Helgoland. Hohe Auflagen sowie schwierige Absprachen lassen Termin kippen. Wann die neue Musik-Herberge auf der Insel nun aufmacht.

Die inzwischen aufgelöste Band Fettes Brot wollte lieber nicht, dass ein Zimmer in einem Helgoländer Hotel nach ihr benannt wird. Schlechtes Timing, denn die Anfrage kam, als sich die Gruppe gerade trennte. Von der besten Band der Welt aus Berlin Die Ärzte kam erst gar keine Antwort. Dabei soll in der neuen Herberge „Klippenklang“ die musikalische Geschichte der Nordseeinsel erzählt werden. Und beide großen Namen haben durchaus Spuren auf dem Eiland hinterlassen - sowohl Die Ärzte als auch Fettes Brot.

Sei‘s drum: Ein Mix aus Klassik und moderner Stilrichtung soll das neue Hotel werden, die Zimmer sind Musikern und Bands gewidmet, die in irgendeiner Weise eine Verbindung zur Nordseeinsel haben. „Wir haben alle Bands und Musiker, nach denen wir die Zimmer gestalten, angefragt und wollten das nicht ohne ihre Zustimmung machen“, sagt Hotelier Detlev Rickmers.

Nordseeinsel: Neues Hotel auf Helgoland muss ohne Fettes Brot auskommen

Nun also wird das Konzept ohne Fettes Brot und Die Ärzte umgesetzt. Genügend andere Beispiele von Musikgrößen auf Helgoland lassen sich finden: Komponist und Dirigent Franz Liszt und die Helgoländer Karkfinken zum Beispiel. Rolf Zuckowski hat Helgoland sogar mit einem neuen Liebeslied gehuldigt.

Wie in diesem Entwurf sollen die Zimmer im Hotel Klippenklang auf Helgoland aussehen.
Wie in diesem Entwurf sollen die Zimmer im Hotel Klippenklang auf Helgoland aussehen. © Architekturbüro Atelier Cousin | Architekturbüro Atelier Cousin

Bevor die ersten Gäste in dem neuen Hotel übernachten können, ist jedoch noch einiges an Arbeit zu tun. „Wir wollten ursprünglich am 14. Juni eröffnen und haben den Start nun auf den 20. Juli verschoben“, sagt Detlev Rickmers. Die gute Nachricht: Die Heizungsanlage musste nicht erneuert werden. Alles andere schon. Elektrik, Wasserleitungen, Grundrisse, Schall- und Brandschutz, WLAN-Netze, sanitäre Anlagen und Inneneinrichtung sind neu.

Probleme mit Statik: Eröffnung des Hotels auf Helgoland verschoben

„Am Ende wird es immer teurer als geplant“, sagt Detlev Rickmers. 1500 bis 2000 Euro pro Quadratmeter hat er in die Sanierung investiert, schätzt er. Überraschend trat ein Problem mit der Statik auf, ein zusätzlicher Träger musste eingezogen werden. Und dann noch einen Termin mit dem Sachverständigen finden, der das Ganze abnehmen und dafür umständlich vom Festland auf die Insel anreisen muss. Dadurch verzögert sich die Eröffnung.

Auf Helgoland eröffnet im Juli 2024 das Hotel Klippenklang mit zwölf Zimmern mit einem Bezug zur musikalischen Geschichte der Insel.
Auf Helgoland eröffnet im Juli 2024 das Hotel Klippenklang mit zwölf Zimmern mit einem Bezug zur musikalischen Geschichte der Insel. © Detlev Rickmers | Detlev Rickmers

Sechs Tage nach der offiziellen Eröffnung, also am 26. Juli, wird die Hamburger Rockgruppe Elephant, die 1978 von dem gebürtige Helgoländer Paul Botter gegründet wurde, auf Helgoland ein Konzert geben. Auch ihm ist eins der zwölf Zimmer gewidmet. Ebenso Achim Reichel, der vergangene Woche auf Helgoland beim WDR Dreh war und sich begeistert zeigte, dass ein Zimmer nach ihm gestaltet wird.

