Elmshorn. Der Baulöwe hat die Knechtschen Hallen erworben. Auch das ehemalige Sky-Gelände daneben geht an Semmelhaack. Was er nun vorhat.

Acht lange Jahre hat sich in dieser für Elmshorns Innenstadtentwicklung so wichtigen Sache praktisch nichts bewegt. Nun ist plötzlich alles ganz schnell gegangen. Innerhalb von nur dreieinhalb Monaten sind sich Stadt, Investor und Grundstücksverkäufer handelseinig geworden und haben bereits vertraglich alles geregelt.

Der Elmshorner Wohnungsbauunternehmer Theodor Semmelhaack hat nun die Hallen der früheren Lederfabrik Knecht an der Schloßstraße rechtmäßig von Kibek-Chef Frank Sachau erworben. Zugleich erhält Semmelhaack das ehemalige Sky-Gelände daneben an der Berliner Straße von der Stadt für einen noch nicht festgelegten Kaufpreis.

Elmshorn: Sanierung der Knechtschen Hallen endlich vertraglich geregelt

Beide Flächen sind etwa einen Hektar groß. Hier sollen in den nächsten Jahren bis zu 300 Wohnungen, Gaststätten, Büros, Kultur- und Bildungseinrichtungen am Buttermarkt sowie ein Parkhaus mit 500 Stellplätzen auf vier Etagen in den Knechtschen Hallen entstehen. Die Firma Semmelhaack will rund 120 Millionen Euro investieren.

Vor Freude strahlend, diese Kuh endlich vom Eis bewegt zu haben, verkündete Bürgermeister Volker Hatje am Dienstagvormittag die quasi im Eiltempo erzielte Einigung. Bis Ende November musste Investor Semmelhaack mit der Stadt den Modernisierungsvertrag für die unter Denkmalschutz stehenden Knechtschen Hallen von 1873 geschlossen haben. Das hatte Sachau, dessen Firma die Hallen seit 60 Jahren gehörten und sie vor 16 Jahren leerräumte, als sie mit Teppich Kibek an die A 23 umzog, im Kaufvertrag Ende August festgehalten.

Das Teppichhaus Kibek hatte Ende der 50er-/Anfang der 60er-Jahre die Knechtschen Hallen in Elmshorn übernommen und als Lager genutzt.
Das Teppichhaus Kibek hatte Ende der 50er-/Anfang der 60er-Jahre die Knechtschen Hallen in Elmshorn übernommen und als Lager genutzt. © Katharina Jantzen | Katharina Jantzen

Semmelhaack erhält auch das ehemalige Sky-Gelände

Semmelhaack wiederum forderte darin bis Mitte Dezember den Kauf des ehemaligen Sky-Geländes, weil sich sonst der Erhalt der Knechtschen Hallen wirtschaftlich nicht realisieren ließe. Zudem musste ein städtebaulicher Vertrag mit Elmshorn abgeschlossen und etwa 2500 des 20.000 Quadratmeter großen Areals für die noch zu bauenden Erschließungsstraßen an die Stadt zurückgegeben werden.

Als Erstes sollen die gut 250 Fenster der Knechtschen Hallen und die Dächer im nächsten Jahre saniert und erneuert werden, kündigt Theodor Semmelhaack an. Bis Ende 2024 könnte dann das Parkhaus in den beiden Hallen fertiggestellt werden, wobei im Erdgeschoss Flächen für Cafés, Gastronomie und Geschäftspassagen denkbar seien, erläuterte Planer Arne Parchent.

Elmshorn: Was Semmelhaack mit den Knechtschen Hallen vorhat

Anschließend soll dann das fünfgeschossige Wohn- und Geschäftshaus an der jetzigen Schauenburger Straße errichtet werden, die dafür noch verlegt werden muss. Auf einer Nutzfläche von insgesamt 20.000 Quadratmetern sollen dann auch Einzelhandelsgeschäfte und Dienstleistungsbetriebe einziehen und eine Vielzahl von kleinen Studentenwohnungen entstehen. Ein Drittel der 250 bis 300 geplanten Wohnungen sollen öffentlich gefördert sein, kündigt Firmenchef Semmelhaack an.

Weil direkt daneben am Buttermarkt das neue Rathaus gebaut werden soll, will sich Bürgermeister Hatje auf keinen Zeitplan festlegen. Er vergleicht das ambitionierte Bauvorhaben mit „zwei Großbaustellen“ im Herzen seiner Stadt mit der Hamburger HafenCity. Sein Bauingenieur Tobias Gehle sagt sogar: „Das wird komplexer als die HafenCity. Wir müssen ja noch die Straße und den Untergrund bauen und die Altlasten beseitigen.“

Traditionsunternehmen Semmelhaack und Kibek handelten Kaufvertrag aus

Jahrelang waren die Verhandlungen Sachaus mit interessierten Investoren aus Hamburg und Nordrhein-Westfalen festgefahren. Im Juni sollen diese dann sogar abgebrochen worden sein. Daraufhin habe Sachau im Juli Semmelhaack angerufen – die beiden Elmshorner Traditionsunternehmen handelten dann den Kaufvertrag aus, der Ende August mit den genannten Fristen notariell beglaubigt wurde. Der Kaufpreis soll bei rund zwei Millionen Euro liegen. „Wir hatten schon einmal vor fünf, sechs Jahren ein Angebot für die Knechtschen Hallen abgegeben“, sagt Semmelhaack.

Hatje betont: „Das hier ist keine Lex Semmelhaack.“ Jeder andere Investor, der sich bereiterklärt hätte, die denkmalgeschützten Hallen zu sanieren, hätte zu gleichen Konditionen das benachbarte „Filetgrundstück“ am Buttermarkt dazubekommen. „Das eine funktioniert nur mit dem anderen.“ Sonst ließe es sich nicht finanzieren, und die Stadt könnte nicht die gewünschten Sanierungsziele erreichen.

Der Kaufpreis für das Sky-Gelände könnte sich bis auf einen Euro reduzieren, je nachdem, wie hoch die Kosten für die Beseitigung der Altlasten seien, die bereits auf rund drei Millionen Euro geschätzt würden. „Die Politik hat mit großer Unterstützung mitgezogen“, freut sich der Verwaltungschef. Nach einem stundenlangen Workshop Mitte November im Rathaus, auf dem Semmelhaack der Politik erstmals seine Pläne vorstellte, habe das Stadtverordnetenkollegium eine Woche später einstimmig zugestimmt.

Semmelhaack überlegt, Firmensitz in Knechtsche Hallen zu verlegen

Das Kranhaus an der Schloßstraße, in dem der Freundeskreis der Knechtschen Hallen sitzt und kulturelle Veranstaltungen abgehalten werden, ist nicht mitverkauft und gehört weiterhin der Stadt. Ob und in welcher Größe die Stadt in den Knechtschen Hallen Räume für Kultur, Jugend oder Soziales anmieten soll, müsse die Politik im Laufe des kommenden Jahres entscheiden, sagte Hatje. Auch da liefen bestimmte Fristen ab.

Semmelhaack wiederum überlegt, ob er seinen Firmensitz von der Kaltenweide in die dann sanierten Knechtschen Hallen verlagert. Auch die Nordakademie habe Interesse angemeldet, Studienräume anzumieten. Wohnungen ließen sich wegen der schlechten Lichtverhältnisse nicht in den Hallen realisieren. Die große Blutbuche an der Schauenburger Straße wird sich wohl nicht erhalten lassen. Das würde die Stadt etwa eine Million Euro kosten, hieß es.