Schenefeld. Besucherzentrum auf Campus hat nun ein Dach: Was Gäste dort künftig erwartet und wieso Karin Prien sich ganz besonders darüber freut.
Der Name ist wohlüberlegt: „Lighthouse“ heißt das künftige Besucherzentrum auf dem Schenefelder European-XFEL-Campus, in dem Schülerinnen und Schüler bald experimentieren und andere Interessierte sich über den Röntgenlaser und die Grundlagenforschung vor Ort informieren können.
Am Freitagvormittag feierte das zweistöckige Gebäude in Anwesenheit von Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien, Hamburgs Zweiter Bürgermeisterin und Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank sowie Schenefelds Bürgermeisterin Christiane Küchenhof Richtfest – auf den Tag genau sechs Jahre nach der Einweihung des Campus. Gäste können das Besucherzentrum Lighthouse voraussichtlich von Ende 2024 an besuchen.
European XFEL: Schenefeld bekommt einen Leuchtturm der Wissenschaft
„Lighthouse“, das trifft den Nagel auf den Kopf: Einerseits, weil Dreh- und Angelpunkt der Forschung dank Röntgenlaser eben das Licht ist; andererseits weil auch dieses Wissenschafts- und Forschungsprojekt ein sogenanntes „Leuchtturmprojekt“ ist, dessen Wirkung bestenfalls weit über die Stadt, Kreis und Landesgrenzen hinausstrahlt.
Zumal Wissenschaft ja immer auch Orientierung gebe. Wie ein Leuchtturm Schiffen den Weg über die wilde See weise, könne Forschung die Richtung gen wünschenswerter Zukunft zeigen, erklärte XFEL-Geschäftsführerin und Verwaltungsdirektorin Dr. Nicole Elleuche zum Richtfest.
Interaktive Ausstellung und Virtual Reality geplant
Das just fachmännisch vom Polier in Zunftklamotte geweihte Besucherzentrum steht für die Transparenz der örtlichen Forschung und dafür, dass sich Wissenschaft nicht verstecken muss. Schon seit Mai ist ein täglicher Rundgang auf dem Gelände möglich. Dieser ist genau wie das Lighthouse Teil des neuen Besucherkonzepts der Forschungsanlage European XFEL.
Eine helle und einladende Atmosphäre sowie üppige Fensterfronten spiegeln diese Transparenz künftig architektonisch wider, so Architekt David Bücker. Innerhalb des Besucherzentrums soll eine 350 Quadratmeter große Ausstellung Platz finden, außerdem wird es eine weitere 200 Quadratmeter große Sonderausstellungsfläche geben.
Labors für Schüler: Warum sich Karin Prien besonders freut
Im Mittelpunkt der Ausstellungen steht dabei ein Modell der Röntgenlaseranlage. Des Weiteren sind diverse interaktive Exponate geplant, die die Anwendung der Forschungsergebnisse aus dem European XFEL für die Öffentlichkeit nachvollziehbar und erlebbar machen. Räume für Virtual-Reality- und Filmvorführungen sind ebenfalls vorgesehen.
Neben der Ausstellung ziehen aber auch zwei Schülerlabors sowie Konferenz- und Veranstaltungsräume in das Gebäude. Worauf Bildungsministerin Prien ganz besonders stolz ist: Um junge Menschen für den „MINT“-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) zu begeistern, schafft das XFEL auch eine Lehrkraftstelle für das Schülerlabor, so dass die Jungforscher vor Ort pädagogisch und fachlich professionell betreut werden können.
„Lighthouse“ für 15 Millionen Euro: Schleswig-Hostein zeigt sich großzügig
„Gerade das Lernen in den Schülerlaboren kann Schülerinnen und Schülern vermitteln, wie faszinierend Forschung und Naturwissenschaften sind. Deshalb unterstützen wir als Land Schleswig-Holstein das Lighthouse mit rund zwei Millionen Euro und einer Lehrkraftstelle“, so Prien.
Nach derzeitigem Plan kostet der Bau des Besucherzentrums insgesamt 15 Millionen Euro. Neben Schleswig-Holstein beteiligten sich an an der Forschungsanlage der Bund, der 7,5 Millionen Euro übernimmt. Die übrigen Kosten werden von European XFEL-Partnerländern entsprechend ihren Anteilen getragen. Die weiteren elf am European XFEL beteiligten Länder sind Dänemark, Frankreich, Italien, Polen, Russland, Schweden, die Schweiz, die Slowakei, Spanien, Ungarn und das Vereinigte Königreich.
Schenefelds Bürgermeisterin strahlt mit der Sonne um die Wette
Schenefelds Bürgermeisterin Küchenhof freut sich ganz besonders über die Wirkung, die das Lighthouse haben könnte: „Ich strahle mit der Sonne um die Wette [...] Das ist wieder ein Meilenstein, das ist wieder ein Grund mehr, stolz und dankbar zu sein, dass unsere kleine Stadt Schenefeld ein richtig großer Wissenschaftsstandort ist“, sagte sie zur Festveranstaltung am Freitag. Sie freue sich, dass das Projekt in ihre „Amtsära“ falle.
Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Fegebank betont indes die gute länderübergreifende Zusammenarbeit in puncto „internationale Spitzenforschung“: „Wir sprechen immer über Gemeinsamkeiten in Norddeutschland, in Hamburg und Schleswig-Holstein – hier wird sie wirklich gelebt. Hier brauchen wir gar keine Nordstaat-Debatte. Hier sind wir persönlich ganz eng verbunden, hier wird über die imaginäre Stadtstaatengrenze hinaus exzellente Weltklasseforschung gemacht“, sagte sie.
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European XFEL: internationale Spitzenforschung in Schenefeld
Das European XFEL ist ein internationaler Forschungsstandort. Die 3,4 Kilometer lange Anlage kann 27.000 Röntgenlaserblitze pro Sekunde erzeugen und besitzt eine Leuchtstärke, die milliardenfach höher ist als die besten Röntgenstrahlungsquellen herkömmlicher Art.
Forschergruppen aus aller Welt können mit dem Röntgenlaser atomare Details von Viren und Zellen entschlüsseln, dreidimensionale Aufnahmen im Nanokosmos machen, chemische Reaktionen filmen und Vorgänge wie die im Inneren von Planeten untersuchen.
European XFEL ist eine gemeinnützige Forschungsorganisation, die eng mit dem Forschungszentrum DESY und weiteren internationalen Institutionen zusammenarbeitet. Im September 2017 hat die Anlage den Nutzerbetrieb aufgenommen.