sogenannten Mutti-Zettel eintragen – ins Shooters gebeten. Zwischen 22 und 23 Uhr ist der Eintritt frei. Bei einer Tombola wird eine Dreiliter-Flasche vom angesagten Wodka Grey Goose verlost. Der Sound an dem Abend orientiert sich am jüngeren Publikum.
Ü25-Party zur „Silberhochzeit“ am S-Bahnhof
Am Sonnabend, 18. November, ist die Altersklasse Ü25 an der Reihe, die aber selbstverständlich auch schon Freitag dabei sein darf. Musiktechnisch wird es einen bunten Evergreen-Strauß für die Generationen geben, die mutmaßlich zu ähnlichen Songs schon früher einmal im Shooters getanzt haben. Als Getränke-Specials gibt es „Danish Dynamite“ – einen Mix aus Bacardi und Cola, begleitet von einem Hefeweizen. Laut Witkowska habe ein dänisches Handballteam vor einigen Jahren solch ein Getränk etabliert. Auch der Cocktail „Musclerelaxer“ erinnert an bessere Shooters-Zeiten.
Insgesamt stehen sechs verschiedene DJs aus 25 Jahren Shooters an den Reglern. Gefeiert wird, bis das Licht angeht – noch ist die Musik im Shooters nicht endgültig abgestellt.