Hotelkette Storytells erzählen Helgoländer Geschichte

Detlev Rickmers gründete 2016 die „Storytels“ zunächst als kleine Hotelkette, die über die kulturelle Vielfalt der Insel Helgoland erzählen. Daraus ist ein Zusammenschluss mehrerer Hotels und Apartments mit gemeinsamer Nutzung zentraler Services gewachsen. „Wir kümmern uns auch um fremde Immobilien, übernehmen Verwaltung und Service“, sagt Rickmers. Zehn Helgoländer Familien machen davon Gebrauch, außerdem drei Investoren vom Festland.

Jetzt möchte er mit der Eröffnung des „Hotel Klippenklang“ ein musikalisches Kapitel aufgeschlagen. Die Zimmer sind in Natur- und Holztönen ausgestattet. Jedes Zimmer trägt den Namen bekannter Persönlichkeiten der Musikhistorie und erzählt deren Bezug zur Insel. Damit wächst die Zahl an Gästebetten in seinem Bestand auf mehr als 250 Betten.

Häuser auf Helgoland stehen unter Denkmalschutz

Das Haus, das sich direkt am Südstrand in erster Reihe befindet, war als Hotel gebaut worden, wurde aber die vergangenen zehn Jahre nur noch privat bewohnt. Wie die meisten Häuser am Südhang steht es unter Denkmalschutz. Die Bauten aus den 50er-Jahren wurden auf dem Reißbrett entworfen.

Damals sollte jeder Helgoländer den gleichen Raum und die gleichen Chancen haben. „Der Mann lebte von der Fischerei, während die Frau mit zwei oder drei Angestellten eine kleine Pension führen sollte, so die Idee“, sagt Detlef Rickmers. Außerdem sollten die Pensionen von der Gastronomie getrennt sein und diese nicht in der ersten Reihe eröffnen dürfen.

Helgoland: Denkmalschutz steht Ansprüchen an Tourismus entgegen

„Mit den Häusern steht auch das Geschäftsmodell von damals unter Denkmalschutz. Das macht es sehr schwierig“, so Rickmers. Um trotzdem erfolgreich zu sein, brauche es ein modernes elektronisches System, wie es auch die großen Hotelketten nutzen. Die Einführung ist aber teuer, das rechnet sich nur mit einem zentralisierten Servicepoint“, sagt er.

Heute entsprechen die kleinen Räume nicht mehr den Ansprüchen an den Tourismus. „Uns sind bei der denkmalgerechten Sanierung Grenzen gesetzt.“ So darf von Außen kein Lift angebracht werden. „Ein Fahrstuhl innen würde uns aber zu viele Zimmer kosten. Dann wären wir nicht mehr wirtschaftlich“, so der Geschäftsmann, der in Hamburg lebt, aber seine Wurzeln auf Helgoland hat.

Buchungen für das neue Hotel auf Helgoland laufen gut an

Trotz der widrigen Umstände: „Die Buchungen laufen ganz gut an. Über die Hälfte ist ausgebucht“, sagt Detlef Rickmers. Das gilt für alle seine Hotels und Apartments auf Helgoland. „Wir haben 30 Prozent mehr Anfragen als im Vorjahreszeitraum“, so der Hotelier. Für das nächste Jahr erhofft er sich eine Auslastung von 60 Prozent für die Hotels und 50 Prozent für die Apartments.

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Auch die zentrale Rezeption, die er 2020 als Antwort auf den Fachkräftemangel in der Hotellerie und Gastronomie eingeführt hat, wird angenommen. Mittlerweile akzeptieren die Gäste, dass sie dort und nicht direkt im Hotel einchecken müssen. „In den ersten zwei Jahren gab es viel Unmut darüber. Wir waren mit unserer Kommunikation noch nicht zu den Gästen vorgedrungen“, sagt Detlev Rickmers. „Mittlerweile wissen wir, das passt auf jeden Fall.“