Für die Energiewende müssen neue Stromleitungen zu den Windparks gebaut werden. Die Stromtrasse Suedlink könnte wie die alte zwischen Stade und Hetlingen die Elbe queren. Marschgemeinden lehnen das ab.
Moorrege/Hetlingen Im September haben sie ihren Protest in einer gemeinsamen Resolution erklärt. Jetzt untermauerten die sieben Gemeinden Groß Nordende, Heist und Neuendeich vom Amt Moorrege, Hetlingen, Haseldorf und Haselau vom Amt Haseldorf sowie Seester vom Amt Elmshorn und die Stadt Uetersen ihre Forderung, dass die neue Höchstspannungsleitung Suedlink nicht durch ihre Ortschaften verlaufen darf, im Gespräch mit zwei Vertretern des Netzbetreibers Tennet im Amtsgebäude Moorrege. Ihr Alternativ-Vorschlag: Die von 2018 an zu bauende 380.000-Volt-Gleichstromleitung solle die Elbe bei Glückstadt unterqueren, weil dort ohnehin der neue Elbtunnel für die A 20 geplant ist.
„Wir sind schon heute stark belastet durch die vorhandenen Stromleitungen, die Autobahn 23 und die Bahnverbindung Hamburg - Kiel“, begründete Groß Nordendes Bürgermeisterin Ute Ehmke ihren Widerstand, die das dreistündige Gespräch mit den Tennet-Projektleitern Carolin Kürth und John Karl Herrmann leitete. Sie seien keineswegs gegen die Energiewende und die dafür notwendigen neuen Stromtrassen, betonten sie und ihre Amtskollegen „Der Kreis Pinneberg ist aber so dicht besiedelt und wir haben nur noch so wenige Freiflächen für den Natur- und Landschaftsschutz, dass diese neue Trasse unbedingt weiter nördlich die Elbe queren sollte.“ Dafür kämen Brokdorf und eben Glückstadt in Frage.
Bedingung für eine Glückstadt-Variante wäre aber der Bau des für die A20 geplanten Elbtunnels bei Glückstadt, stellte Tennet-Mitarbeiter Herrmann den Bürgermeistern dar. Da für das Genehmigungsverfahren vom Gesetz her ein Bündelungsgebot der Belastung gelte, dürfte eine solche Stromtrasse grundsätzlich nicht durch bislang unbelastete Gebiete verlaufen. Es sei denn, ein weiteres großes Bauprojekt, wie es die A20 und der Elbtunnel darstellen, würde ebenfalls diese bislang weißen Flecken in Mitleidenschaft ziehen. Somit könnte der geplante Düker für die Stromleitung unter der Elbe im Zuge des Elbtunnel-Baus mitgebaut werden.
Doch dafür müsste sich die Landesregierung ziemlich sputen. Zurzeit ruht aus rechtlichen Gründen der Weiterbau der A20 bei Bad Segeberg. Für den Elbtunnel, der angeblich privat finanziert werden soll, gibt es zurzeit weder ein Planfeststellungsverfahren noch einen Investor oder Betreiber. Zudem hat die amtierende Landesregierung erklärt, bis 2017 auf keinen Fall die A20 bis zur Elbe weiterbauen zu wollen, die nach dem Willen der an der Landesregierung beteiligten Grünen stattdessen an der A7 bei Bad Bramstedt enden soll. Dagegen sind die Zeitpläne für die Suedlink-Trasse schon sehr konkret, wie Projektleiter Herrmann ausführte. Zurzeit sei man in der Vorplanung, um die Gemeinden frühzeitig zu informieren und den Trassenverlauf endgültig festzulegen. 2016 solle das Planfeststellungsverfahren eingeleitet werden, sodass 2018 mit dem Bau der neuen Höchstspannungstrasse begonnen werden könnte. Diese soll dann den Strom von den Windparks vor Helgoland in der Nordsee bis nach Bayern und Baden-Württemberg transportieren. „Wir müssen jetzt mit unseren Landtags- und Bundestagsabgeordneten reden, um eine schnellere Planung des A20-Tunnels zu erreichen", fasste Ute Ehmke das Gesprächsergebnis zusammen.
Im Gegensatz zu der 380-KV-Verbindung Stade - Norderstedt, die bereits im Bau ist, seien hierbei durchaus Erdkabel möglich, betonte Herrmann. Wegen der im Vergleich zu den Freileitungen höheren Kosten würden diese Erdkabel allerdings nur die Ausnahme bilden, um Wohngebiete oder geschützte Bereiche zu unterqueren.
Für das Hindernis Elbe aber komme keine Überquerung in Frage, betonte Tennet-Mitarbeiter Herrmann. Die Strommasten wären dann 400 Meter hoch, doppelt so hoch wie die größten Masten bei Hetlingen. „Dann bräuchte man jedenfalls nicht mehr nach Paris zu fahren, um den Eiffelturm zu sehen“, schmunzelte Rainer Jürgensen, der Verwaltungsleitende Beamte des Amtes Moorrege. Er lobte das „sehr konstruktive und partnerschaftlich geführte Gespräch“ mit den Tennet-Leuten.