Tornesch. 15-jähriger Sohn der Besitzerin entdeckte die Würgeschlange. Suche nach dem Reptil wurde bereits Mittwoch eingestellt.
Am Mittwoch war ein drei Meter langer Tigerpython in Tornesch seiner Halterin entkommen. Sonnabendvormittag wurde die Würgeschlange mit dem Namen "Chantal" vom Sohn der Besitzerin auf dem Nachbargrundstück gefunden. Die Polizei sei ebenfalls in Kenntnis gesetzt worden und eine geplante Suchaktion der Feuerwehr für Montag bereits abgesagt worden. „Wir haben uns sehr gefreut, dass sie wieder da ist“, sagte der Sohn der Familie, Lennard Thiesen (15), am Sonntag.
Der 15-Jährige kümmert sich normalerweise um Chantal, aber während er noch in einem Feriencamp war, ist das Tier am Mittwoch aus dem Garten der Familie in der Kleinstadt Tornesch in Schleswig-Holstein entwischt. Einmal am Tag lasse die Familie die Schlange aus dem Terrarium und an schönen Tagen unter Aufsicht auch mal in den Garten, erzählt Familienvater und Tierarzt Frank Thiesen. Bei dieser Gelegenheit sei die Schlange verschwunden.
Chantal gehört seit fünf Jahren zur Familie Thiesen
Polizei und Feuerwehr hatten mehrere Stunden nach der Würgeschlange gesucht. Da von dem Tier keine unmittelbare Gefahr für Menschen oder Tiere ausgehen soll, stellten die Einsatzkräfte die Suche mit einbrechender Dunkelheit ein. Aufgetaucht ist Chantal am Sonnabendmorgen auf dem Nachbargrundstück. Lennard entdeckte sie dort nach dem Aufstehen: „Als ich aufgewacht bin, schien die Sonne und deshalb bin ich schnell im Schlafanzug vor die Tür, um nach ihr zu schauen“. Da Schlangen zu den wechselwarmen Tieren gehören und sich an die Umgebungstemperatur anpassen, aalen sie sich gerne in der Sonne, um ihren Körper aufzuwärmen.
Dass die Schlange bei ihrem Freigang jemanden angreifen könnte, hat die Familie nicht befürchtet. Der Tigerpython gilt im Vergleich zu anderen Pythonarten als gutmütig und sei nicht aggressiv. Auch sonst eigne er sich sehr als Haustier, weil er sehr pflegeleicht ist und nur einmal die Woche etwas zu essen braucht, so Frank Thiesen. Er habe sich vielmehr Sorgen gemacht, dass die Schlange einen Unfall verursachen könnte, sollte sie über eine Straße kriechen und Autofahrern in die Quere kommen.
Chantal gehört seit fünf Jahren zur Familie Thiesen. Anfangs war sie erst ein halbes Jahr alt und nur etwa 60 Zentimeter lang, erzählt Lennard. Weil er sich schon seit seinem siebten Lebensjahr für Schlangen begeistert, hatte er vor der Tigerpython bereits einige Kornnattern: „Ich fand Schlangen schon immer cool und faszinierend, wenn ich die im Zoo gesehen habe“.
Neun von zehn Besuchern sind begeistert von Chanal
Die sieben Kornnattern wurden ihm aber irgendwann zu viel und er entschied sich deshalb für den besonderen Tigerpython. Als sie die weibliche Schlange bekommen haben, hat ein Freund aus Spaß vorgeschlagen, sie Chantal zu nennen. Und das habe dann irgendwie auch gepasst, sagt Lennard. „Schöne Schlange, schöner Name“, findet auch sein Vater.
Wenn die Thiesens Gäste im Haus haben, dürfen die Chantal auch einmal halten. „Neun von zehn Besuchern sind begeistert, auch weil sich die Haut so schön anfühlt“, erzählt Frank Thiesen. Um den Hals tragen möchte Chantal dann aber doch nicht jeder.
Gegen 19.30 Uhr am Mittwoch hatte die Familie der Polizei das Verschwinden des Tieres gemeldet. Wie dieses aus dem Freiluft-Terrarium entkommen konnte, ist bislang unklar. Es wird aber auch nicht Gegenstand von Ermittlungen sein. „Wir werfen der Halterin keinen Straftatbestand vor, es handelt sich lediglich um ein entlaufendes Tier“, sagte Polizeisprecher Nico Möller am Donnerstag. Der Tigerpython sei offenbar in ein angrenzendes Maisfeld geflüchtet. „Weit wird die Schlange nicht kommen“, sagt der Polizeisprecher. Dafür seien die aktuellen Temperaturen deutlich zu niedrig. Das Tier werde sich einen warmen, trockenen Ort suchen und könne monatelang ohne Nahrung auskommen.
Feuerwehr suchte mit Drohne nach Tigerpython
Nachdem die Besitzerin zunächst mit Nachbarn zusammen eine Suchaktion gestartet hatte, übernahmen am Mittwochabend 15 Kräfte der Feuerwehr. Sie brachten eine Drohne in die Luft, um von oben einen besseren Blick auf das Areal zu erhalten. Auch eine Wärmebildkamera kam zum Einsatz. Letztlich blieb die Suche erfolglos. Möller: „Für uns als Polizei ist der Fall erledigt.“
Nicht dramatisch, aber auch nicht harmlos schätzte Reptilienexperte Dr. Guido Westhoff, Leiter des Tropen-Aquariums in Hagenbecks Tierpark, die flüchtige Würgeschlange ein. „Mit drei Metern Länge ist das Tier offenbar an der Grenze zur Riesenschlange“, so der Experte. „Ein Tier von dieser Größe hat eine enorme Kraft und kann durchaus zur Gefahr für Tiere und Menschen werden. Für Kinder, Hunde und sogar Erwachsene kann ein Angriff lebensbedrohlich werden, wenn sich die Würgeschlange um den Hals wickelt."
Tigerpython ausgerissen – Feuerwehr sucht mit Drohne