Halstenbek/Rellingen. Zwei Abfahrten sind gesperrt, auf den Umleitungsrouten wird gebaut. Der Frust bei Autofahrern und Anliegergemeinden ist riesig.
Autofahrer brauchen seit dieser Woche im Großraum Halstenbek/Rellingen extrem starke Nerven – und viel Geduld: Die seit März andauernden Bauarbeiten auf der A23 sind in die finale Phase eingetreten und haben zu Sperrungen der Anschlussstellen Halstenbek/Rellingen sowie Halstenbek-Krupunder geführt.
Seitdem rollt eine unaufhaltsame Verkehrslawine durch den Rellinger Ortskern. „Die Verkehrssituation in Rellingen ist chaotisch, besonders zu den Rush-Hour-Zeiten“, sagt Rellingens Bürgermeister Marc Trampe. Er hat von seinem Bürofenster aus besten Blick auf die Fahrzeugkolonne, die sich zumeist im Schritttempo durch den Ort quält.
A23-Bauarbeiten: Gemeinde Rellingen sperrt wichtige Umfahrungsroute
Ganz unschuldig an den Nöten der Autofahrer ist die Gemeinde jedoch nicht. Mit der Hallstraße, wo bis Juli 2024 sämtliche Leitungen erneuert werden, ist ausgerechnet eine der wichtigsten Umfahrungstraßen gesperrt. „Wir sind sehr kurzfristig über die Sperrungen der Ausfahrten informiert worden, da war die Straße schon aufgerissen“, so Trampe.
Er selbst sei erst fünf Tage vor den Sperrungen davon in Kenntnis gesetzt worden. „Da konnten wir die Straße nicht wieder zuschütten und die Bauarbeiter nach Hause schicken.“
Erschwerend kommt hinzu, dass derzeit das Grundstück der ehemaligen Friedhofsgärtnerei bebaut wird und dafür die Hauptstraße halbseitig gesperrt werden muss. Der Verkehr wird per Bedarfsampel an der Einengung vorbeigeführt. Zu den Spitzenzeiten kommt es in diesem Bereich zu quälend langen Staus.
An der Hauptstraße in Rellingen kann der Verkehr wegen Bauarbeiten nur einspurig geführt werden
„Wir sind mit der Baufirma in Kontakt und haben die Hoffnung, dass die Einengung demnächst zurückgebaut werden kann“, sagt Trampe. Aktuell würden dort jedoch die Anschlussarbeiten für das Neubauprojekt erfolgen, sodass momentan der Engpass nicht beseitigt werden könne.
„Wir als Gemeinde werden nicht gefragt, ob wir damit einverstanden sind, sondern nur informiert, dass es stattfindet“, so der Bürgermeister weiter. Die Einflussmöglichkeiten der Gemeinde seien gleich Null, was Baumaßnahmen auf der A23 angeht.
Wohnmeile Halstenbek ist wegen A23-Sperrungen von Teilen des Kundenverkehrs abgeschnitten
Auch Halstenbek ist betroffen. Die Sperrung der aufeinanderfolgenden Anschlussstellen kostet Kunden, etwa an der Wohnmeile, weil sie von Teilen des Verkehrs abgeschnitten ist. „Gerade die Monate Oktober, November und Dezember sind dort die Hauptverkaufszeit“, sagt Halstenbeks Bürgermeister Jan Krohn.
Er fürchtet finanzielle Auswirkungen auf die Gemeinde, weil die Gewerbesteuer in Folge fehlender Geschäftseinnahmen sinken werde und prophezeit nach Rücksprache mit den Geschäftsinhabern „katastrophale Umsatzeinbußen“ für die Wohnmeile.
Halstenbeks Bürgermeister spricht von einem unglaublichen Zustand
„Das alles ist ein unglaublicher Zustand“, so Krohn. Er habe erst zwei Tage vor Beginn der Sperrungen zufällig davon erfahren – durch ein Telefonat mit seinem Rellinger Amtskollegen. Und von der Autobahngesellschaft sei er erst einen Tag vor Beginn in Kenntnis gesetzt worden.
In Kombination mit den Bauarbeiten auf der S-Bahn-Linie S3 – sie fährt ab kommender Woche nur bis Stellingen – sei Halstenbek quasi von Hamburg abgeschnitten. Und die Sperrung der Datumer Chaussee in Pinneberg, die Pinneberg mit dem Stadtteil,Waldenau verbinde, komplettiere das Verkehrschaos.
Die Bauarbeiten zwischen Pinneberg und Waldenau und die S-Bahn-Sperrung verschärfen die Lage
„Das ist unglaublich, was da passiert“, ärgert sich der Verwaltungschef. Leider könne die Gemeinde nichts dagegen tun. „Mir bleibt nur, die Einwohnerschaft zu beruhigen.“ Am Donnerstag hätten gleich mehrere Anwohner in seiner Bürgersprechstunde ihrem Ärger über die Zustände Luft gemacht – im Glauben, die Gemeinde habe damit etwas zu tun.
