Schenefeld. Im Schenefelder Schulzentrum soll während der Sanierung überhaupt kein Unterricht stattfinden – 1100 Schüler werden ausgelagert.

Bei der Sanierung des Schulzentrums Achter de Weiden verfolgt die Stadt einen neuen Ansatz. Anders als bisher geplant soll der gesamte Schulbetrieb während der Bauphase an einen Interimsstandort ausgelagert werden. „Wir haben bereits eine Bauvoranfrage für ein Containerdorf auf der Bürgerwiese gestellt“, bestätigt Andreas Bothing, Fachbereichsleiter für Planen, Bauen und Umwelt im Rathaus.

Schenefelder Schüler sollen in Containerdorf lernen

Bisher war vorgesehen, nur die durch den Abriss eines Teil des Altbestandes verloren gehenden Räume auszulagern. Das hätte bedeutet, dass die knapp 1100 Schüler von Gymnasium und Gemeinschaftsschule mehrere Jahre auf einer Baustelle hätten verbringen müssen. Eine Lenkungsgruppe, bestehend aus Mitgliedern des Schul- und Bauausschusses, hat jetzt die Kehrtwende beschlossen. Der Vorstoß ging offenbar von den Schulleitungen aus.

„Das gesamte Schulzentrum auszulagern, bedeutet zunächst, dass der Interimsstandort größer und damit auch teurer wird“, so Bothing weiter. Auf der anderen Seite könnten dann die Bauarbeiter ungestört vom Schulbetrieb ans Werk gehen. „Das bedeutet, dass sich die Bauzeit verkürzen wird und wir auf diese Weise zu einer Kosteneinsparung kommen werden.“

Die Stadt habe bereits bei Lieferanten angefragt, wie schnell ein Interimsstandort als Container- oder Modulbaulösung schlüsselfertig errichtet werden könnte. „Nach der Auftragserteilung soll es sechs Monate dauern“, so der Fachbereichsleiter. Aktuell laufe das Baugenehmigungsverfahren, nach einem positiven Bescheid müsse die Fläche erschlossen werden und ein Vergabeverfahren für die Errichtung des Interimsstandort erfolgen. Bothing: „Ich halte es für unwahrscheinlich, dass das Containerdorf vor den Sommerferien 2023 steht.“ Die Stadt plane eine Fertigstellung im Oktober 2023, damit dann in den Herbstferien der Umzug in das Übergangsquartier erfolgen könne.

Schenefeld: Schüler sollen 2025 ins neue Schulzentrum einziehen

Der Standort auf der Bürgerwiese sei ideal, weil dieser in der Nähe des Schulzentrums liege und die dortigen Sportanlagen weiter genutzt werden könnten. Geprüft werden müsse noch, welche Einflüsse die Lärmemissionen von Harry Brot und der LSE auf diesen Standort hätten. Das Übergangsquartier soll nach derzeitiger Planung zwei Jahre lang genutzt werden, sodass die Schüler nach den Herbstferien 2025 zurück in das runderneuerte Schulzentrum ziehen könnten.

Helle, lichtdurchflutete räume und großzügige Innenhofflächen prägen den Siegerentwurf des Architektenwettbewerbs.
Helle, lichtdurchflutete räume und großzügige Innenhofflächen prägen den Siegerentwurf des Architektenwettbewerbs. © Arne Kolarczyk | Arne Kolarczyk

Aktuell verfügt das in den 1970er-Jahren errichtete Schulzentrum über eine Bruttogeschossfläche von 12.500 Quadratmetern, 7900 Quadratmeter davon sollen erhalten und saniert werden. In dem Neubau sollen laut Vorgaben der Politik 7700 Quadratmeter dazukommen, sodass künftig insgesamt eine Nutzfläche von 15.600 Quadratmetern zur Verfügung steht. Im März 2021 wählte eine Jury als Sieger des Architektenwettbewerbs den Entwurf des Berliner Architektenbüros Kleyer, Koblitz, Letzel, Freivogel aus, im Juli des Jahres erhielt das Büro dann auch offiziell den Zuschlag.

