Kreis Pinneberg. Fälle in Wedel und Klein Offenseth-Sparrieshoop angezeigt. So gehen die mutmaßlichen Täter und Täterinnen vor. Das rät die Polizei.
Im Kreis Pinneberg sind derzeit offenbar wieder sogenannte „Mitschnacker“ unterwegs, die gezielt Kinder ansprechen. Auch aus haltenden Autos heraus werden die Minderjährigen angesprochen, ob sie nicht einsteigen mögen. Kürzlich war dies etwa an der Grundschule Altstadt in Wedel der Fall.
Dort gibt es seit dem 3. November in der Schule einen Aushang: „Liebe Eltern der Grundschule Altstadt, gestern wurden zwei Kinder auf dem Heimweg von zwei Frauen angesprochen und versucht, sie in ein Auto zu locken.“ Das Unterfangen schlug glücklicherweise fehl: „Die Kinder reagierten genau richtig mit einem klaren ‚Nein‘“.
Angesprochene Kinder: Schulleitung nimmt Kontakt zur Polizei Wedel auf
Die Schulleitung habe daraufhin Kontakt mit Polizei, Schulrat, Stadt Wedel als Schulträger und den Nachbarschulen aufgenommen. Schulleiterin Andrea Spangenberg schreibt an die Eltern gerichtet: „Ich bitte Sie, mit Ihren Kindern über die klaren Verhaltensweisen in solchen Situationen zu reden – genauso, wie wir es in den Klassen heute gemacht haben. Bitte halten Sie die Augen offen.“
Einen ähnlichen Fall hatte es kürzlich auch in Klein Offenseth-Sparrieshoop gegeben. In einer Facebook-Gruppe wurde ein Beitrag der Grundschulleitung geteilt. Zwei Kinder wurden aus einem silberfarbenen Opel heraus von einem Paar angesprochen. „Die Frau fragte die Kinder, ob sie mit nach Elmshorn fahren möchten“, heißt es. Auch in jenem Fall hätten die Kinder komplett richtig reagiert und seien weggelaufen. Das Auto sei ihnen jedoch zunächst noch einige Meter gefolgt.
Ein weiteres Gerücht kann die Polizei nicht bestätigen
Zudem solle es laut des Schreibens auch in Bokholt-Hanredder solch ein Vorkommnis gegeben haben. Das kann die Polizei allerdings nicht bestätigen. Laut Michael Bergmann, Sprecher der zuständigen Polizeidirektion Bad Segeberg, liegen den Beamten lediglich Anzeigen aus Wedel und Klein Offenseth-Sparrieshoop vor.
Beide Vorfälle haben sich demnach am Donnerstag, 2. November, ereignet. In Wedel sind gegen 13.30 Uhr zwei 7 und 9 Jahre alte Mädchen an der Küsterstraße in Höhe der dortigen Tanzschule von zwei Frauen angesprochen worden. Dabei soll eines der Kinder laut der Anzeige auf seine schönen Hände angesprochen worden und der Wunsch geäußert worden sein, diese anzufassen.
Wedel: Angesprochene Kinder liefen schnell weg
Die Kinder lehnten dies ab und entfernten sich zügig. „Es fand keine Verfolgung oder ähnliches statt“, so Bergmann weiter. Die Frauen hätten sich in der Gegenrichtung entfernt.
In Klein Offenseth-Sparrieshoop sind am 2. November zwischen 17 und 17.30 Uhr am Fasanenweg ein Junge (9) und ein gleichaltriges Mädchen von einem Paar aus einem Auto angesprochen worden. Beide haben die Autoinsassen auf ein Alter von 75 Jahren geschätzt. Der Mann soll weißes, die Frau schwarz-graues Haar gehabt haben.
Polizei in Klein Offenseth-Sparrieshoop hält weiter die Augen offen
Die Kinder seien weggelaufen, das Fahrzeug wäre ihnen laut der Anzeige etwa 30 Sekunden gefolgt. „Nach unserer Einschätzung liegt kein Straftatbestand vor“, so Bergmann weiter. Dennoch halte die örtliche Polizei die Augen offen.
