Norderstedt. Überlaufende Toiletten, Rohrbrüche, Platzmangel: Polizisten an der Europaallee frustriert. Nun gibt es wenigstens Hoffnung.
Jahrelang hat sich der Neubau verzögert, müssen die Polizisten in der Wache an der Europaallee in Norderstedt in einem maroden Dienstgebäude arbeiten. Geplatzte Wasser- und Abwasserleitungen, überlaufende Toiletten, Sicherheitsrisiken, zu wenige Räume – unzumutbare Bedingungen. Doch nun gibt es Hoffnung: Die Planungen für das neue Gebäude sind angelaufen.
Nachdem lange Stillstand herrschte und sich Stadt und Land gegenseitig für die Verzögerungen verantwortlich gemacht hatten, hat die für landeseigene Gebäude verantwortliche Gebäudemanagement Schleswig-Holstein (GMSH) den Politikern im Stadtentwicklungsausschuss Ziele und Zeitplan vorgestellt. Und der besagt: Geduld ist weiterhin gefragt. Denn fertig wird der Neubau nach jetziger Zeitschiene erst im zweiten Halbjahr 2029.
Gefragt ist anspruchsvolle Architektur, denn nebenan wird das Bildungshaus gebaut
Der Neubau soll sich zum einen in die Umgebung einpassen, und da gilt es durchaus Ansprüche zu erfüllen. Schließlich wird wenige Meter weiter das Bildungshaus gebaut – das Millionen-Euro-Projekt soll ein kultureller Leuchtturm werden, deutschlandweit einzigartig. Weiter geplant sind ein Wohn- und Geschäftsturm mit acht Geschossen, ohnehin soll der gesamte Bereich im Zentrum Garstedts ein neues Gesicht bekommen. Der heruntergekommene Adenauerplatz und die Europaallee sollen neue gestaltet werden, der sich anschließende Willy-Brandt-Park wird gerade modernisiert.
Als „bedeutsamen Standort“ hat auch die GMSH den Bauplatz für die neue Wache ausgemacht. Der neue Dienstsitz der Norderstedter Polizei sei weithin sichtbar, müsse daher eine ansprechende Fassade bieten, „eine überzeugende städtebauliche Antwort auf die Nachbarschaft“.
Bauherr legt viel Wert auf nachwachsende und recycelbare Baustoffe
Zum anderen hat Nachhaltigkeit für den Bauherren höchste Priorität. Nachwachsende, recycelte und recycelbare Baustoffe sollen verwendet, der Energiestandard eines Passivhauses gewährleistet werden. Ein externer Sachverständiger soll das Projekt nach dem Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen zertifizieren. Die GMSH fordert, dass die Energie „gebäudenah“ gewonnen wird, beispielsweise durch Fotovoltaik. Gründächer gehören zum Konzept, Wärmeschutz im Sommer und Kälteschutz im Winter sollen gleich mitgebaut, aktive Kühlung vermieden werden.
Das neue Polizeigebäude soll dort entstehen, wo jetzt das Finanzamt seien Sitz hat. Die Mitarbeiter ziehen um, sodass der Bau abgerissen werden kann. Haben die Polizisten ihre neuen Räume bezogen, wird ihr bisheriger Dienstsitz, der aus den 70er-Jahren stammt, ebenfalls abgerissen.
Vorbild ist ein 2017 eingeweihtes Polizeipräsidium in Nordhessen
Vorbild für die Planer kann laut GMSH der Neubau eines Dienstgebäudes mit Garagen für das Polizeipräsidium Nordhessen sein, das als Pilotprojekt in Passivbauweise hochgezogen wurde. Das dortige Verwaltungsgebäude ist 80 Meter lang und 30 Meter breit. Es bietet Platz auf drei Geschossen und hat ein Flachdach.
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Energie muss für 3870 Quadratmeter bereitgestellt werden, hinzu kommt eine rund 1600 Quadratmeter große Garage in Teilen des Erdgeschosses. Der Neubau sei ein Beitrag zum Klimaschutz, die hessische Landesverwaltung will bis zum Jahr 2030 CO₂-neutral arbeiten – ein Ziel, das Norderstedt 2040 erreichen will.
Neubau des Norderstedter Polizeireviers wird europaweit ausgeschrieben
Noch im November soll das Projekt europaweit ausgeschrieben werden, Architekten haben bis zum Jahresende Zeit, Entwürfe zu fertigen. Der Zeitplan sieht weiter vor, dass Anfang Januar vier Bieter ausgewählt und die Anforderungen präzisiert werden. Möglichst noch im April 2024will der Bauherr den Siegerentwurf küren. Der Baubeginn ist für Mitte 2027 vorgesehen, die Bauzeit ist mit zwei Jahren kalkuliert. Weitere Details wurden nicht bekannt. Vor gut zwei Jahren war von rund 13 Millionen Euro für den Neubau die Rede.