Norderstedt. Nach Insolvenz im Herbst 2023: Leerstehendes Seniorenheim in Norderstedt steht zum Verkauf. Diese Summe wird gehandelt.
Viele in Norderstedt werden sich an die dramatischen Tage im vergangenen Oktober erinnern. Das Altenpflegeheim Rosengarten, über Jahrzehnte in Garstedt ansässig, erhielt vom Kreis Segeberg ein Betriebsverbot. Zuvor war die Einrichtung verkauft worden, dann meldete der Träger Insolvenz an, der Geschäftsführer tauchte ab, und die Heimaufsicht kam schließlich zu dem Urteil, dass keine wirtschaftliche Leistungsfähigkeit mehr gegeben war.
Die Bewohnerinnen und Bewohner mussten ausziehen, binnen kurzer Zeit neue Heimplätze finden. Und während die alte Betreibergesellschaft im Januar 2024 endgültig aufgelöst wurde, steht das leerstehende Gebäude, das sich an der Kreuzung Alte Dorfstraße/Ochsenzoller Straße befindet, seit Mitte Februar offiziell zum Verkauf.
Insolventes Altenpflegeheim Rosengarten: Objekt steht jetzt zum Verkauf
„Sonderpreis“: Das steht in dicken roten Buchstaben an der Eingangstür. Die Vermarktung übernimmt das Dresdner Unternehmen „Impro.de“, nach eigener Aussage „seit 30 Jahren“ ein „Spezialist für Immobilien aus Insolvenzen und Bankenverwertungen“. Auf einem der gängigen Portale verrät ein detailliertes Exposé, wie das ehemalige Altenpflegeheim beworben wird – und welche Summe im Raum steht.
„Dieses Objekt bieten wir aus einem Insolvenzverfahren an“, heißt es. „Zustimmung von Grundpfandrechtsgläubiger und Insolvenzverwalter erforderlich.“ Und: „Das Objekt ist ein gepflegtes, 2,5-geschossiges, voll unterkellertes Senioren- und Pflegeheim für 78 Bewohner in Massivbauweise.“ Erbaut wurde dieses 1959, dann „im Laufe der Jahres mehrfach saniert und erweitert“. Ortsansässige dürften den alten Namen noch vor Augen haben, denn einst kannte man die Einrichtung als „Haus Kallen“.
Norderstedt: „Sonderpreis“ – diesen Wert hat die Insolvenz-Immobilie
Das Grundstück selbst ist 2101 Quadratmeter groß, die Fläche insgesamt, die zur Verfügung steht, umfasst 2661,90 Quadratmeter. Der Zustand scheint aber nicht optimal zu sein, es ist die Rede von „Renovierung-/Sanierungsstau“, und davon, dass „im gesamten Objekt Malerarbeiten (Wände/Decken)„ nötig seien. Die Elektrik sei „teilweise veraltet“.
Trotz des Etiketts „Sonderpreis“ ist das Gebäude aber nur bedingt ein Schnäppchen. Denn wer das ehemalige Altenpflegeheim Rosengarten erwerben möchte, müsste 2,5 Millionen Euro zahlen. Hinzu kommt die Provision. Maklerin Birgit Riege, bei Impro in der Niederlassung für den Raum Hamburg tätig, erklärt auf Abendblatt-Nachfrage, wie der Preis zustande gekommen ist: „Es gibt ein zwei Jahre altes Verkehrswertgutachten. Das hat der Gutachter aber deutlich nach unten korrigiert aufgrund der Marktentwicklung.“ Ursprünglich lag die Summe sogar bei 3,7 Millionen Euro.
Früheres Heim Rosengarten in Garstedt: „Es gibt eine ganze Reihe an Anfragen“
Da das Gebäude Teil einer Insolvenzmasse ist, gelten besondere Vorgaben. Zwingend ist nämlich vorgeschrieben, dass ein Verkauf an das beste Gebot erfolgen muss. Das bedeutet: Es darf nicht nur ein Angebot geben. Und: Es könnte auch höher gehen als 2,5 Millionen Euro. „Es gibt keinen Fixpreis oder Verhandlungspreis“, so Riege. Der Vergleich zwischen Geboten sei wichtig. Eine Frist gebe es aber nicht. Interessenten haben sich längst gemeldet. „Es gibt eine ganze Reihe an Anfragen, sowohl für eine Fortsetzung der bisherigen Nutzung als auch für eine andere Nutzung.“
- Kiffen in Norderstedt: Oberbürgermeisterin will Bannmeilen
- Kultur-Schock: Marode TriBühne schließt im Sommer bis 2026
- Immobilien-Pleiten: Norderstedt will Bauen günstiger machen
Auch die Stadt Norderstedt? Anfang November 2023 hatte die heutige Oberbürgermeisterin Katrin Schmieder, damals noch Sozialdezernentin und im Wahlkampf, auf eine Bürgerfrage während eines Kandidatenduells öffentlich Folgendes gesagt: „Wir sind in der Eigentümerermittlung. Das ist hoch komplex. Wir würden das Haus gerne übernehmen. Es muss gar nicht nur für Geflüchtete sein. Ich würde dort auch gerne Auszubildende unterbringen. Da gibt es viele Personengruppen. Ich könnte mir auch vorstellen, dass wir einen neuen Träger suchen und dort wieder Angebote für ältere Menschen machen.“
Altenpflegeheim: Auch die Stadt Norderstedt hat das Objekt besichtigt
Heute heißt es aus dem Rathaus nur: „Wir sind dran“, so Sprecher Bernd-Olaf Struppek, ansonsten verwies er auf das schwebende Verfahren, bestätigte aber, dass Mitarbeitende der Stadt das Objekt besichtigt hätten.
Unabhängig davon betont Maklerin Birgit Riege grundsätzlich: Es müsse keinesfalls wieder ein Seniorenpflegeheim sein, die Form der Nutzung sei eher eine „baufachliche Frage“. Für sie ist es übrigens keinesfalls ein Novum, eine derartige Immobilie, also ein insolventes Heim, anzubieten. „Das kommt vor, sogar immer häufiger.“