Norderstedt. Probleme beim Brandschutz verzögern seit Monaten Eröffnung im Norderstedter Einkaufszentrum. Auch andere Flächen stehen länger leer.
Es ist eine sehr zentrale, sehr große Einzelhandelsfläche in der De Gasperi-Passage in Norderstedt. Und sie steht nun schon seit fast vier Jahren leer: die ehemalige Karstadt-Fläche am Übergang zum Herold Center. Die Fensterflächen zwischen Rusta und den Rolltreppen zu Saturn sind mit Werbung abgeklebt, die Passage wirkt dadurch in diesem Teil ziemlich tot und unwirtlich. Eigentlich sollte hier schon vor Monaten eine Filiale des Discounters Woolworth einziehen, daneben eine Filiale des Modeunternehmens SiNN. Doch während für das Modehaus schon lange ein Eröffnungstermin genannt wird – nämlich „Herbst 2024“ – verschiebt sich der Start für Woolworth, der schon 2023 kommen sollte, immer weiter.
Vonseiten des Discounters hieß es in den vergangenen Monaten, „fehlende Genehmigungen“ sorgten für die Verzögerung. Das Centermanagement – es handelt sich um das Unternehmen MEC METRO-ECE mit Sitz in Düsseldorf – betonte, man warte noch auf die Baugenehmigung. Jetzt ist allerdings bekannt, was genau für die lange Verzögerung sorgt. Offenbar gab es Mängel an dem Brandschutzkonzept, das Woolworth vorgelegt hatte.
Brandschutzkonzept: „Bei der Prüfung wurden Mängel festgestellt“
Bernd-Olaf Struppek, Sprecher der Stadt Norderstedt, sagt: „Das vom Unternehmen eingereichte Brandschutzkonzept wurde extern vom Prüfingenieur für Brandschutz geprüft. Bei der Prüfung wurden Mängel festgestellt. Das Brandschutzkonzept wurde daraufhin überarbeitet und dem externen Prüfingenieur für Brandschutz erneut zur Prüfung vorgelegt.“
Aktuell, so Struppek weiter, befinde sich das Konzept noch immer „in dieser Überprüfung“. Sobald der Prüfbericht in der Bauaufsicht der Stadt Norderstedt vorliege, werde „das Baugenehmigungsverfahren unverzüglich fortgesetzt.“ Roland Rissel, seines Zeichens „Senior Expert Corporate Communication/PR“ bei Woolworth, bestätigt, dass es bei der Verzögerung um das Brandschutzthema geht. Und er sagt: „Da es bisher dazu keine finale Freigabe gibt, können wir derzeit keine weiteren Planungen vornehmen.“
US-Handelsriesen Woolworth gibt es nicht mehr, deutsche Tochter startete 2010 neu
Damit steht erstmal nur eins fest: Woolworth will eine Filiale in der Passage eröffnen – sobald möglich. Norderstedt ist in gewisser Hinsicht vertrautes Terrain für Woolworth – bis 1998 gab es schon einmal eine Filiale am Schmuggelstieg. Dann allerdings ging die US-Mutter, die legendäre „F.W. Woolworth Company“, pleite. Woolworth Deutschland versuchte es alleine, ging aber 2009 ebenfalls insolvent. 2010 kam der Neustart der nur in Deutschland beheimateten „Woolworth GmbH“ mit Sitz in Unna, die seitdem stark expandiert. Mittlerweile gibt es eine Filiale in Henstedt-Ulzburg, in Norderstedt allerdings noch keine.
SiNN-Filiale wird Marken wie Marc O‘Polo, Daniel Hechter und Schiesser führen
SiNN ist ein Modehaus mit Sitz in Hagen. Die Firma hat 33 Filialen in Deutschland, dort ist Kleidung im mittleren bis gehobenen Preissegment erhältlich. Die geplante Filiale in der De Gasperi-Passage wäre die erste in Schleswig-Holstein. Auf 3500 Quadratmetern Verkaufsfläche sollen Marken wie Marc O´Polo, Brax, Wellensteyn, Daniel Hechter, Mey und Schiesser zu finden sein. Filialleiter soll Roman Bittner werden, der bereits die SiNN-Filiale im Harburger Phoenix-Center führt.
Zum Stand der Dinge sagt Marion Bergmann, als Centermanagerin bei MEC METRO-ECE zuständig für die De Gasperi-Passage: „Wir freuen uns, dass Sinn den Mieter- und Branchenmix der De-Gasperi-Passage ab Herbst dieses Jahres bereichern wird. Einen genaueren Eröffnungszeitraum können wir aktuell nicht nennen, da die Bewilligung des eingereichten Bauantrages ausstehend ist.“
Und was ist mit der leeren Fläche gegenüber von REWE?
Auch eine weitere Ladenfläche steht aktuell in der Passage leer, nämlich die direkt gegenüber von REWE. 230 Quadratmeter Verkaufsfläche seien hier „provisionsfrei“ zu mieten, heißt es auf einem Plakat, das dort schon eine Weile zu sehen ist. Für diese Fläche befinde man sich „bereits in Gesprächen mit verschiedenen Interessenten“, sagt Marion Bergmann. Nebenan soll ein „Barber Shop“ einziehen. „Coming Soon“, steht am Schaufenster. Einen Eröffnungstermin kann Marion Bergmann aber nicht nennen.
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In sozialen Netzwerken, etwa auf Facebook bei „Wir, mein Norderstedt!“ und auch in den Google-Userrezensionen, wird hin und wieder mal die Qualität der Läden im Herold Center kritisiert. Es gebe zu viele Discounter und „Billigläden“, heißt es gelegentlich – manche Kritiker beziehen sich allerdings unwissentlich auf die nach dem ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten Alcide De Gasperi (1881 – 1954) benannte Passage, die ein ganz anderes Management als das Herold-Center hat. Dessen Manager Carsten Gogol nahm kürzlich ausführlich zu negativen Kundenrezensionen Stellung.
Billigläden? Was die Passagenmanagerin zur Kritik sagt
Mit Bezug auf die von ihr geleitete Passage sagt nun Marion Bergmann: „Unser Fokus bei der Vermietung der Ladenflächen liegt auf einem ansprechenden Händlermix, der vor Ort passgenau die Nachfrage der Kundinnen und Kunden befriedigt. Die Entwicklung von Rusta hin zu einem echten Frequenzanker bestätigt uns in unserem Vorgehen. Zudem wird SiNN unseren Standort in absehbarer Zeit bereichern. Der Händler ist im Vergleich Rusta oder Tedi in einem etwas höherpreisigen Segment angesiedelt und wird unseren Mieter- und Branchenmix als Textilfilialist ideal ergänzen. Mit Rewe und Saturn haben wir zudem bekanntlich langjährig etablierte Handelspartner, die sich bei den Verbrauchern vor Ort hoher Beliebtheit erfreuen.“