Elmshorn. Eine städtisch gefördertes Angebot gefährde Kulturschaffende der Stadt, befürchtet die CDU. Was die Fraktion fordert.

Künstlerateliers, Räume für Volkshochschule und Bücherei, ein kommunales Kino und ein Veranstaltungssaal für bis zu 200 Personen. Das sind nur einige der Vorschläge für eine mögliche Kulturetage in den Knechtschen Hallen in Elmshorn, die zumeist von der SPD vorgebracht wurden.

Diese ist seit einiger Zeit im Gespräch. Mit dem Verkauf der Knechtschen Hallen von Kibek-Chef Frank Sachau an den Elmshorner Unternehmer Theodor Semmelhaack sollen diese endlich zu einem „Leuchtturmprojekt“ im Sanierungsgebiet Krückau-Vormstegen werden.

Elmshorn: Zerstört eine Kulturetage die Elmshorner Kulturlandschaft?

„Das ist eine einmalige Chance für Elmshorn“, sagte Claus Schlüter, einer der Vorsitzenden des Vereins Freundeskreis Knechtsche Hallen. Eine Chance, die die Elmshorner Politik ergreifen möchte. Die Mitglieder des Ausschusses für Stadtumbau erteilten der Verwaltung einen Prüfauftrag für die Umsetzungsmöglichkeiten.

Bedenken äußert nun die Elmshorner CDU. Die Christdemokraten sind einer Kulturetage nicht abgeneigt. Allerdings verweist die Partei auf das bestehende, „abwechslungsreiche Kulturangebot“, das bereits in Elmshorn existiert. Und auf die Risiken, die „ein rein staatlich gefördertes, zusätzliches Angebot“ mit sich bringt.

CDU warnt vor staatlich geförderter Konkurrenz für Kulturschaffende

„Ich kann mit vorstellen, dass eine ,Kulturetage’ – von einem gewerblichen Betreiber geführt – der Innenstadt neue attraktive Impulse geben kann“, sagt Karla Fock, stellvertretende Vorsitzende der CDU-Fraktion in Elmshorn.

Eine reine staatliche Konkurrenz lehnen die Christdemokraten ab. Das Angebot aus dem Club Apollo an der Königstraße, dem Stadttheater, Haus 13 und der Dittchenbühne sei vielseitig. Hinzu kämen Freiluft-Veranstaltungen wie das Open-Air-Kino oder das Festival Jazz ’n’ Roses. Eine derartige Konkurrenz könne die gewachsene Vielfalt in der Elmshorner Kulturlandschaft zerstören, so die CDU.

Eine komplett städtisch finanzierte „Kulturetage“, die anderen Kulturschaffenden, die es schon schwer genug hätten, möglicherweise das Wasser abgrabe, könne sich sich nicht vorstellen, so Fock. „Dies kann nicht unser Interesse sein.“

Konkurrenzsituation will SPD auf keinen Fall erzeugen

Die kulturelle Vielfalt in Elmshorn müsse geschützt und gestärkt werden, fordern die Christdemokraten. Und das gelinge am besten mit einem gewerblichen Betreiber, so die Schlussfolgerung. „Viele kulturelle Nutzungen, beispielsweise mit unterschiedlichen Künstlern und mit einer hochwertigen Gastronomie, sind denkbar“, so Fock.

„Auch die Stadt könnte dann Flächen für ihre Veranstaltungen oder für Ausstellungen anmieten. Ich denke zudem an eine temporäre Nutzung als Senioren- oder Jugendtreff“, so die stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende.

Eine Konkurrenzsituation wolle man auf keinen Fall erzeugen, heißt es von der SPD. „Die SPD möchte die bestmögliche kulturelle Nutzung der Knechtschen Hallen erreichen“, teilt Thorsten Mann-Raudies, Vorsitzender des Ausschusses für Kultur und Weiterbildung, mit.

Elmshorner Kultureinrichtungen spüren Nachwirkungen von Corona

Und die (städtischen) Elmshorner Kultureinrichtungen haben nach wie vor mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie und den damit einhergehenden Einschränkungen zu kämpfen. Das geht aus den Jahresberichten von Stadtbücherei, Industriemuseum, Stadtarchiv und Volkshochschule hervor, die kürzlich vorgestellt wurden. Demnach steigen die Besucherzahlen seit dem zweiten Quartal 2022 zwar wieder an, sind aber noch nicht wieder auf dem Niveau wie vor Corona. So verbuchte das Industriemuseum 2022 zwar mehr als 8800 Besucherinnen und Besucher. Vor der Pandemie waren es jedoch etwa 14.000 Menschen jährlich.

