Norderstedt. Gewalt, Drogen, Diebstahl in Garstedt und Norderstedt-Mitte: Chef der Norderstedter Polizei spricht über Verbrechensbekämpfung.
Ist es abends oder nachtssicher im Umfeld der U-Bahnhöfe Garstedt und Norderstedt-Mitte? Viele Norderstedterinnen und Norderstedter, egal ob jung oder älter, beantworten diese Frage eher mit nein. Um das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung zu stärken, nimmt die Polizei diese beiden Brennpunkte besonders in den Blick. Für die Norderstedter Beamten sind beide Orte seit einiger Zeit „Kontrollräume“ – und diese Einstufung wurde jetzt um weitere drei Monate verlängert, bis zum 30. Juni.
Was genau bedeutet diese Einstufung, wie geht die Polizei vor? Dazu sagt Polizeirat André Wichmann, seit Oktober 2023 Chef der Norderstedter Polizei: „Wir nehmen den Bereich verstärkt ins Auge, versuchen, regelmäßig mit Kontrollen in dem Bereich präsent zu sein.“ Es sei in einem „Kontrollbereich“ auch „leichter möglich, Personenkontrollen durchzuführen“, so Wichmann. Von Gesetzes wegen hat die Polizei das Recht, in einem sogenannten Kontrollbereich auch ohne einen konkreten Tatverdacht tätig zu werden, also beispielweise die Identität festzustellen oder mitgeführte Sachen zu durchsuchen.
Mit welchen Delikten die Polizeibeamten konfrontiert werden
Wichmann betont aber auch: „Das heißt natürlich nicht, dass jeder gleich kontrolliert wird, der einen Kontrollbereich betritt. Wir führen keine Willkürmaßnahmen durch.“ Die erhöhte Präsenz werde „eingebunden in die normalen Streifenfahrten und Kontrollgänge.“
An beiden Bahnhöfen würden die Beamten vor allem viel mit „Eigentumsdelikten, Sachbeschädigung, Gewalt“ konfrontiert, sowie mit Betäubungsmittel-Delikten. In allen vier Bereichen lasse es sich zeitlich kaum eingrenzen, wann es zu solchen Fällen komme, „das geht über alle Wochentage und Uhrzeiten hinweg.“
Ladendiebstähle im Herold-Center: „Zum Teil erwischen wir die Täter auf frischer Tat“
Bei den Eigentumsdelikten gehe es „viel um Ladendiebstähle“, etwa im Herold-Center, das ja an den Garstedter Kontrollbereich angrenzt. „Zum Teil werden wir alarmiert, zum Teil erwischen wir die Täter auch auf frischer Tat.“ Auch Fahrraddiebstähle würden viel angezeigt.
Zum Thema Gewalt sagt André Wichmann: „Da geht es meistens um Körperverletzung oder Raub.“ Es gebe Schlägereien, etwa dann, wenn ein Streit eskaliere. Warum so etwas besonders oft an Bahnhöfen und ZOBs passiere, begründet Wichmann so: „Das sind eben einfach Treffpunkte. Überall dort, wo Menschen zusammenkommen, gibt es leider auch Gewalt und Kriminalität.“
Stecken Banden oder Jugendliche aus Hamburg hinter Vorfällen an den Bahnhöfen?
Dass bestimmte Banden hinter vielen Delikten an Norderstedter Bahnhöfen stecken, kann Wichmann „nicht bestätigen“. Auch die Einschätzung, dass es in Wahrheit vor allem Hamburger Jugendliche seien, die in Norderstedt Unruhe stiften, hört man gelegentlich. Dazu Wichmann: „Norderstedt liegt nahe an Hamburg, also sind natürlich auch Hamburger Jugendliche darunter. Aber eben auch Norderstedter. Es ist eine gemischte Klientel. Zu sagen, die Probleme gehen von Hamburg aus, das ist falsch.“
In Sachen Alter lasse sich keine Eingrenzung vornehmen. Wichmann sagt aber: „Es gibt immer wieder auch weibliche Täter.“ Und im Sommer passiere traditionell mehr als im Winter an solchen Kriminalitätsschwerpunkten.
Welche Drogen bei Kontrollen gefunden werden – und welche nicht
Bei Personenkontrollen würden Dinge wie „Stehlgut oder Betäubungsmittel“ gefunden, zum Beispiel Marihuana oder Kokain. Drogen wie Crystal Meth seien „glücklicherweise noch nicht so vertreten in Norderstedt.“ In der Regel funktionierten diese Kontrollen „gut“. Aber es gebe natürlich auch immer wieder Fälle, in denen sich die Leute widersetzen. Waffen hätten die Beamten „in den letzten drei Monaten nicht gefunden.“
Bei Sachbeschädigung gehe es um Vandalismus, zum Beispiel am ZOB, oder auch um Graffiti-Schmierereien. Und das gehe „durch alle Altersgruppen durch.“
Videoüberwachung an den ZOBs? Was der Polizeichef dazu sagt
Polizeiliche Videoüberwachung gibt es aktuell in ganz Norderstedt nicht. Allerdings hat die Hochbahn eigene Kameras unten in den U-Bahnhöfen, zudem wird die Stadt nun zusätzliche Kameras im Umfeld der ZOBs installieren. Das ist polisch beschlossene Sache, im aktuellen Haushalt sind 160.000 Euro dafür vorgesehen. Die Maßnahme muss nun ausgeschrieben werden.
Aus Sicht von Norderstedts Polizeichef könnte das durchaus für mehr Sicherheit sorgen. So sagt Wichmann: „Aus meiner Sicht ist Videoüberwachung an den ZOBs begrüßenswert.“ Denn allein das Vorhandensein von Kameras habe „abschreckenden Charakter“, so seine Einschätzung. Denn jeder potenzielle Täter würde „sich gut überlegen, strafbar zu handeln, wenn er genau weiß, dass er dabei gefilmt werden würde.“ Zudem hätte die Polizei dann Beweismittel in Form von Mitschnitten. Über das Thema sei man „in einem engen und sehr guten Austausch mit der Stadt.“
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Sicherer soll demnächst auch Norderstedts Hauptpolizeiwache werden, sie sich an der Europaallee hinter dem Herold-Center befindet. Dieses Frühjahr steht ein Umbau an. Wichmann: „Der vordere Bereich wird erneuert. Der Wachbereich wird sicherer. Er wird zum Beispiel eine Schleuse mit schusssicherem Glas bekommen.“ Langfristig wird das Revier komplett neugebaut, derzeit befindet sich das Verfahren aber noch in einem frühen Planungsstadium.