Prisdorf. Einkaufszentrum am Peiner Hag verliert weiteren Mieter. Verwaltungsgericht entscheidet im Februar über mehrere Klagen.

Das Gewerbegebiet am Peiner Hag verliert einen weiteren wichtigen Mieter. Die Drogeriekette dm schließt ihre dortige Filiale am 31. Januar. Nach der Elektronikkette Medimax, dem Toom-Baumarkt und der Modekette Takko ist es das vierte Geschäft, das innerhalb der vergangenen Jahre Prisdorf den Rücken kehrt und den dortigen Leerstand weiter vergrößert. Und weitere Läden könnten folgen: Ende Februar verhandelt das Verwaltungsgericht Schleswig mehrere Klagen, die für die Zukunft des Einzelhandelsstandorts am Peiner Hag von entscheidender Bedeutung sind.

Mit dem seit Jahrzehnten andauernden Rechtsstreit hat der Rückzug der Drogeriekette nichts zu tun. „Es sind wirtschaftliche Gründe, die zu der Schließung geführt haben“, weiß Prisdorfs Bürgermeister Rolf Schwarz. Philipp von der Lohe, der dm-Gebietsverantwortliche, formuliert es etwas zurückhaltender. „Wir haben uns dazu entschlossen, den auslaufenden Mietvertrag nicht zu verlängern, da wir uns mit den dm-Märkten in der Innenstadt von Pinneberg und in Uetersen, die beide in wenigen Fahrminuten zu erreichen sind, gut aufgestellt sehen.“ Der Rechtsstreit habe keine Auswirkungen auf die Entscheidung gehabt, betont von der Lohe.

Der Drogeriemarkt am Peiner Hag 3–11 war im April 2011 auf einer Fläche von 614 Quadratmetern eröffnet worden. Bereits zu diesem Zeitpunkt war das dortige Einzelhandelszentrum mit mehr als 22.000 Quadratmeter Geschäftsfläche zwischen Prisdorf und Pinneberg umstritten. 2003 waren als Erstes ein Bau- und Gartencenter mit 5971 und 5072 Quadratmetern sowie der Marktkauf mit 4871 Quadratmetern nebst Getränkemarkt auf noch einmal 552 Quadratmetern Verkaufsfläche eröffnet worden. Hinzuzurechnen ist eine kleine Mall mit Dienstleistern wie Friseur und Apotheke auf weiteren 1077 Quadratmetern. Pinneberg hatte vergeblich versucht, das Großprojekt mit rechtlichen Schritten zu stoppen.

2014 erklärten Richter Prisdorfs B-Plan 1 für nichtig

Prisdorfs Bürgermeister Rolf Schwarz vor einem leer stehenden Gebäude im Gewerbergebiet am Peiner Hag.
Prisdorfs Bürgermeister Rolf Schwarz vor einem leer stehenden Gebäude im Gewerbergebiet am Peiner Hag. © HA

2014 allerdings erklärt das Verwaltungsgericht Schleswig auf Antrag der Stadt den für das Gebiet geltenden B-Plan 1 der Gemeinde Prisdorf für unwirksam, das Urteil wurde 2016 rechtskräftig. In der Zwischenzeit war die Zahl der Einzelhandelsbetriebe allerdings stark gewachsen. 2004 baute Investor Lorenz Lüders eine Ladenzeile, in der Anbieter wie Aldi, der KiK-Textilmarkt und das Dänische Bettenlager ansässig wurden.

Gegenüber entstand durch den Investor Horst Ickert, der auch das Marktkauf-Projekt gestemmt hatte, eine weitere große Ladenfläche, in der sich der Elektronikmarkt Medimax (1095 Quadratmeter) und die Textilkette Takko (539 Quadratmeter) ansiedelten. Und 2014 wurde eine Gewerbehalle in den Sonderpostenmarkt Thomas Philipps umgewandelt, der 1640 Quadratmeter Verkaufsfläche aufweist.

Das Urteil des Verwaltungsgerichts zwang den Kreis zum Handeln. Er untersagte dem Sonderpostenmarkt Thomas Philipps Anfang 2018 die Nutzung der einstigen Gewerbehalle – und versagte Ickert eine beantragte Nutzungsänderung. Der wollte auf der Fläche des inzwischen geschlossenen Elektronikmarktes Medimax einen großen Tierfutterhändler ansiedeln, der schon einmal mit einer kleineren Filiale in Prisdorf ansässig gewesen war.

Verwaltungsgericht entscheidet über Klagen

Thomas Philipps klagte und hat dank der aufschiebenden Wirkung der Klage weiter geöffnet. Ickert klagte auch – und auch Lüders ging vor Gericht, weil sein Mieter Aldi eine größere Verkaufsfläche wünscht und der Kreis diese Erweiterung ebenfalls abgelehnt hatte. Am Dienstag, 25. Februar, verhandelt das Verwaltungsgericht Schleswig die ersten Verfahren in der Causa Prisdorf.

Auf der Tagesordnung stehen die Aldi-Erweiterung, die Umnutzung der ehemaligen Medimax-Fläche und drei Klagen der Stadt Pinneberg gegen den Kreis, die bereits aus den Jahren 2003 und 2004 stammen. Sie waren jahrelang aufgrund laufender Verhandlungen zwischen der Kreisstadt, dem Kreis und Prisdorf zurückgestellt worden. Im Kern geht es um die Umnutzung ehemaliger Gewerbe- zu Einzelhandelsflächen, auf denen sich heute Anbieter wie Aldi oder das Dänische Bettenlager befinden.

Die Klage des Sonderpostenmarktes wird separat verhandelt, dafür gibt es noch keinen Termin. Einen Termin gibt es dagegen für die Schließung des dm-Marktes. „Der letzte Verkaufstag in Prisdorf ist der 31. Januar 2020. Alle Kolleginnen und Kollegen aus dem Prisdorfer dm werden unseren Kunden weiterhin in einem der umliegenden dm-Märkte beratend zur Seite stehen“, sagt Gebietsleiter Philipp von der Lohe.

Bürgermeister bedauert, dass dm schließt

Was aus der dm-Fläche wird, ist unklar. „Rein rechtlich könnte dort nur wieder ein Drogeriemarkt einziehen“, meint Bürgermeister Rolf Schwarz. Doch selbst das will der Kreis nicht bestätigen. „Auch wenn nur der Anbieter wechseln und die Nutzung gleich bleiben würde, müssten wir das erst mal rechtlich prüfen“, sagt Kreissprecher Oliver Carstens.

Schwarz bedauert den Verlust des dm-Marktes („Das schmerzt schon“), ist aber froh darüber, dass Marktkauf das Drogeriesegment mit abdeckt. „Wir in Prisdorf können weiter vor Ort Seife und Waschmittel kaufen.“