Elmshorn. Stadt wollte Mietvertrag für Kulturstätte auslaufen lassen. Doch die Politik verhinderte den Tod des Vereins. So geht es jetzt weiter.
Es war nur ein Punkt von vielen im Kulturausschuss der Stadt Elmshorn. Und doch hätte dies das Ende des Vereins Freundeskreis Knechtsche Hallen Keimzelle Kranhaus und einer Elmshorner Kulturinstitution sein können. Am Ende stellte sich die Politik hinter den Verein – und rettet ihn vor dem Aus.
Der Vorschlag der Verwaltung, genauer des Amts für Projektentwicklung, war einfach und klar: „Der bis zum 31. Dezember 2023 bestehende Mietvertrag mit dem Freundeskreis Knechtsche Hallen Keimzelle Kranhaus wird nicht verlängert“, heißt es in der Beschlussvorlage.
„Fatales Signal“: Elmshorner Kranhaus ist vorerst gerettet
Dem schoben Grüne, SPD und Linke nun einen Riegel vor. In einem gemeinsamen Antrag forderten sie, den Mietvertrag für 2024 zu verlängern. Notwendige Arbeiten seitens des Investors der Knechtschen Hallen beziehungseise der Stadt Elmshorn müssten mit dem Verein abgestimmt werden.
Aber warum wollte die Stadt den Mietvertrag überhaupt auslaufen lassen? Immerhin betreibt der Verein die Kulturstätte an der Schloßstraße schon seit vielen Jahren, organisiert jährlich rund 40 Veranstaltungen und trug so maßgeblich zu einer Belebung des Quartiers bei.
Stadt würdigt Arbeit des Vereins – will Mietvertrag aber auslaufen lassen
All das würdigt das Amt für Projektentwicklung auch in seiner Beschlussvorlage für den Kulturausschuss. Die Arbeit des Vereins habe zu einer verstärkten Wahrnehmung der stadtbildprägenden Wirkung der Knechtschen Hallen geführt, heißt es von der Verwaltung.
Die Knechtschen Hallen sind immerhin ein wichtiger Teil des Sanierungsgebiets Krückau-Vormstegen und spielen eine große Rolle bei der Neu- und Umgestaltung der Innenstadt. Nicht nur wegen ihrer Lage, sondern auch wegen der industriehistorischen Bedeutung für Elmshorn.
Mietvertrag war seit 2013 immer auf ein Jahr begrenzt
Seit 2013 sei der Mietvertrag für das Kranhaus immer nur auf ein Jahr befristet gewesen, damit für das Folgejahr abgeschätzt werden könne, ob Baumaßnahmen beginnen, die die Nutzung des Kranhauses einschränken könnten, heißt es in der Verwaltungsvorlage.
Dies trete nun 2024 ein. Der Eigentümer der Knechtschen Hallen, die Firma Semmelhaack, die das Ensemble von Kibek-Chef Frank Sachau gekauft hatte, wolle im kommenden Jahr mit den Arbeiten beginnen. Das werde Einfluss auf das Kranhaus haben.
2024 will Semmelhaack mit den Arbeiten an den Knechtschen Hallen starten
Als Grund dafür wird die Bauart des Ensembles genannt. Denn das Kranhaus ist von der sogenannten Mantelhalle umgeben. Das Problem: Eine der Wände, die an die Knechtschen Hallen grenzt, ist statisch labil und muss durch eine Konstruktion gestützt werden.
Nur so ist überhaupt eine Nutzung des Kranhauses möglich. Diese „aussteifende“ und stützende Konstruktion befindet sich jedoch nicht im Kranhaus oder der Mantelhalle, sondern in einem Komplex, der zu den Knechtschen Hallen gehört.
Elmshorn: Statik einer Außenwand wird nun zum Problem
„Im Rahmen der 2024 vorgesehenen Baumaßnahmen an den Knechtschen Hallen und der Mantelhalle/Kranhaus werden regelmäßig wechselnde Bauzustände mit Relevanz für die beschriebene Wand auftreten“, heißt es.
Die Statik der Wand muss regelmäßig überprüft werden. Im jüngsten Gutachten aus dem August 2023 habe der Prüfstatiker die Gültigkeit des Gutachtens an den aktuellen Zustand geknüpft. Das bedeutet: Sollte sich an der Statik der Wand, wodurch auch immer, etwas ändern, ist das Gutachten und somit auch die Baugenehmigung hinfällig, erklärt die Verwaltung.
Aufenthalt im Kranhaus zu gefährlich, Prüfung zu aufwendig?
Damit das Kranhaus weiterhin öffentlich genutzt werden könne, müsste nach jedem Bauschritt wieder nachgewiesen werden, dass die Wand statisch in Ordnung ist. Das müsste vor jeder Veranstaltung überprüft und abgenommen werden. Und das ist aus Sicht der Stadt zu aufwendig.
Zudem könnte der Aufenthalt im Kranhaus durch die Bauarbeiten zum Risiko werden. Daher sei es sicherer, die Nutzung auslaufen zu lassen und das Gebäude vorsichtshalber zu schließen, anstatt den Veranstaltungsbetrieb nur zeitweise einzustellen, so die Argumentation der Stadt.
Elmshorner Politik stellt sich hinter Kranhaus und Kulturverein
Doch die Politik, zumindest Teile davon, gehen da nicht mit. SPD, Grüne und Linke argumentieren: Die Einstellung des Kranhausbetriebs wäre gleichbedeutend mit dem Tod des Vereins und des darin gebündelten bürgerschaftlichen Engagements.
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„Das wäre ein fatales Signal an die Öffentlichkeit. Es bestehen genügend große Zeitfenster für notwendige Arbeiten an der Mantelhalle, da die Aktivitäten im Kranhaus vorwiegend in der Zeit von April bis Oktober stattfinden“, heißt es in der Begründung der Parteien.
Elmshorner Kranhaus: Entscheidung fällt im Oktober
Schon Anfang des Jahres hatte der Freundeskreis Knechtsche Hallen Alarm geschlagen. Die Mitglieder befürchteten, der Umbau und die Sanierung der Knechtschen Hallen könnten das Aus für die Kulturstätte Kranhaus bedeuten. Der Vorstand wandte sich mit einem Brandbrief an die Politik – und hatte Erfolg.
Jetzt geht es also wieder um die Zukunft der Kulturstätte. Mit dem gemeinsamen Antrag von SPD, Grünen und Linken konnte das Kranhaus zumindest vorerst gerettet werden. Die endgültige Entscheidung, wie es weitergeht, fällt im Ausschuss für Stadtumbau am Mittwoch, 4. Oktober.