Dennoch, die Leiterinnen und Leiter der städtischen Kultureinrichtungen blicken zuversichtlich in die Zukunft. Und auch Caroline Schultz, Leiterin des Amtes für Kultur und Weiterbildung zeigt sich zufrieden mit der Entwicklung: „2022 war das Zurück zum neuen Normal.“

Elmshorn: „2023 kann endlich wieder alles stattfinden“

Zwar hätten im vergangen Jahr nicht alle Veranstaltungen stattfinden können – der PoetrySlam der Schulen musste ausfallen, und die Gedenkveranstaltung „Gegen das Vergessen“ habe nur digital stattfinden können. Dennoch hätten die Planungen und Arbeiten an von der Verwaltung mitorganisierten Veranstaltungen wieder Fahrt aufgenommen.

So konnten der Kreiskulturtag, der Tag des offenen Denkmals sowie die Konzerte des Schleswig-Holstein Musik Festivals (SHMF) stattfinden können. Und die drei SHMF-Konzerte seien sogar fast komplett ausverkauft gewesen. „2023 kann endlich wieder alles stattfinden“, sagt Maren Link vom Amt für Kultur und Weiterbildung.

Die Volkshochschule (VHS) Elmshorn verzeichnete im Januar 2023 sogar höhere Anmeldezahlen als im Januar 2019, also noch vor der Pandemie. Und schon der Vergleich zum Vorjahr macht Mut: „Im Vergleich zu 2021 hatten wir 91 Prozent mehr Teilnehmende“, sagt VHS-Leiterin Maike Büning.

Freuen sich über gelungenen Neustart nach Corona: Caroline Schultz (v.l., Leiterin des Amtes für Kultur und Weiterbildung), Maren Link (Leitung der Verwaltung Amt für Kultur und Weiterbildung), Erster Stadtrat Dirk Moritz, Stadtarchivleiter Oliver Gülck, VHS-Leiterin Maike Bünning und Bärbel Böhnke (Leiterin des Industriemuseums). Nicht im Bild: Stadtbüchereileiter Arne Tiedemann.
Freuen sich über gelungenen Neustart nach Corona: Caroline Schultz (v.l., Leiterin des Amtes für Kultur und Weiterbildung), Maren Link (Leitung der Verwaltung Amt für Kultur und Weiterbildung), Erster Stadtrat Dirk Moritz, Stadtarchivleiter Oliver Gülck, VHS-Leiterin Maike Bünning und Bärbel Böhnke (Leiterin des Industriemuseums). Nicht im Bild: Stadtbüchereileiter Arne Tiedemann. © Stadt Elmshorn | Mario Meisberger

Und jetzt soll mit der Kulturetage eine Konkurrenz für die ohnehin gebeutelten Kulturschaffenden entstehen? Die Sorge der Elmshorner Theater, dass durch eine Kulturetage in den Knechtschen Hallen eine riesige Konkurrenzsituation entstehen könnte, ist aus Sicht von Mann-Raudies und SPD-Kulturpolitiker Uwe Köpcke unbegründet. Nach Ansicht von Köpcke seien die Räume zu wichtig, als dass die Politik diese allein entwickeln könne. „Hier ist ein Austausch innerhalb der gesamten Kulturfamilie nötig“, so Köpcke. Eine Konkurrenzsituation wolle niemand, insbesondere nicht die SPD, aufbauen. „Je breiter das kulturelle Angebot ist, desto besser“, so der SPD-Politiker.

Elmshorn: Kulturschaffende und Politiker sollen zusammenkommen

Um das Ziel einer bestmöglichen kulturellen Nutzung zu erreichen, sei ein Diskurs mit allen kulturell Engagierten in Elmshorn nötig. Auf Vorschlag der SPD soll es am 18. April einen Runden Tisch Kultur im Apollo an der Königstraße geben. Die Ergebnisse der Runde sollen dann in die Ausschussarbeit einfließen. Einen Ansatz den auch der Freundeskreis Knechtsche Hallen verfolgt. Für Freitag, 21. April, lädt der Verein zu einer Podiumsdiskussion mit Politikerinnen und Politikern der Elmshorner Fraktionen ein. Es sei „genau der richtige Zeitpunkt“, die Positionen der Stadtverordneten zu erfahren.

Der Freundeskreis stand bereits kurz vor der Auflösung, nach dem die Knechtschen Hallen verkauft wurden, da der Erhalt gesichert schient. Die Mitglieder entschieden sich aber, weiterzumachen und die Entwicklungen im Sanierungsgebiet weiterhin kritisch zu begleiten.

Bei der Diskussion soll es um die Kulturetage, die Entwicklungen im Sanierungsgebiet Krückau-Vormstegen sowie um die Zukunft des Kranhauses bzw. der Mantelhalle gehen. Beginn im Kranhaus an der Schloßstraße ist um 19 Uhr.