Die Beamten appellieren an alle Eltern, mit ihren Kindern zu sprechen, um sie für das richtige Verhalten zu sensibilisieren. „Es ist auch wichtig, dass nicht nur Männer die Kinder ansprechen könnten, sondern auch Frauen“, so ein weiterer Hinweis zu jenem Fall im sozialen Netzwerk Facebook. Generell gehe es jedoch darum, Kinder nicht zu verängstigen, sondern „durch das Wissen um bestimmte Gefahren in ihrem Selbstbewusstsein zu stärken“.
Polizeidirektion Bad Segeberg gibt den Kindern Tipps
Die Polizeidirektion Bad Segeberg hat ein Merkblatt mit Ratschlägen für die Sicherheit von Kindern herausgegeben. Dort wird etwa auch in direkter Ansprache an die Eltern hervorgehoben, dass nicht jeder Mensch, der ihr Kind anspreche, Böses im Sinn habe. „Nicht verängstigte und in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkte Kinder, sondern mutige, starke und selbstbewusste Kinder sind am wirksamsten geschützt!“
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Kinder sollten nach Polizei-Angaben im Alltag Respekt erfahren und Selbstvertrauen entwickeln, da erfahrungsgemäß Täter „unsicher und unselbständig wirkende Kinder bevorzugt“ ansprechen würden. Kinder sollten ermutigt werden, Grenzüberschreitungen klar zu benennen und ermutigt werden, auch Erwachsenen gegenüber „Nein“ zu sagen.
Kinder sollten niemals zu Fremden ins Auto steigen
Ohne damit Angst zu verbreiten, sollte den eigenen Kindern regelmäßig vermittelt werden, niemals mit Fremden mitzugehen oder ins Auto zu steigen. Bei solchen Aufforderungen sollten die Kinder dies anschließend ihren Eltern sofort mitteilen.
Die Polizei ermuntert die Eltern zudem, gemeinsam mit ihren Kindern den Schulweg abzugehen, um mögliche „Rettungsinseln“ auszumachen. Etwa ein Geschäft, eine belebte Straße oder ein bestimmtes Haus, an dem sie in solchen Notfallsituationen klingeln könnten.
Eltern sollten das Verhalten in solchen Situationen mit ihren Kindern üben
Regelmäßige Verhaltensübungen für den Notfall seien ebenfalls wichtig. „So sollte es zum Beispiel andere Erwachsene ansprechen oder auch laut um Hilfe schreien. Versucht ein Täter Ihr Kind anzufassen, dann sollte es sich nicht verstecken, sondern weglaufen, und zwar dorthin, wo es hell ist und wo Menschen sind“, so die Polizeidirektion.
Tipps für die Kinder von der Polizeidirektion Bad Segeberg:
• Gehe niemals mit fremden Personen mit – nimm auch keine Geschenke an.
• Gehe mit Freunden oder Klassenkameraden gemeinsam – zusammen seid Ihr stark, und die Wege sind sicherer.
• Benutze möglichst immer dieselben Wege – so kennst Du Dich gut aus und weißt, wo Du im Notfall Hilfe finden kannst. Sage laut und deutlich, was Du nicht willst – habe Mut zu sagen: Lassen Sie mich in Ruhe!
• Halte Dich in öffentlichen Verkehrsmitteln in der Nähe des Fahrers oder der Fahrerin auf – er/sie kann Hilfe leisten oder die Polizei rufen.
• Trete auf keinen Fall an Fahrzeuge heran – Fragen von Autofahrern können von Erwachsenen beantwortet werden.
• Wenn Du Dich bedroht fühlst, mach auf Dich aufmerksam – sei laut und gehe direkt zu anderen Personen, um Dir Hilfe zu holen. Der Täter ist allein – Du nicht!
• Weglaufen ist nicht feige – wenn Du Dich abwendest und gehst, schaffst Du Abstand.
• Wenn keine Erwachsenen in der Nähe sind, sprich andere Kinder an.
• Du kannst in Notsituationen jederzeit aus einer Telefonzelle oder mit dem Handy die Polizei über 110 anrufen.
• Bei Fragen oder Problemen kannst Du eine Polizeidienststelle aufsuchen und einen Polizeibeamten oder eine Polizeibeamtin ansprechen.