Elmshorn. Kunstschaffende wollen Kultur in den historischen Hallen. Nur wie und in welchem Ausmaß ist noch unklar. Denn es gibt Bedenken.
Wohin soll es gehen in Sachen Kultur in Elmshorn? Die Kulturszene der Krückaustadt diskutiert über eine mögliche Kulturetage in den Knechtschen Hallen, entsprechende Nutzungsmöglichkeiten und vor allem über die Auswirkungen auf die bestehenden Kulturangebote in der Stadt.
Um die Chancen und Risiken einer Kulturetage in den Knechtschen Hallen zu erörtern, kamen kürzlich mehr als 40 Kulturschaffende aus Elmshorn zum Runden Tisch Kultur zusammen. Auch Vertreter der Parteien waren anwesend, allerdings in hörender Funktion.
Risiko oder Chance für Elmshorn? Pläne für Kulturetage sorgen für Diskussionen
Das Ziel der Veranstaltung: Neben Ideen für eine mögliche Gestaltung der Kulturetage sollte es vor allem auch darum gehen, wie sich so eine von der Stadt geförderte Einrichtung auf die Elmshorner Kulturszene auswirken könnte.
Denn längst nicht alle befürworten die Anmietung einer Fläche durch die Stadt. Die CDU etwa fürchtet eine staatlich geförderte Konkurrenz für die Häuser in der Stadt. Die Christdemokraten wollen die Vielfalt der Kultur in Elmshorn stärken und schützen.
CDU warnt vor staatlicher Konkurrenz zu privaten Kultureinrichtungen
Erste Gespräche in Ausschüssen und einen Ideenaustausch auf politischer hatte es bereits gegeben. Die SPD schlug etwa vor, die Kulturetage könnte Künstlerateliers, ein kommunales Kino, Räumlichkeiten für Bücherei und Volkshochschule sowie einen Veranstaltungssaal für bis zu 200 Personen enthalten.
Die CDU wiederum kritisiert genau diesen Saal, warnt vor den Risiken eines „rein staatlich geförderten zusätzlichen Angebots.“ Die Christdemokraten würden eine Kulturetage bevorzugen, die von einem gewerblichen Betreiber geführt wird.
Elmshorner Innenstadtkonzept sieht Knechtsche Hallen als „Leuchtturm“
Mit dem kürzlich beschlossenen Innenstadtentwicklungskonzept wird das Thema noch konkreter. Denn im Konzept werden die Knechtschen Hallen als geeignet für einen „Dritten Ort für Kultur und Begegnung“ benannt.
Die Elmshorner SPD, großer Verfechter einer städtische Kulturetage, begrüßt den Beschluss des Innenstadtentwicklungskonzeptes und sieht darin eine Chance für die Stadt. Immerhin heißt es im Konzept: „Die Knechtschen Hallen sind ein ikonischer Leuchtturm Elmshorns.“
Elmshorn: Ideen für Knechtsche Hallen umfassen auch kommunales Kino
Für SPD-Kulturpolitiker Uwe Köpcke ist klar, dass der Fokus einer Kulturetage auf der „Kultur am dritten Ort“ liegt. „Es geht uns hier keineswegs darum, den bestehenden Bühnen in der Stadt Konkurrenz zu machen“, so Köpcke.
„Es geht auch um Bürgerehrungen, Proben und Aufführungen von Laientheatern und Chören, um ein kleines Programmkino“, sagt Köpcke. Und Thorsten Mann-Raudies (SPD), Vorsitzender des Kulturausschusses ergänzt: „Wir sehen es als nötig an, eine breite Bürgerbeteiligung über eine Kulturetage zu organisieren.“
Elmshorner Kulturschaffende sammeln Ideen für die Knechtschen Hallen
Der erste Schritt: Ein Runder Tisch Kultur. Die Ideen, welche die Elmshorner Kulturschaffenden sammelten, sind denen der SPD nicht unähnlich. Und liegen noch näher an dem, was in Workshops über mehrere Jahre in Zusammenarbeit mit dem Freundeskreis Knechtsche Hallen erarbeitet wurde.
Bedarf gebe es demnach für einen Stadtteiltreffpunkt, Werkstätten, Begegnungsräume und eine Kulturgastronomie. Auch von jungen Menschen gestaltbare kulturelle Räume, ein Mitmachmuseum, eine Geschichtswerkstatt und Räumlichkeiten für Kinder, Ateliers, Gemeinschaftsprojekte, ein Café für Senioren oder ein Raum für Wechselausstellungen seien denkbar.
Was sind Risiken und Herausforderungen einer Kulturetage?
Chancen für ein vielfältiges Kulturleben in der Stadt sehen die Elmshorner Kulturschaffenden in der Vernetzung verschiedener Angebote und einem besseren Kulturtourismus von außerhalb. Kultureller Nachwuchs soll durch vielfältige Möglichkeiten an den Standort gebunden werden und das Angebot an Kultur in Elmshorn so verbessern. Außerdem, so die Ansicht der Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Runden Tischs Kultur, sollte sich die Stadt eine ständige Kunstausstellung bzw. ein Museum leisten.
Risiken und Herausforderungen standen aber auch auf der Tagesordnung. Und die gibt es reichlich. Einige, wie beispielsweise die CDU, befürchten eine Konkurrenzsituation zwischen den privaten Kultureinrichtungen und einer städtischen Kulturetage. Eine Kannibalisierung bestehender Kulturangebote dürfe es nicht geben, fordern auch die Elmshorner Kulturschaffenden.
Problem beim Projekt Kulturetage ist das Thema Schallschutz
Auch die Subkultur dürfe nicht vernachlässigt werden. Haus 13, Töverhuus, Dittchenbühne, Apollo, Kunstverein und Stadttheater sollten zudem keine Konkurrenz erfahren und die Wirtschaftlichkeit müsse gegeben sein, so die Ergebnisse der Diskussion.
Eine weitere Herausforderung ist der Schallschutz. Denn eine der Voraussetzungen für eine Kulturetage war, dass die Räume des Eigentümers, also der Firma Semmelhaack, keiner übermäßigen Lärmbelastung ausgesetzt sind. Proberäume für Bands beispielsweise dürften damit schon mal vom Tisch sein.
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Elmshorner Politik befasst sich mit Ideen für Knechtsche Hallen
Denkbar wäre zudem eine Bedarfsanalyse kultureller Angebote in Elmshorn. Zum Abschluss des Runden Tischs Kultur habe sich eine deutliche Mehrheit für Kultur in den Knechtschen Hallen ausgesprochen, berichtet Thorsten Mann-Raudies.
Auch wenn die Politikerinnen und Politiker bei dieser Veranstaltung nicht im Mittelpunkt standen, das Thema Kulturetage wird die Elmshorner Politik weiterhin beschäftigen. Die Anregungen der Kulturschaffenden sollen in die Arbeit der Ausschüsse für Kultur und Weiterbildung sowie Stadtumbau einfließen. Die Mitglieder der beiden Ausschüsse sollen voraussichtlich im Mai zu einer gemeinsamen Sitzung zusammenkommen.