Halstenbek/Schenefeld. Halstenbek will schmalere Straße, der Landesbetrieb lehnt ab. Doch die Gemeinde kann das Projekt nicht in Eigenregie stemmen.
Zumindest die Autofahrer dürfte es freuen: Die eigentlich für 2024 und das Folgejahr vorgesehene Sanierung der L104 in Halstenbek, eines wichtigen Zubringers zur A23, liegt auf Eis. Grund sind Unstimmigkeiten zwischen der Gemeinde und dem für die Straße zuständigen Landesbetrieb für Verkehr (LBV) – sowie Personalmangel.
Rückblick: Anfang März 2021 hatte der LBV mit der Sanierung der L104 begonnen – auf Schenefelder Gebiet. 2,7 Kilometer Straße wurden komplett erneuert. Was bis Jahresende 2021 abgeschlossen werden sollte, dauerte letztlich bis Ende August 2022.
Sanierung der L104: In Schnefeld trug der LBV den Wünschen der Stadt Rechnung
Auf Wunsch der Stadt, die sich mit 1,8 Millionen Euro an den Baukosten von fünf Millionen Euro beteiligte, erfolgte eine Reduzierung der Fahrbahnbreite um einen Meter auf 6,50 Meter. Der gewonnene Platz kam den Fußgänger- und Radwegen zugute.
Eine Idee, die auch die Gemeindevertretung in Halstenbek befürwortete. Auch dort sollte entlang Hartkirchener und Dockenhudener Chaussee die Fahrbahnbreite zugunsten der Geh- und Radwege reduziert werden, zusätzlich stand die Umgestaltung von mehreren Einmündungen auf der Wunschliste.
Halstenbek: Wichtiger A23-Zubringer – Sanierung der L104 liegt auf Eis
Wünsche, die der LBV jedoch überraschend ablehnte. Der teilte der Gemeinde mit, im Gegensatz zu Schenefeld keine komplette Erneuerung der Fahrbahn von der Ortsgrenze zu Schenefeld bis zur A23 zu planen. Es solle lediglich die Deck- und Binderschicht erneuert werden. Bei diesem oberflächlichen Eingriff sei keine Änderung des Straßenquerschnitts möglich.
„Mit der technisch notwendigen Erneuerung der Fahrbahndecke in vorhandener Breite ist die Gemeinde nicht einverstanden“, teilt der LBV auf Abendblatt-Anfrage mit. Bürgermeister Jan Krohn bestätigt das. Die Gemeinde halte an ihrem Vorhaben fest, die Fahrbahnbreite der L104 wie in Schenefeld anzupassen.
Umbau der L104 in Halstenbek: LBV hat kein Personal, die Gemeinde auch nicht
Da macht der LBV jedoch nicht mit. Der Sprecher spricht von begrenzten personellen Kapazitäten beim LBV, sodass „der von der Gemeinde Halstenbek gewünschte Umbau im Straßenquerschnitt vom LBV nicht umgesetzt werden kann“.
Der Landesbetrieb habe jedoch der Gemeinde angeboten, die umfangreichere Variante in Eigenregie umzusetzen. Der LBV würde die Kosten für die Erneuerung der Deck- und Binderschicht übernehmen, der Rest wäre dann von der Gemeinde zu bezahlen, die auch für Planung und Bauausführung verantwortlich wäre. Die Gemeinde habe jedoch auch diesen Vorschlag abgelehnt, heißt es weiter.
Sanierung der L104: Zeitpunkt der Umsetzung kann nicht genannt werden
Bürgermeister Krohn bestätigt auch das. „Wir sind ebenso wie der Landesbetrieb personell nicht in der Lage, das umzusetzen“, bedauert der Verwaltungschef. Das Ende vom Lied: Das einst geplante Zeitfenster in den Jahren 2024 und 2025 ist längst vom Tisch. „Es können derzeit keine belastbaren Aussagen über einen Umsetzungszeitpunkt getroffen werden“, heißt es vom LBV.
Für 2024 hat die Gemeinde inzwischen ein anderes Straßenbauprojekt eingeschoben, das keinen Aufschub duldet. Ab voraussichtlich Mai wird die marode Bahnunterführung Lübzer Straße für 3,85 Millionen Euro zuzüglich Planungskosten saniert – und bleibt voraussichtlich neun Monate voll gesperrt. Damit kann der Hauptzubringer von Schenefeld zur A23-Auffahrt Halstenbek-Krupunder nicht genutzt werden.
Weil ein Großteil des Verkehrs auf die ohnehin stark belastete L104 ausweichen wird, können dort im nächsten Jahr keine Bauarbeiten stattfinden. 2025 sieht das anders aus. Dann lässt die Gemeinde im Verlauf der L104 zumindest die Unterführung im S-Bahnhof Halstenbek sanieren. Dort ist die Drainage seit langem dringend erneuerungsbedürftig.
L104: Unterführung am S-Bahnhof Halstenbek wird 2025 saniert
In diesem Zusammenhang wird die Fahrbahnbreite im Bereich der Unterführung auf 6,50 Meter verengt. Der gewonnene Meter kommt dem Geh- und Radweg zugute. Voraussichtlich reicht für diesen Umbau eine halbseitige Sperrung aus, sodass sich die Verkehrsbehinderungen in Grenzen halten werden.
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Starke Behinderungen gibt es derzeit auf dem Geh- und Radweg entlang der L104 auf Halstenbeker Gebiet, für den auch der LBV die Verantwortung trägt. Er ist stellenweise nur 1,20 Meter breit, obwohl eine Breite von 2,50 Meter vorgeschrieben wäre – und er ist total kaputt.
Geh- und Radweg entlang der L104 in Halstenbek soll noch 2023 repariert werden
Bürgermeister Krohn, der dort selbst täglich fährt, spricht von einem verkehrsgefährdenden Zustand – und pocht auf ein Versprechen des LBV. „Die haben zugesagt, noch in diesem Jahr die schlimmsten Stellen ausbessern zu wollen.“