Kreis Pinneberg. Viele Anwohner waren bei der Vorstellung der Pläne. Die äußern viel Kritik, aber auch Lob. Wann es mit den Arbeiten losgehen kann.
Die A23 soll sechsspurig werden, so ist zumindest der Plan. Und das Interesse ist groß an diesem vom Bundesverkehrsministerium mit rund 210 Millionen Euro angegebenen Autobahnprojekt. Gut 120 Bürger, Anwohnerinnen und Verbandsvertreter kamen in die Caspar-Voght-Schule in Rellingen zur Vorstellung der neuesten Pläne, wie die A23 ab 2029 zwischen Tornesch und Eidelstedt sechsspurig ausgebaut werden soll.
Die Planungsbehörde Deges hatte dazu zahlreiche Schaubilder und Plakate mit Datenmaterial aufgestellt. Auf dem Boden lag eine etwa fünf Meter lange Luftansicht dieses 15,9 Kilometer langen Streckenabschnitts. Und auf einer Leinwand lief nonstop eine Modellsimulation, wie die sechs Autobahnauf- und –abfahrten künftig so gestaltet werden sollen, dass es zu keinen Rückstaus mehr kommt.
A23-Ausbau: So sehen die neuesten Pläne für die Autobahn aus
Dabei verschafften sich auch die Gegner dieses Straßenbauprojekts lautstark Gehör. Jochen Hilbert von der BI-A23 für umweltfreundliche Mobilität monierte, dass keinerlei Nachteile für Mensch und Umwelt oder Alternativen dargestellt würden. „Wenn wir 30.000 Menschen mehr in die Bahn bekämen, brauchen wir keinen A23-Ausbau mehr.“
Jens Deye vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) Nord, der im Nachbarkreis Steinburg lebt, kritisierte, der A23-Ausbau ließe sich nicht mit den Klimazielen insbesondere von Hamburg vereinbaren. „Sie bringen noch mehr Autoverkehr in die Stadt rein.“
Halstenbeker SPD hält den Ausbau der A23 für überflüssig
Christoph Bittner von der SPD in Halstenbek betonte: „Wir sind strikt gegen den Ausbau der A23. Er ist nicht erforderlich und sogar überflüssig, wenn wir stattdessen den ÖPNV bis 2040 entsprechend ausbauen.“ Und ein Herr Ruppert aus Rellingen stellte die von der Deges dargestellten Verkehrszahlen infrage. Die für 2030 prognostizierten 96.000 Fahrzeuge am Tag, die hier über die A23 fahren würden, könnten nicht stimmen. 2021 seien nur 55.000 Fahrzeuge gezählt worden, behauptete er.
Nur einer war sehr zufrieden. Ulf Brüggmann vom ADFC Pinneberg war begeistert über die zahlreichen neuen Radwege, die durch den Umbau der A23-Anschlussstellen geschaffen werden könnten. So soll es zahlreiche Querverbindungen in örtliche Radverkehrsnetze geben. „Berücksichtigt wird auch das offizielle Ziel des Landes Schleswig-Holstein, den landesweiten Radverkehrsanteil auf mindestens 30 Prozent zu steigern“, hieß es auf einer der Schaubildtafeln der Deges.
Deges: Schon 2020 sind auf der A23 etwa 100.000 Fahrzeuge gefahren
Die Deges präsentierte den Vorschlag, durch eine Verlegung der Autobahnauffahrt Pinneberg-Mitte zwischen Pinneberg und Rellingen eine neue Brücke über die A23 nur für Radfahrer und Fußgänger zu errichten. Auch in Halstenbek-Krupunder könnte eine neue Radwegverbindung über die A23 geschaffen werden, so der Plan.
Deges-Projektleiter Benedikt Zierke hatte es nicht leicht, die Stimmung der Anlieger zu moderieren. Er widersprach aber der Behauptung, dass die A23 weniger befahren werde. Mehrere Verkehrszählungen im Jahr 2020 hätten ergeben, dass die erst für das Jahr 2030 prognostizierten 96.000 Fahrzeuge am Tag schon fast zehn Jahre früher erreicht worden seien. Ohne den Ausbau wäre die A23 in sieben Jahren zu 17 Prozent überlastet, mit dem Ausbau zu 82 Prozent ausgelastet, lautet die Prognose.
A23: Ende der 2020er-Jahre soll Baubeginn sein
Die Deges habe die Planung so gut wie abgeschlossen und strebe an, dass der A23-Ausbau 2025 von der zuständigen Behörde in Kiel planfestgestellt werde, kündigte Deges-Sprecher Ulf Evert an. Dann könnte mit dem Bau der zusätzlichen beiden Fahrbahnen Ende der 2020er-Jahre begonnen werden.
„Der Ausbau der A23 ist mit besonderem Bedarf im Bundesverkehrswegeplan aufgeführt“, betonte Evert. „Eine höhere Priorität gibt es nicht.“ Damit erteilte der Deges-Sprecher auch den jüngsten Einwürfen des Steinburger Bundestagsabgeordneten Wolfgang Kubicki (FDP) eine deutliche Abfuhr, der behauptet hatte, Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) würde das Projekt behindern.
A23-Ausbau soll den Verkehr sicherer machen und Staus vermeiden
Für die Deges steht fest: „Der Verkehr wird sicherer“, wenn die A23 sechs statt der bisherigen vier Fahrstreifen hat. „Autobahnen sind die sichersten Straßen in Deutschland“, sagte Evert. Zudem werde der Lärmschutz für die Anwohner „spürbar verbessert“, weil die Wände höher errichtet würden als es bisher der Fall sei und in den 1970er Jahren behördlich gefordert wurde.
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Die Schallschutzmaßnahmen seien so geplant, dass sie den Lärm von Fahrzeugen mit Tempo 130 km/h gemäß den Lärmschutzgrenzwerten dämmen würden, erklärte Projektleiter Zierke. Er gehe aber davon aus, dass auch nach dem Ausbau weiterhin ein Tempolimit von 100 km/h zumindest ab Pinneberg-Nord gelten werde, weil die Anschlussstellen danach in Richtung Hamburg zu dicht aufeinander folgten.
Pinneberg: A23-Zubringer sollen entlastet werden
Zusätzliche Straßen schafften zunächst auch mehr Verkehr, erklärte Projektleiter Zierke am Beispiel der Westumgehung in Pinneberg. Als es diese noch nicht gab, habe es keinen Rückstau zur Auffahrt auf die A23 in Pinneberg-Nord gegeben. Dann sei diese Auffahrt mit einer Ampelregelung versehen worden, um zusätzliche Staus zu vermeiden.
Die neue Planung für diese Auffahrt sieht nun einen Kreisverkehr vor, über den die Autobahn zu erreichen wäre, sodass die nachfolgenden Straßen von Pinneberg und Kummerfeld entlastet werden würden.