Sparrieshoop. Von drei beschlagnahmten Tigerpythons können nur zwei gerettet werden. Den Leiter der Wildtierstation regt die aktuelle Situation auf.
Eigentlich wurde das Wildtier- und Artenschutzzentrum in Klein Offenseth-Sparrieshoop gegründet, um heimische Vögel und Säugetiere, die verletzt oder verwaist sind, wieder gesund zu pflegen. Doch immer wieder müssen auch viele Exoten in die Obhut der Wildtierexperten – wie jetzt ein besonders tragischer Fall zeigt.
Denn insbesondere Schlangen bevölkern die Terrarien der Station. Die Tiere werden von der Polizei oder dem Ordnungsamt aus schlechter Haltung gerettet, schlichtweg von ihren verantwortungslosen Haltern ausgesetzt oder nicht ordnungsgemäß gesichert. Jetzt musste ein gerettetes Tier eingeschläfert werden, es hatte monatelang von seinem Halter kein Futter bekommen.
Stationsleiter kritisiert: Menschen halten Schlangen, Silberfüchse und Kängurus
Stationsleiter Christian Erdmann kennt sich als gelernter Zootierpfleger gut aus mit exotischen Tieren. „Leider hält der Trend an, sich exotische Schlangen und Papageien als Haustiere anzuschaffen", bedauert Erdmann.
„Es gibt zu viele unvernünftige Menschen die aus Langeweile auf den Zug aufspringen und gerne einen Krallenaffen oder auch ein Känguru anschaffen.“
Auf Reptilien bleibt die Station oft lange sitzen
Dieses Jahr kamen schon mehrmals vom Amt eingezogene Silberfüchse in die Station, die in Wohnungen gehalten wurden. Sogar aus der Hauptstadt Berlin kam ein Hilferuf, dem die Tierschützer nachkamen. Sie brachten die Pelztiere unter.
Durch sehr gute Kontakte europaweit zu Tiergärten und Auffangstationen können die meisten Exoten schnell vermittelt werden. Nur auf den Reptilien bleiben die Tierschützer in Sparrieshoop oft jahrelang sitzen.
Halter aus Kreis Pinneberg lässt Schlange verhungern
„Aktuell kamen zwei Albino-Tigerpythons aus dem Kreis Pinneberg in die Station“, erklärt Erdmann. Eine dritte Schlange war in einem so schlechten Zustand, dass ein auf Reptilien spezialisierter Tierarzt sie nur noch einschläfern konnte. Sie hatte monatelang kein Futter erhalten und war schlichtweg am Ende ihrer Kräfte.
„Jeder bekommt auf Exotenbörsen hoch sensible Schlangen und andere Reptilien zu kaufen“, sagt Erdmann. Es muss kein Sachkundenachweis erbracht werden. Auch eine Registrierung der Tiere ist nicht absehbar vorgesehen. „Ein Skandal“, findet Erdmann.
Der Steuerzahler zahlt die Zeche, nämlich die Unterbringung zum Beispiel in dem Wildtier- und Artenschutzzentrum. Und auch die Wildtierstation bleibt auf den Kosten sitzen. Denn die tatsächliche Aufenthaltsdauer überschreitet die Zeit, für die das Ordnungsamt Pflegekosten zahlt. Zudem ist das Beheizen der Terrarien eine kostspielige Angelegenheit – und das auch schon vor der Energiekrise.
Wildtierstation in Sparrieshoop bekommt keinen Zuschuss vom Land
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„Das ist ein Minus-Geschäft für unseren Verein. Ohne feste finanzielle Zuschüsse zum Beispiel für Fachpersonal werden wir diesen Teil unserer Tierschutzarbeit nicht mehr lange durchführen können“. erklärt Erdmann. Schleswig-Holstein sieht keine Bezuschussung vor. In anderen Bundesländern wie in Niedersachsen läuft das besser. „Hier gibt es seit 30 Jahren Verträge zwischen Land und Betreuungstationen“, sagt Erdmann.