Prisdorf/Pinneberg. Neuer Mieter darf nicht in die ehemalige Medimax-Filiale ziehen, jetzt klagt Grundstücksbesitzer. Gebäude steht seit drei Jahren leer.
Die Schaufenster sind leer, der Schriftzug längst abmontiert, der Parkplatz davor wirkt verwaist. Schon seit drei Jahren steht die ehemalige Medimax-Filiale im Prisdorf Center am Peiner Hag leer. 14.000 Quadratmeter bleiben ungenutzt. Der Charlotte und Horst Ickert Stiftung, der das Gebäude seit 2014 gehört, gehen Mieteinnahmen von mehreren Hunderttausend Euro verloren. Dabei, so gibt der Stiftungsvorsitzende Horst Ickert an, liegt für die Fläche seit zwei Jahren ein Mietvertrag mit einem Tierfutter- und Haustierbedarfshändler vor.
„Dieser Mietvertrag darf aber nicht genutzt werden, weil die Verwaltung der Stadt Pinneberg die Umnutzung der Fläche von ehemals Elektro-Elektronik auf jetzt Heimtierbedarf als schädigend für die Pinneberger Innenstadt ansieht“, so Ickert. Und ohne Zustimmung von Pinneberg darf Prisdorf das Center nicht mehr erweitern.
Ickert hatte dennoch beim Kreis einen Bauantrag zur Nutzungsänderung eingereicht. Doch der Antrag wurde abgelehnt. Das will Ickert nicht hinnehmen. Im Namen der Stiftung hat er am Freitag beim Verwaltungsgericht Klage gegen die Ablehnung der Umnutzung eingereicht. Damit gehen die juristischen Streitigkeiten um das Prisdorfer Gewerbegebiet in die nächste Runde.
Der Konflikt begann bereits vor 17 Jahren mit den Planungen für den Komplex, von dem Ickert als Investor einen Großteil entwickelt hat. Von Beginn an beobachtete Pinneberg das Center mit Argwohn, man fürchtete, es könne Kaufkraft aus der Innenstadt abgezogen werden. Eine Klage folgte auf die nächste. „2003 wurde der Komplex eröffnet, davor haben wir fünf Prozesse im Eilverfahren gewonnen“, so Ickert. Im Laufe der Jahre wuchs das Gewerbegebiet. Marktkauf, Toom, Aldi, Kik, das Dänische Bettenlager, eine Tankstelle und einige Geschäfte mehr siedelten sich dort an.
Bei den jüngsten juristischen Auseinandersetzungen hatte Prisdorf jedoch das Nachsehen. Die bestehenden Geschäfte haben zwar Bestandsschutz, aber nach einem Urteil des Oberlandesgerichtes kann die Gemeinde Prisdorf ohne Zustimmung Pinnebergs hier keine Genehmigungen mehr erteilen. „Die Begründung ist, dass jede Art von Veränderung, jede Neuansiedlung die bereits geschädigte Pinneberger Innenstadt weiter schädigen würde“, erklärt Ickert. Gerade bei seinem jetzigen Interessenten kann er diese Argumentation nicht nachvollziehen. „Wie schädigt denn ein Heimtierbedarf die Pinneberger Innenstadt?“
Das fragt sich auch Prisdorfs Bürgermeister Rolf Schwarz. „Der Mieter, der hier rein möchte, ist nicht innenstadtrelevant“, sagt er. Die Ablehnung Pinnebergs sieht er als Ausdruck einer Blockadehaltung. „Pinneberg torpediert alle Aktivitäten an dieser Stelle“, so Schwarz. Die Kreisstadt versuche, das Gewerbegebiet der Gemeinde auszutrocknen, das sei alles andere als ein nachbarschaftliches Verhältnis.
Die Stiftung
Nicht nur die Neuvermietung des ehemaligen Elektronikmarktes sorgt für Unfrieden zwischen den Kommunen. Auch der Umzug des Toom-Baumarktes in die Kreisstadt hat Folgen für das Prisdorf Center. Am Mittwoch beim Richtfest des neuen Pinneberger Toom-Marktes am Rosenfeld erklärte Ralf Schmidt, bei Toom zuständig für Standortentwicklung und Expansion, es sei noch nicht entschieden, was mit dem Gebäude in Prisdorf passiert. „Wir eröffnen im März in Pinneberg, bis dahin ist noch Zeit. Wir werden Ende des Jahres eine Entscheidung treffen.“
Der Umzug von Toom sei zwar schade, beschäftige ihn aber derzeit wenig, sagt Horst Ickert, dem das Areal gehört. „Der Mietvertrag läuft noch bis März 2023. Es entsteht also für mich kein Schaden“, so Ickert. Er würde auch einen Leerstand akzeptieren – jedenfalls für eine gewisse Zeit. Gegen dauerhaften Leerstand oder eine Nutzung als reine Lagerfläche werde er vorgehen. „Im Moment können wir aber nichts machen, wir können nur abwarten, wie Toom sich entscheidet.“
Auch einer vorzeitigen Vertragsauflösung müsste Toom zustimmen. Damit allerdings könnte sich der Baumarkt die Konkurrenz in unmittelbare Nähe holen. Grund: Ohne eine Genehmigung von Pinneberg dürfte dort nur ein anderer Baumarkt ohne weiteres einziehen.