„Inzwischen liegt uns eine überarbeitete Version des Siegerentwurfs vor“, erläutert Bothing. So habe es im Raumprogramm noch Anpassungsbedarf gegeben. Seit kurzem liege auch ein mit allen Seiten abgestimmter Grundriss vor. Die Stadt habe Anfang des Jahres eine Planungsgruppe ins Leben gerufen, der die Projektsteuerer, die beauftragten Architekten, Akustiker, Statiker sowie die Experten für Freianlagenplanung, Gebäudeausstattung und Wärmeschutz angehören.

Schenefelder Politik rechnet mit einer erheblichen Kostensteigerung

Die Treffen würden alle 14 Tage stattfinden, derzeit sei man bei der Grundlagenermittlung und der Vorplanung. Bothing: „Unser Ziel ist es, im Herbst die Vorplanungsphase abzuschließen.“ Dann soll dem zuständigen Ausschuss auch ein erster Entwurf für die Freianlagenplanung vorgestellt werden. Ein weiterer wichtiger Punkt sind die Kosten. 2019 lag die Kostenschätzung bei 42 Millionen Euro. Sie war Ausfluss einer Machbarkeitsstudie, erstellt vom begleitenden Büro Drees & Sommer aus Kiel. 12,6 Millionen Euro sollten in die Sanierung, etwa 29,23 Millionen Euro in den Neubau fließen. Die Kosten für die damals vorgesehene Interimslösung waren darin enthalten.

Die Politik korrigierte die Kostenschätzung in der Folge nach unten. Laut den Vorgaben der Politik darf der Neubauteil maximal 20,3 Millionen Euro, die Sanierung des bestehenden Gebäudes 9,8 Millionen Euro kosten. Summen, die inzwischen längst überholt sind. „Wir gehen von nicht unerheblichen Baukostensteigerungen aus“, sagt Bothing. Die Stadt spüre bei allen ihren Bauvorhaben, dass es erheblich teurer werde als prognostiziert war. „Drees & Sommer gehen inzwischen von einer Steigerung von 28 Prozent aus“, sagt der Fachbereichsleiter.

Neues Schenefelder Schulzentrum soll besonders umweltfreundlich werden

Eine wichtige Aufgabe der Politik sei daher, das Kostenbudget anzupassen. Bothing spricht von möglichen Kompensationen, die die Kosten drücken könnten. Wichtig sei allerdings, „dass wir immer wieder Nachsteuern können.“ Die Politik muss auch darüber befinden, wie grün das neue Schulzentrum werden soll. Die Idee war, das gesamte Gebäude über Geothermie, also Erdwärme, zu beheizen. Das bisherige Bestandsgebäude wird über Fernwärme beheizt.

Probebohrungen mit einer Erdsonde haben in bis zu 100 Meter Tiefe die Wärmeentzugsleistung des Bodens überprüft. Demnach könnte der Neubautrakt über 75 Erdsonden umweltfreundlich mit Wärme versorgt werden. Um auch die dann sanierten Teile des Bestandsgebäudes auf diese Weise zu versorgen, wären erhebliche Anpassungen notwendig. „Technisch machbar ist das“, sagt Bothing.

Allerdings müsste dazu das gesamte Heizsystem inklusive der Heizkörper ausgetauscht werden, um die für eine Erdwärme notwendigen niedrigen Vorlauftemperaturen abbilden zu können. Über die dann anfallenden Kosten soll der zuständige politische Ausschuss nach den Sommerferien informiert werden. Die finale Entscheidung liegt bei der Politik. Sie wird auch noch darüber befinden müssen, welche Interimslösung letztlich ergriffen werden soll. Bothing: „Wir sind auf dem Weg.“