Schenefeld. Es ist die größte Order in der Unternehmensgeschichte. Warum ein Großteil dieser Fahrzeuge in Schenefeld stationiert wird.

350 Elektrobusse haben die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) bestellt. Das ist die größte Order in der Geschichte des Verkehrsunternehmens. Ein großer Teil der Busse wird in Schenefeld stationiert.

Mit der Bestellung will die VHH den entscheidenden Schritt auf dem Weg zu einem reinen E-Bus-Unternehmen gehen. Zwei Firmen werden die Elektrobusse herstellen. MAN liefert 100 Busse, die Bus-Sparte von Daimler 250 Fahrzeuge.

Schenefeld/Hamburg: Rieseninvestition – VHH bestellt 350 Elektrobusse

Bei MAN hat die VHH bis zu 100 klimafreundliche Busse des Typs Lion’s City 12 E geordert. Bei Daimler besteht eine Option auf insgesamt 250 Fahrzeuge des Typs Mercedes-Benz eCitaro. Damit wird sich die E-Bus-Flotte der VHH insgesamt mehr als vervierfachen.

VHH-Geschäftsführer Lorenz Kasch (links) und Oliver Lass, MAN Key Account Manager ÖPNV, in einem der bestellten Busse von MAN.
VHH-Geschäftsführer Lorenz Kasch (links) und Oliver Lass, MAN Key Account Manager ÖPNV, in einem der bestellten Busse von MAN. © VHH/Bertram Solcher

Die VHH hat an beide Fahrzeughersteller Rahmenverträge vergeben, die die Beschaffung von emissionsfrei angetriebenen Batteriebussen regeln. Die Auslieferung der ersten neuen Fahrzeuge soll in der ersten Jahreshälfte 2024 erfolgen.

Reichweite der E-Busse beträgt 200 bis 300 Kilometer

Dabei handelt es sich um 48 Solobusse von MAN sowie 47 Solo- und 48 Gelenkbusse des Typs eCitaro von Daimler. Die garantierte Reichweite ohne Zwischen- oder Nachladung liegt je nach Modell zwischen 200 und 300 Kilometern. Zudem verfügen die neuen Fahrzeuge standardmäßig über eine umfangreiche Sicherheitsausstattung wie etwa Brems- und Abbiegesassistenzsysteme.

„Die VHH ist in der Metropolregion Hamburg eine zentrale Treiberin der Verkehrswende. Wir haben eine klare Vision vor Augen: In den 2030er-Jahren wollen wir lokal emissionsfrei unterwegs sein“, sagt der neue VHH-Geschäftsführer Lorenz Kasch.

VHH will die E-Busflotte jetzt in großen Schritten aufstocken

Um dieses Ziel erreichen zu können, werde sein Unternehmen die E-Bus-Flotte in großen Schritten aufstocken. Kasch: „Die Großaufträge an MAN Truck & Bus sowie Daimler Buses stellen einen echten Meilenstein auf dem Weg zum e-mobilen Unternehmen dar.“

Aktuell verfügt die VHH über 86 E-Busse, die überwiegend vom Betriebshof Schenefeld im Westen sowie Bergedorf im Osten im Linienbetrieb eingesetzt werden. 17 weitere E-Busse sowie elf E-Sprinter gehen innerhalb der nächsten Wochen in den Einsatz, so dass die E-Bus-Flotte der VHH zum zweiten Quartal 2023 auf insgesamt 114 Fahrzeuge anwachsen wird.

Für die Fahrgäste soll es in den neuen Bussen einen Komfortgewinn geben

Die VHH hat bei der Umrüstung ihrer insgesamt rund 700 Fahrzeuge umfassenden Busflotte nicht nur die Umwelt, sondern auch ihre Kunden im Blick. Alle neuen E-Busse werden so eingerichtet, dass der Aufenthalt für die Fahrgäste möglichst angenehm ist.

Zur Ausstattung gehören neben bequemen Sitzen und USB-Ladebuchsen auch Holzfußböden und ein Ambiente-Beleuchtungskonzept, durch das sich im Innenraum verschiedene Stimmungen erzeugen lassen.

Schenefeld: VHH investieren viel Geld in Umbau des Betriebshofs am Osterbrooksweg

Um die Umstellung von der Diesel- zur E-Bus-Flotte zu vollziehen, steckt das Unternehmen viel Geld in den Umbau und die Erweiterung des Betriebshofs am Schenefelder Osterbrooksweg. Dort ist bereits für zwölf Millionen Euro die größte E-Bus-Ladestation in Schleswig-Holstein entstanden.

Sie kann 80 Elektrobusse gleichzeitig mit Ladestrom versorgen. Dort werden die Busse an Ladestecker angeschlossen, die von oben herabhängen. In der Mitte des Geländes befindet sich ein 81 Meter langes und nur vier Meter schmales Infrastrukturgebäude, in dem zunächst der 10.000 Volt Wechselstrom aus der ebenfalls auf dem Grundstück befindlichen Übergabestation der SH Netz in 400 Volt Gleichstrom umgewandelt wird.

Durch innovative Technik können acht Busse gleichzeitig Strom tanken

Während im Erdgeschoss die dazu benötigten Transformatoren untergebracht sind, stehen im Obergeschoss die Ladegleichrichter für die Ladepunkte, deren Kapazität bis zu 150 KB umfasst. Beidseitig überspannt ein nicht durch Stützen unterbrochenes Stahltragwerk, das vom Obergeschoss des Gebäudes ausgeht, die gepflasterte Fläche.

Sie umfasst auf der einen Seite sechs, auf der anderen acht Spuren. Von diesem Tragwerk hängen die Ladekabel herunter, die dann von den Busfahrern in die Fahrzeuge gesteckt werden. Bis zu acht Busse können in einer Reihe stehen und gleichzeitig geladen werden.

Schenefeld: VHH hat Rechtsstreit gegen die Stadt um die Fläche gewonnen

In weiteren Schritten sollen Bauarbeiten auf dem gegenüberliegenden Gelände des eigentlichen Betriebshofs sowie auf einer Fläche an der Holzkoppel erfolgen, wo einst die abgebrannte RCS Sportwelt stand. Die VHH hatten in einem jahrelange Rechtsstreit gegen die Stadt obsiegt, die dort einen Technologiepark ansiedeln wollte.

Vor der Fläche an der Holzkoppel steht bereits seit zwei Monaten ein Bauschild. Wann es losgeht, ist noch nicht bekannt. Im Rahmen der Umstellung auf E-Busse muss unter anderem eine komplett neue Werkstatt errichtet werden.