Auf der A23 werden laut Rellingens Bürgermeister Trampe aktuell mehrere Maßnahmen zusammengefasst, um die Bauzeit möglichst kurz zu halten. „Die Folge für Rellingen ist, dass wir einer massiven Verkehrsbelastung ausgesetzt sind.“ Er könne die Autofahrer nur um Geduld bitten – und darum, sich doch an die Verkehrsregeln zu halten. Trampe: „Ansonsten drücken wir die Daumen, dass alles im Zeitplan bleibt.“
A23-Bauarbeiten: Aktuell laufen die Fräsarbeiten, ab Montag soll asphaltiert werden
Aktuell sieht es laut Christian Merl, Sprecher der Niederlassung Nord der Autobahn GmbH des Bundes, noch danach aus. „Seit Montag laufen die Fräsarbeiten auf der Fahrtrichtung Hamburg auf Hochtouren.“ Die Arbeiter hätten auf Höhe der Anschlussstelle Pinneberg-Süd begonnen und sollten bis zum Wochenende an der Landesgrenze zu Hamburg die Arbeiten abschließen können.
Von der Landesgrenze bis zur Abfahrt Eidelstedt, wo bisher noch kein lärmmindernder offenporiger Asphalt verbaut war, hatten die Arbeiter seit März den gesamten Fahrbahnaufbau erneuert. „Ein offenporiger Asphalt entwässer anders als ein normaler Splittmastixasphalt“, so Merl.
Die Vorarbeiten auf Hamburger Gebiet seien inzwischen abgeschlossen, sodass auch dieser Bereich asphaltiert werden könne. Am 16. Oktober soll laut Merl damit begonnen werden, den offenporigen Asphalt auf dem Abschnitt zwischen Pinneberg-Süd und Eidelstedt aufzubringen – „wenn die Witterung mitspielt“, wie der Autobahnsprecher betont.
Läuft alles nach Plan, werden die ersten Sperrungen noch im Oktober aufgehoben
Sollte alles nach Plan verlaufen, könnten die ersten Sperrungen noch im Oktober, die letzten Mitte November aufgehoben werden.. „Dann fehlt nur noch die Rampe zur A7“, erläutert Merl. Dieses Teilstück werde als letztes angepackt. Geplant sei, dass auch dieser Bereich kurz vor Weihnachten fertiggestellt sein soll.
Bereits seit dem 19. September können Autofahrer in Halstenbek-Krupunder sowie in Halstenbek/Rellingen nicht mehr auf die A23 in Richtung Heide auffahren. Autofahrer, die aus Richtung Hamburg kommen, können jedoch an beiden Anschlussstellen die A23 verlassen. Diese Verkehrsbeziehung kann trotz der Bauarbeiten aufrechterhalten werden.
„Bei auffahrendem Verkehr müssten wir mit einem Stoppschild arbeiten“, erläutert Merl. Aufgrund des dichten Verkehrs auf der A23 hätten es auffahrende Fahrzeuge schwer, eine Lücke zu finden und müssten dann aus dem Stand beschleunigen. Das bedeute eine zu große Unfallgefahr, daher werde davon abgesehen.
Um die Arbeiten zu beschleunigen, wird kein Verkehr über die Richtungsfahrbahn Hamburg geführt
Der gesamte Verkehr in Richtung Hamburg werde auf Höhe Pinneberg-Süd auf die Gegenfahrbahn geleitet, wo eine Spur in Richtung Hamburg und zwei in Richtung Heide zur Verfügung stehen würden.
Weil derzeit gefräst und in Kürze asphaltiert wird, könne an den Anschlussstellen weder auf- und noch abfahrender Verkehr über die Richtungsfahrbahn Hamburg geführt werden. Merl: „Wo kein Asphalt ist, kann auch kein Auto fahren.“ Die Bauarbeiten könnten schneller beendet werden, wenn nicht während des laufenden Verkehrs gebaut werde.
Daher sei eine Sperrung der Auf- und Abfahrten an den beiden Anschlussstellen in Fahrtrichtung Hamburg unumgänglich. Die Sperrung gilt seit dem 6. Oktober und könnte, wenn die Witterung mitspielt und alles im Zeitplan bleibt, nach dem 25. Oktober wieder aufgehoben werden.
Für die Auffahrten in Halstenbek-Krupunder und Halstenbek/Rellingen in Richtung Heide gilt: Hier wird die Sperrung aufgrund des Rückbaus der baustellenbedingten Verkehrsführung bis einschließlich 10. November aufrechterhalten werden müssen.